Zahlreiche Seminare versprechen, Konfliktmanagement zu lehren, das Verständnis für Mitarbeiter und Kollegen zu fördern, unsachliche Angriffe und Einwände zu erkennen und zu entschärfen, Argumente zu hinterfragen und eine konstruktive Einstellung zu Konflikten zu leben. Doch: Kann Konfliktmanagement wirklich gelernt werden?
Günter Sigl, MAS (Geschäftsführer, Stratos Institut) antwortet: “Das empathische Zuhören und das gezielte Hinterfragen haben einen sehr großen Stellenwert. An erster Stelle steht jedoch die grundsätzliche Einstellung. Werden Konflikte als etwas ganz Normales angesehen, die im Zusammenleben immer wieder auftreten, so ist ein Grundstein für eine konstruktive Konfliktbewältigung gegeben. Wir sehen es z. B. sehr deutlich bei unseren Mediationslehrgängen – die Teilnehmer berichten zum Schluss immer wieder, wie sehr sie persönlich profitiert haben und aufgrund ihrer Einstellung und den neu gelernten Fähigkeiten viel souveräner und konstruktiver Konflikte bearbeiten können.” Sigl (Stratos Institut) geht weiters auf die Inhalte ein, die ein effektives Konfliktmanagement-Seminar beinhalten muss: “Für mich sind folgende Inhalte notwendig: Die grundsätzliche Basis bildet die Förderung der Empathie. Weiters muss klar werden, dass Konflikte etwas ganz Natürliches im menschlichen Zusammenleben sind. Auch kommunikative Fähigkeiten gehören trainiert. Und es sollten auch mediative Fähigkeiten vermittelt werden.”
Ronny Hollenstein (Geschäftsführer, ic2 concepts & trainings) sagt konkret: “Wir trainieren in Konfliktmanagement-Seminaren drei Fähigkeiten:
- Die Dialogfähigkeit als Kunst, gemeinsam nachzudenken. Hierbei ist es wichtig, laut zu denken, ohne sofort eigene Standpunkte zu verteidigen.
- Die Diskussionsfähigkeit, durch die gemeinsam Entscheidungen getroffen werden. Hier ist eine sachliche und analytische Betrachtung der vorhandenen Standpunkte wichtig, um innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen und entlang gemeinsamer Zielvereinbarungen zur besten Lösung zu kommen.
- Konfliktfähigkeit, die auch dann die Handlungsfähigkeit der Personen ermöglichen soll, wenn nicht so leicht eine Lösung gefunden wird. Sie soll die Würde der vorhandenen Personen respektieren und damit einen Streit verhindern.”
Klaus Hochkogler (Inhaber, ictm) ergänzt als sinnvolle Seminar-Inhalte: “Dem eigenen Konfliktverhalten sollte intensive Zeit und Reflexion gewidmet werden, auch die hohe Kunst des gewaltfreien Formulierens (gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg) hilft oft weiter. Aufpassen aber: Die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg ist nicht in jedem Kulturkreis unreflektiert einsetzbar. Wichtig finde ich auch noch das Erkennen eines Problems sowie das Bewahren des Überblicks über die entsprechenden Kontexte, in denen ein potenzieller Konflikt steht. Das gilt sowohl für den organisatorischen als auch den kulturellen Aspekt eines Konflikts.”
All diese Inhalte finden Einzug in Konfliktmanagement-Seminare. Heute ist es üblich, sie im Kreis der Personalentwicklung anzubieten, von langjähriger Tradition in diese Richtung kann man allerdings noch nicht sprechen.