Mag. Peter Baumgartner (Foto) gibt im Interview eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Personalwirtschaft sowie Ein- und Ausblicke in die Zukunft und nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund.
Was macht ihn zum HR-Experten?
Mag. Peter Baumgartner ist HR-Spezialist aufgrund seiner Erfahrung als Human Resource Manager in internationalen Industrieunternehmen:
- Vice President HR Europe bei Flextronics
- zuletzt 6 Jahre Director Human Resources bei AT&S.
Sein aktueller Karriereschritt:
- seit 1.Mai 2011 ist er in der Geschäftsführung der ARS (Akademie für Recht, Steuern & Wirtschaft, Seminar und Kongress VeranstaltungsGmbH)
Hier wird er künftig (lt. ARS) „bei der strategischen Weiterentwicklung des Seminarangebotes, vor allem in den Bereichen Human Resources, Persönlichkeitsentwicklung und General Management, mit seinem Know-how unterstützen sowie die Personalagenden des Unternehmens übernehmen.“
Herr Mag. Baumgartner, welche Hindernisse & Stolpersteine stehen HR-Managern bevor?
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir in einigen Bereichen mit den an sich bewährten Lösungsmodellen der vergangenen Jahre die Zukunft nicht werden bewältigen können. Die Lebensarbeitszeit verlängert sich. Jedoch ist es ungewiss, ob die Unternehmen auch die entsprechende Zahl von geeigneten Arbeitsplätzen in Zukunft zur Verfügung stellen können. Wiederum sehen die Betriebe Österreichs für einzelne Qualifikationsprofile einen absoluten Mangel an verfügbaren Fachkräften und fragen sich, was sie tun können, um hier als Arbeitgeber attraktiver zu werden und wie sie hier im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz mithalten können. Vor allem in der Industrie steigen die Anforderungen nach mehr Flexibilität und schnelleren Anpassungsmöglichkeiten signifikant. Globalisierte Märkte erlauben da wenig Toleranz und nehmen auf lokale wirtschaftliche und rechtliche Restriktionen (z.B. bei Arbeitszeiten und Personalmaßnahmen) keine Rücksicht – da ist sicher auch die Wirtschaftspolitik gefordert, die lokalen Rahmenbedingungen besser für die Zukunft anzupassen.
Was sind DIE Trends der HR-Politik?
Feststellbar ist das Bedürfnis, und leider erst teilweise ein Trend, in Richtung weniger Bürokratie – in der vom Unternehmen beeinflussbaren Personalpolitik. Das manifestiert sich in einer Orientierung an einfacheren Systemen, Werkzeugen und dem klaren Wunsch nach mehr Verständlichkeit und Transparenz. HR wird von der Geschäftsleitung zunehmend stärker als Teil der Business-Organisation gesehen und arbeitet sich in vielen Betrieben stärker von der unterstützenden Stabstelle in die Rolle einer stark beitragenden Business-Funktion mit klaren strategischen Beiträgen. Dem steht gegenüber, dass in nicht wenigen Unternehmen Teile der Personalarbeit stärker konzentriert und zentralisiert werden (Schlagwort: „Shared Service Center“) und zunehmend manche Arbeitsabläufe auch nach außen verlagert werden (z.B. die Personalverrechnung).
Diese teilweise gegenläufigen Trends stellen viele erfahrene Personalmanager vor große Herausforderungen, und nicht jeder ist für diese Veränderungen gut genug gerüstet.
Stichwort Personal-Management 2.0: Sind Österreichs Personalisten bereits fit bei den notwendigen Web-2.0-Themen?
Viele etablierte Personalisten sind mit den Änderungen des Kommunikationsverhaltens und den arbeitstechnischen Optionen, die diese neue Technologie bietet, noch nicht vertraut. Teilweise fehlt das Verständnis für die Denkweisen jener Generation, die mit diesen Tools ganz selbstverständlich aufgewachsen ist und daher zu Dingen wie Facebook, Twitter und ähnlichen Plattformen einen ganz lockeren Zugang hat. Ob das, und wenn ja in welcher Form, die Denk- und Arbeitsweise und die Einstellungen zu Arbeit und Karriere unserer Nachwuchsleute wirklich nachhaltig verändert, ist eine der spannenden und noch nicht völlig geklärten Fragen für die Personalarbeit der kommenden Jahre.
Fernab von Social Media brennen Personalisten die Fragen unter den Nägeln, wie die nötige „Talent-Pipeline“ für die Zukunft sichergestellt werden kann, wie die Personalentwicklungsstrategien der HR-Profis zu den Trends des öffentlichen Ausbildungssystems passen und ob der „Spagat“ zwischen inhaltlich steigenden Anforderungen an die Mitarbeiter, dem Wunsch und der Notwendigkeit, die Verwaltungskosten in der Personalarbeit zu reduzieren und die Effizienz der Prozesse zu steigern zu bewältigen ist.
Mehr dazu beim ersten ARS-Human-Resource Kongress „ZUKUNFT DENKEN – HR-Visionen 2015“: 26.+27mai2011 in Wien.