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Weltweit gibt es hunderte Business Schools, die tausende MBA Programme anbieten – der postgraduale Weiterbildungsmarkt ist härter umkämpft denn je.

Das Zauberwort heißt „MBA“ und stammt einmal mehr aus den USA. Doch während dort der Master of Business Administration unmittelbar nach dem College-Abschluss in zwei Jahren als Vollzeitstudium mit einem Praktikum absolviert werden kann und damit der Komplettierung der Managementausbildung dient, ist die Absolvierung des europäischen MBAs in einem deutlich kürzeren Zeitraum möglich. International gibt es einen Qualitätsrahmen, der festlegt, welche Kriterien in der Ausbildung erfüllt sein müssen, damit diese auch offiziell den Titel MBA tragen darf. Da in vielen Ländern nicht nur staatliche Hochschulen und Privatuniversitäten MBA Ausbildungen anbieten dürfen, sondern auch private Bildungsinstitutionen, kommen immer wieder neue, mitunter sehr spezialisierte Angebote auf den Markt – und nicht alle davon sind letztlich international anerkannt. Dass MBA nicht gleich MBA ist, zeigen auch die Unterschiede im hart umkämpften postgradualen Weiter-bildungsmarkt. So finden sich etwa im Portfolio der österreichischen Anbieter Programme für Executive MBAs sowie für Professional MBAs. Der Unterschied ist gravierend: Ausbildungen für den Executive MBA richten sich ausschließlich an Personen mit fünf- bis zehnjähriger Praxis-erfahrung plus einer mindestens fünfjährigen und aktuellen Führungserfahrung. Hingegen haben die Professional MBA Ausbildungen eine jüngere Zielgruppe im Visier. Diese Ausbildungen sind für Fach- und Führungskräfte gedacht, die eine Managementqualifizierung benötigen und sich zusätzlich noch ein Fachgebiet auswählen, in dem eine Spezialisierung erfolgt. Die Donau Universität Krems hat vor über 10 Jahren Professional MBA-Programme entwickelt und ist mit 21 verschiedenen Spezialisierungen im Angebot mittlerweile Marktführer in Österreich. „Unsere Teilnehmer befinden sich am Übergang von der Expertenrolle in die Führungsrolle“, so Anton Zeiner, Fachbereichsleiter Professional & Corporate Programms. Die meisten MBA-Programme sind modular aufgebaut. Mit der Absolvierung eines Moduls wird auch der jeweilige Themenbereich abgeschlossen. Diese Vorgehensweise ermöglicht auch ein flexibles Eingehen auf die individuelle Situation der Teilnehmer. „Es ist möglich, sich die Module so zu wählen, dass der MBA als Vollzeitprogramm absolviert wird. Es ist auch möglich, ein viersemestriges Programm auf sechs Semester auszudehnen, wenn es aus beruflichen Gründen erforderlich ist“, erklärt Zeiner. Überwiegend finden die Ausbildungsmodule der diversen MBAProgramme in Präsenzveranstaltungen statt. In einer Zeit, in der Web 2.0 im Ausbildungsbereich Einzug hält, drängen aber auch immer mehr Online MBA-Programme auf den Markt. Da der im Fernstudium erworbene MBA in Fachkreisen lange Zeit als nicht vollwertig angesehen wurde, erreicht der Abschluss allerdings (noch) nicht den gleichen Marktwert, wie der des klassischen MBAs.


Ziel vor Augen haben

Weil eine MBA-Ausbildung eine beträchtliche zeitliche und finanzielle Investition darstellt, ist die Frage der Zieldefinition entscheidend. „Völlig falsch wäre es, den MBA nur wegen des Titels zu machen. Der MBA ist nicht der Türöffner“, erzählt Lars Maydell von Egon Zehnder International. Hingegen ist es zielführend, die Professional MBA Ausbildung als betriebswirtschaftliche Grundlage für Nicht-Wirtschafter und den Executive MBA als strategische Leadership Ausbildung für erfahrene Führungskräfte zu verstehen. Die Frage nach der Qualität der Ausbildung ist für Interessenten meist schwer zu beurteilen. Ein möglicher Indikator in der Wahl qualitativ hochwertiger Programme sind international einheitliche Qualitätsstandards in Form von Akkreditierungen bzw. international anerkannten Gütezertifikaten. Im Hochschul-bereich sind das etwa EQUIS, FIBAA oder AMBA. Im Rahmen der Qualitätsprüfung werden vor allem die Bereiche Internationalität, Qualität und Praxisbezug der Lehre, das Qualifikationsprofil der Vortragenden und Absolventen, die Effizienz des Universitätsmanagements und auch die Beziehungen zur Wirtschaft im Rahmen der Qualitätsprüfung analysiert. Da von den verschiedenen Akkreditierungsagenturen ähnliche Kriterien für den Prüfungsprozess herangezogen werden, muss eine Institution nicht alle Zertifizierungen machen. In Österreich hat sich die WU Executive Academy laut eigenen Angaben als einzige Business School dem Prüfungsprozess gestellt und kann mit vier Gütezertifikaten aufwarten. Bodo Schlegelmilch, Dean der WU Executive Academy: „Mit den Akkreditierungen können sich Studierende darauf verlassen, dass überall wo MBA drauf steht, auch MBA drinnen ist. Außerdem fragen Arbeitgeber bei einem Bewerbungsgespräch nicht nur danach, ob ein Bewerber über einen MBA-Abschluss verfügt, sondern vielmehr danach, wo er ihn gemacht hat – und da spielen internationale Akkreditierungen eine zentrale Rolle.“


