Einige Social-Media-Kanäle, Plattformen und Anbieter eifern um die Wette, wenn es um die Gunst der HR-Entscheider geht.
Nur: welches Angebot bietet wofür die richtige Antwort?
Welche Portale/Medien sind hinsichtlich Social Media und Recruiting/Employer Branding relevant?
Mag. Jürgen Smid (karriere.at): “Das hängt von zwei wesentlichen Faktoren ab: der Zielgruppe und dem Budget. Eine ansprechende Website mit allen wesentlichen Infos stellt die Basis zu allen weiteren Kanälen dar, auf die nicht verzichtet werden darf. Bei der Nutzung von Social-Media-Tools ist darauf zu achten, dass diese in regelmäßigen Abständen mit Inhalten gefüllt werden und auch auf etwaige Anmerkungen bzw. Kommentare seitens der User Bezug genommen wird. Aber auch das bloße Posten von Informationen und Beantworten wird in Zukunft nicht mehr reichen.”
Elisabeth Weghuber (Secretary Search): “Im Personalbereich ist sicherlich xing das meistgenützte Tool. Aber persönlich empfinde ich die Nutzung von Facebook und Twitter wesentlich aufschlussreicher, weil sich dort potenzielle Bewerber ungezwungener bewegen und eher ihr Potenzial erkennen lassen.”
Dr. Michael Hutter (dbm): “Unter dem Aspekt des Eigenmarketings eines Klienten und einer hohen Wahrscheinlichkeit, von einem Recruiter gefunden zu werden, ist xing für den deutschsprachigen Bereich mit Abstand das beste Medium. Liegt das geografische Zielgebiet im Angloamerikanischen, so ist LinkedIn zu bevorzugen.”
Barbara Wiesinger (Monster Worldwide Austria): “Aktuell sind es die Communities xing, LinkedIn und Facebook, die zahlenmässig dominieren. Aber auch Twitter ist in Österreich stark im Kommen. kununu ist ein wachsender Dienst, der sich speziell auf die Bewertung von Arbeitgebern spezialisiert hat. Was dabei immer berücksichtigt werden sollte: Social-Media-Dienste können kommen und gehen. Deshalb ist auch der Einsatz der eigenen Webseite im Sinne von Social Media (z. B. in Form eines Blogs) sinnvoll und garantiert Beständigkeit.”
Worin liegen die Vor- und Nachteile der einzelnen Portale/Medien? Welche Medien eignen sich für welche Zielgruppen?
Reinhold Immler (JoinVision E-Services): “Vor allem xing (aber auch LinkedIn) mit dem – noch – überwiegenden Fokus auf geschäftliche Kontakte ist prädestiniert dafür, offensives Recruiting und Employer Branding zu betreiben. Seit einigen Monaten ist aber auch zu beobachten, dass derartige Business-Plattformen verstärkt Tools für die private Kontaktaufnahme anbieten und damit in das Fahrwasser von Portalen wie Facebook und Twitter gelangen, die wiederum ihrerseits versuchen, den umgekehrten Weg zu gehen. Die Maximierung der User-Zahlen hat bei diesen Portalen nach wie vor oberste Priorität.”
Michael Hutter (dbm): “xing wird vom mittleren bis Top-Management genutzt, Vorstände & Geschäftsführer lassen sich bevorzugt von Headhuntern auch übers Internet finden. Unsere Klienten werden daher in monatlichen Mail-Newslettern den Executive- Search-Experten präsentiert.”
Barbara Wiesinger (Monster Worldwide Austria): “Social Media ist grundsätzlich quasi die Fortführung des Bassena-Tratsch, den es auch für das Kennenlernen und Gewinnen neuer Mitarbeiter einzusetzen gilt. Die Unterschiede zwischen den Channels liegen dabei einerseits in der Zielgruppe und andererseits in den Möglichkeiten, die die Portale bieten, um mit der Community zu interagieren. So wird beispielsweise xing primär zur Vernetzung im Businessbereich genutzt, Facebook dient hingegen eher der privaten Kommunikation. Twitter wird sowohl privat als auch beruflich genutzt, wobei die sogenannten Twitterati, also die User, eine hohe Affinität zu Innovation und Technik haben. Im Recruiting-Bereich ist Twitter deshalb so wichtig, da das Gros der HRBloggerszene auch auf Twitter unterwegs ist und der Microbloggingdienst somit eine ideale Möglichkeit ist, um sich mit der HR-Community zu vernetzen. Die Herausforderung bzw. Kunst liegt darin, sich mit den Möglichkeiten und den Mitgliedern der einzelnen Communities genau auseinanderzusetzen und die Kommunikation für den jeweiligen Kanal masszuschneidern. So eignet sich Twitter beispielsweise als Informationskanal und zur Kommunikation im B2B-Bereich gut, Facebook ist optimal, um die Jobsuchenden direkt anzusprechen. xing bietet wiederum gute Möglichkeiten, sich als Opinion Leader zu einem Thema zu positionieren und sich mit Kunden und Geschäftspartnern zu vernetzen.”
Welchen Nutzen hat z. B. Xing für einen Manager, der sich nach einer neuen Stelle umsieht?
Michael Hutter (dbm):
- Das xing-Profil ist ein Teil des Marketingmix im Hinblick auf Selbstmarketing, es kann schnell adaptiert und ergänzt werden und ist daher auch eine digitale Visitenkarte.
- Der Jobsucher kann sich ein Bild vom Gesprächspartner machen, wie schaut er aus, welches Studium wurde absolviert, welche Branchen- und Firmenerfahrungen hat die Zielperson.
- Der Jobsucher kann mit früheren Mitarbeitern eines Zielunternehmens Kontakt aufnehmen und dadurch neutralere, nicht nur positive Feedbacks zum Firmenklima bekommen.
- Jobsucher umgehen damit ›Gatekeepers‹ von Topmanagern(Assis), es kommt zu ungefilterter Kommunikation.
- Die Zielfirmensuche wird erleichtert, da modernste Branchenbezeichnungen über die Profile eingepflegt werden.
- Durch die Hinweise ›Besucher meines Profiles‹ ist eine unaufdringliche Kontaktmöglichkeit von beiden Seiten möglich.”