In einer Unternehmenskultur, die von Vertrauen, Fortschrittswillen und Eigenverantwortung der Mitarbeiter geprägt ist, wird mit Fehlern dramafrei umgegangen. Hier werden Fehler nicht so lange vertuscht, bis es zu einer Eskalation kommt, sondern sie werden willkommen geheißen, um daraus zu lernen. Fehler werden als wertvolle Erfahrungen betrachtet und in Kauf genommen, um neue Wege testen zu können. Mit dieser Grundhaltung darf und soll es auch Konflikte geben, denn die haben dann den Charakter einer konstruktiven und ernsthaften Auseinandersetzung mit anstehenden Themen.
Die Einstellung zum Umfeld mit Konflikten ist entscheidend, sagt auch Dr. Clemens Widhalm (Geschäftsführer, Dale Carnegie Austria): „Geht es um Machtkämpfe und ‘Recht haben’ oder steht die Lösung eines Problems bzw. die Erreichung eines Zieles im Vordergrund? Geht es um persönliche Eitelkeiten oder um die Sache? Wo Wertschätzung und der Wunsch, andere Menschen in deren Entwicklung zu fördern etabliert sind, können Konflikte sogar als Katalysator wirken. Anderswo als jener Funke, der ein explosives Gemisch zur Detonation bringt. Zuallererst ist es wichtig, dass eine Vertrauensbasis geschaffen wird. Hier geht es um den alltäglichen wertschätzenden Umgang, Fairness, Transparenz, das Halten von Versprechen, das Anerkennen von Erfolgen, das ehrliche Interesse an Menschen, das aktive Zuhören. Klingt nach Selbstverständlichkeiten, geht jedoch im Unternehmensalltag oft unter. Wenn Vertrauen da ist, können wir Mitarbeiter leichter dazu ermutigen, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen und kalkulierte Risiken einzugehen. Faire, in der Sache klare und dem Menschen gegenüber wertschätzend geführte Kritikgespräche unterstützen Mitarbeiter, aus ihren Fehlern zu lernen und sich auch weiterhin für das Unternehmen zu engagieren.”
Engagement und Eigenverantwortung wirken sich positiv aus – u. a. auf die Innovationsrate, Flexibilität, Einsatzbereitschaft bei Engpässen, Problemlösungsfähigkeit, Kundenzufriedenheit und letztlich im Betriebsergebnis.
Beispiele
Klaus Hochkogler, MA (Inhaber, ictm) steuert ein Beispiel bei: “Hätte BP zum Beispiel eine positive Fehlerkultur gehabt, dann hätte sich möglicherweise dieser unglaubliche Umweltschaden im Golf von Mexiko gar nicht ereignet. Man hätte auf die warnenden Hinweise einiger Ingenieure gehört. Es wären entsprechende Maßnahmen getroffen worden. Aber vielleicht ist es auch die Abwägung von wirtschaftlichen Konzerninteressen gegen scheinbar hohe Kosten zur Reduktion von Risiken. Also Gier gegen Sicherheit, so nach dem Motto ‘wird schon nichts passieren’. Grauenhaft, wenn das Menschenleben kostet. Und die Umwelt mit so einem Desaster bedenkt.”
Clemens Widhalm (Dale Carnegie Austria) bringt ebenfalls ein Beispiel zur Fehler-Eliminierung: “Für Robert Bosch International haben wir ein Projekt durchgeführt zum Thema ‘Coaching als Instrument zur Fehlerreduktion’. Dieses Unternehmen ist stark qualitätsgetrieben und tut sein Bestes, um sich der Null-Fehler-Tangente zu nähern. Unser Beitrag – zusammen mit Dale Carnegie Partnern in Deutschland, Ungarn, Spanien, China und anderen Ländern – bestand darin, die Führungskräfte daraufhin zu coachen, dass sie ihrerseits die Mitarbeiter zur optimalen Einhaltung der im Unternehmen etablierten Qualitätssicherungsprozesse anleiten, ohne deren Eigeninitiative zu gefährden.”
Klaus Hochkogler (ictm) nennt ein weiteres Beispiel, diesmal zur Null-Fehler-Strategie: “Bei einem weltweit operierenden Produzenten im Bereich Automotive ging es darum, die ‘Null-Fehler-Strategie’ entsprechend umzusetzen. Es dauerte eine geraume Zeit, bis das Projektteam bzw. dessen Leitung verstanden hatte, dass hier Unmögliches verlangt wurde. Die Mitarbeiter sahen keine Möglichkeit, dieser Konfliktsituation zu entkommen, weil sie das als ‘Befehl von oben’ empfanden. Faszinierend daran waren auch die unterschiedliche Rezeption von Risiko und Fehler und die daraus resultierenden Konflikte – ein Aspekt der gerade in weltweit operierenden Unternehmen immer noch unterschätzt wird. Das Trainingsprogramm war hier in der Folge auch umfangreich und inkludierte Cultural-Fitness-Trainings, Diversity- Workshops ebenso wie Konfliktmanagement- Seminare.”