Rankings kritisch hinterfragen

Jedenfalls ist ein reiner Rankingvergleich nicht genug, denn aufgrund der Kriterien, die einer Beurteilung unterzogen werden, sowie der Stichprobengröße und der befragten Personen generell, werden einige Rankings von Experten sehr kritisch hinterfragt. Dennoch geben die Bewertungsergebnisse zumindest eine erste Orientierung. Auf internationaler Ebene sind die Rankings von Financial Times, Business Week, Wallstreet Journal und Economist sowie vom Handelsblatt führend. In Österreich hat das Industrie Magazin vor kurzem ein Ranking der in Österreich angebotenen MBAs veröffentlicht. Bei dem Ranking, das vor allem die Teilnehmerzufriedenheit und das Image der Institution erhoben hat, eroberte neben der WU Executive Academy auch die Limak Austrian Business School einen Platz am Siegerpodest. „Bei der Beurteilung des Ergebnisses von Rankings ist es wichtig zu schauen, wer das Ranking durchgeführt und welche Kriterien herangezogen wurden. In internationalen Rankings werden auch die Gehaltssteigerungen der Absolventen nach dem MBA-Abschluss herangezogen. Das führt dann dazu, dass bei einigen Business Schools darauf geachtet wird, dass die Teilnehmer aus den Bereichen Investment Banking und Financial Services verstärkt vertreten sind. Das wäre für uns nie ein Kriterium in der Zusammenstellung der Teilnehmerstruktur“, gibt Holger Heller, Geschäftsführer der Limak kritisch zu bedenken.


Internationalität und Praxisorientierung

Neben Image der Bildungsinstitution und Qualität der Ausbildung sollte im Auswahlprozess auch die Praxiserfahrung der Vortragenden ins Visier genommen werden. Schlegelmilch empfiehlt MBA-Interessenten: „Nur wenn Vortragende über die nötige Praxiserfahrung verfügen, können sie vermitteln, worauf es wirklich ankommt.“ Weiters sollte darauf geachtet werden, dass das Programm international ausgerichtet ist. „Zum einen sind die Vortragenden in der Regel international anerkannte Professoren und Top-Manager, und zum anderen profitieren die Studierenden von einem weitreichenden Netzwerk. Die Teilnehmer kommen aus den unterschiedlichsten Kultur- und Wirtschaftskreisen und lassen ihre vielfältigen Praxiserfahrungen in das Programm einfließen. Diese Erfahrungen und Kenntnisse sind ebenso lehrreich wie der Input der Vortragenden. Daher ist bei der Auswahl auch auf die Seniorität, Diversität und Qualität der zukünftigen Kollegen zu achten“, so Schlegelmilch.

Internationalität forciert auch das Continuing Education Center der TU Wien mit seinen spezifischen Programmen der technikorientierten Höherqualifizierung. Bei 80 Prozent der MBA Programme erfolgt der Unterricht ausschließlich in englischer Sprache. Bisher haben Studierende aus 50 Ländern die Programme absolviert und somit die internationalen Fallstudien auch in einem interkulturellen Kontext analysiert. „Aufgrund ihrer Berufserfahrung bringen unsere postgradualen Studierenden ein enormes Wissens- und Diskussionspotential ein“, berichtet Petra Aigner, Managing Director des Continuing Education Center der TU Wien. „Und um die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu spannen, organisieren wir auch Exkursionen zu Produktionsstätten der Automobilindustrie oder zu Behörden auf europäischer Ebene“, so Aigner weiter.


Kosten-Nutzen-Relation

Ein nicht minder bedeutendes Entscheidungskriterium sind die Kosten eines MBA Programmes, die je nach Angebot zwischen € 10.000 und € 40.000 betragen können – exklusive Reise- oder Aufenthaltsspesen. Vielmehr als die Kosten der Ausbildung sollte aber der mögliche Nutzen daraus für die persönliche Entscheidungsfindung in Betracht gezogen werden. Managementberater Lars Maydell gibt Interessenten den Rat, „die eigene Weiterbildung nicht in die Verantwortung des Unternehmens zu geben. Eine teure MBA Ausbildung zu machen birgt ein hohes Risiko, gibt aber auch den Spirit, etwas daraus zu machen. Daher ist es besser, den MBA selber zu zahlen. Mit der richtigen Ausbildung ist der Return on Investment dann ein sehr kurzer.“

(Beitrag erschienen in SUCCEED 04/10)

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