Ich mag Statistiken. Sie sind klar, eindeutige Zahlen, oft von Grafiken untermalt und durch Interpretationen ergänzt.
Ich mag Statistiken nicht, wenn bereits die Grundlagen Raum für Spekulationen offen lassen.
Bei 2 OECD-Studien schwanke ich zwischen Interesse und mangelnder Information.
Arbeitszeiten im internationalen Vergleich
Im Zuge meiner Recherchen stieß ich auf eine Studie, die Arbeitszeiten international vergleicht, gespickt mit einer sehr ansprechenden Grafik bei TribeHR unter dem knackigen Titel „Workaholics“.
Sie vergleicht Arbeitszeit (in Minuten) / Tag und gliedert sie in bezahlte Arbeitszeit (inkl. Studium) und unbezahlte Arbeitszeit (Haushaltstätigkeit, Kinderbetreuung, Einkauf, etc.). Es lohnt sich, einen genaueren Blick darauf zu werfen.
Bezahlte & unbezahlte Arbeitszeit
Sowohl TribeHR als auch die Quellseite selbst (OECD) gehen auf die Gesamtarbeitszeit (bezahlt + unbezahlt) ein.
Zum Vergrößern klicken Sie bitte die jeweilige Grafik an.
Für meinen Human-Resources-Fokus darf die unbezahlte Arbeitszeit nicht einbezogen werden (für internationale Arbeitszeit-Vergleiche ist mir reichlich egal, wie viel Zeit auf Kochen, Gartenarbeit und dergleichen aufgewendet wird).
Reine bezahlte Arbeitszeit
Daher lade ich die Originaldaten der OEDC, reihe die Länder flink um und orientiere mich an den bezahlten Arbeitsstunden:
Da ist Österreich immer noch im Spitzenfeld der Arbeitsstunden, die Deutschen hingegen sind kommen mit einer viel geringeren Arbeitsstundenzahl aus.. Aber wartet mal – wenn der durchschnittliche Österreicher täglich 5,1 Stunden bezahlte Arbeit verrichtet … was mach ich falsch?
Wie auch immer, ich kann die Reihung so viel sortieren wie ich möchte, immer noch bleiben zu viele Fragen offen:
- Wer bildet die Grundgesamtheit jener, die in Österreich 5,1 Std/Tag arbeiten? Gesamtbevölkerung? Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter? Erwerbstätige?
- Sinkt demnach die durchschnittliche Arbeitszeit wenn die Arbeitslosenrate einer Nation hoch ist?
- Beziehen sich die Daten auf eine 5-Tage-Woche (was nicht in allen Ländern der Fall sein kann) oder auf 7 Tage/Woche?
- …
Daher mache ich mich auf den Weg und recherchiere weiter. Und siehe da: die OECD hat noch eine weitere Studie auf Lager: Arbeitsstunden / Jahr.
Arbeitsstunden / Jahr
Die Daten erfassen die Summe der gearbeiteten Stunden pro Jahr dividiert durch die Zahl der erwerbstätigen Personen. Danke, das macht die Sache schon klarer.
Die OECD fügt hinzu: die Daten (die als Längsschnittstudie über einige Jahre hinweg erhoben wurden) zeigen Trends und Veränderungen in den unterschiedlichen Jahren. Ein Vergleich der unterschiedlichen Länder ist nicht direkt möglich, da die Datenquellen uneinheitlich sind. Daher ist der hier angestellte Vergleich nur als Richtschnur anzusehen! In allen Ländern werden sowohl Vollzeit- als auch Teilzeit-Arbeitskräfte gezählt.
Zahlen beziehen sich auf 2010 – diese fehlen für folgende Länder (die Zahl wurde von 2009 oder 2008 übernommen): Dänemark (2009), Frankreich (2009), Israel (2009), Schweiz (2008)
In dieser Aufstellung liegt Österreich schon weit besser, dennoch bleibt es hinter Deutschland.
Ein interessantes Thema wäre: wie sieht es mit der Effizienz pro Arbeitsstunde aus? In keiner der beiden Studie wird darauf eingegangen – basierend auf unterschiedlichen Rahmenbedingungen wie Kultur, technologischem Standard etc. korreliert die Arbeitszeit nicht direkt mit der Effizienz der Arbeitsleistung.
Unklarheiten
Unklar bleibt, warum diese beiden Studien so unterschiedliche Ergebnisse bieten. Beide Studien scheinen aufgrund der Quelle legitime Zahlen zu liefern. Hier handelt es sich nicht um einen Studenten, der sich das Ergebnis aus den Fingern sog. Dennoch differieren sie augenscheinlich.
Fazit
Sorry, ich biete hier kein Fazit. Ich fand die Studien spannend und möchte sie mit Ihnen teilen. Welche Schlüsse ziehen Sie aus den Studien, den Ergebnissen und den Differenzen? Ich freue mich auf Ihre Diskussionsbeiträge im Anschluss an den Artikel!