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FOW West 2023
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Das Arbeitspensum und den Arbeitsdruck können die Mitarbeiter nicht senken – und oft auch ihre Vorgesetzten nicht. Erhöht werden kann aber die „Resilienz“, also Widerstandsfähigkeit. Mitarbeitern zu einer „dickeren Haut“ verhelfen – mit dieser Aufgabe sehen sich neben Beratern zunehmend auch die Personalverantwortlichen in den Unternehmen konfrontiert.

Im Alltagstrubel ist uns oft nicht bewusst, wie stark die neuen Medien in sehr kurzer Zeit – nicht einmal 2 Jahrzehnten – neben unserem Arbeitsleben auch unser Verhalten veränderten. „Ich muss stets und überall erreichbar sein. Und wenn nicht? Dann muss ich wenigstens so schnell wie möglich reagieren.“ In vielen Jobs sehen sich Berufstätige tatsächlich mit dieser Erwartung konfrontiert – sei es seitens ihrer Kollegen, Chefs oder Kunden, wodurch zunehmend die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit verschwimmen.


Mitarbeiter sehen den Sinn nicht

Die Ziele vieler Unternehmen orientieren sich heute primär an den Ertragszahlen (und Aktienkursen), wobei die Renditeerwartungen immer weiter steigen. Deshalb sehen sich Mitarbeiter nebst ihren Führungskräften zunehmend mit unrealistischen Zielvorgaben konfrontiert. Die Folge: Berufstätige versuchen einfach nur noch zu funktionieren – ohne sich mit den Zielvorgaben zu identifizieren. Denn diese sind meist nicht nur hoch: Sie sind auch sehr „abstrakt“. Wie soll sich ein Mitarbeiter zum Beispiel mit der Vorgabe „Der Ertrag muss um fünf Prozent steigen“ identifizieren, wenn er nicht weiß, wozu das nötig ist – außer zum Erhöhen der Dividende? Sinnstiftende Zusammenhänge gehen so verloren.


Die Widerstandsfähigkeit steigern

Doch warum fällt bei gleichen Arbeitsbedingungen Mitarbeiter Müller wegen eines „Burn-outs“ für ein halbes Jahr aus, während sein Kollege Maier nur ab und zu klagt „Manchmal ist es ganz schön stressig“ und sich dann wieder an die Arbeit macht?

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Resilienzforschung. Der Begriff „Resilienz“ leitet sich vom englischen Wort „resilience“ ab und bedeutet so viel wie „Widerstandsfähigkeit“. Die Resilienzforschung befasst sich mit Fragen wie: Was hält uns gesund? Und: Was gibt uns Kraft? Oder anders formuliert: Warum haben manche Menschen so etwas wie eine „dicke Haut“, an der Belastungen scheinbar spurlos abprallen, und andere nicht? Und was mindestens ebenso interessant ist: Woher kommt oder wie entsteht diese „Schutzschicht“?


7 Schlüsselqualifikationen

Studien belegen, dass Menschen, die sich durch eine hohe Widerstandsfähigkeit auszeichnen, meist über folgende 7 Eigenschaften beziehungsweise Persönlichkeitsmerkmale verfügen:

  1. Problemlösefähigkeit: widerstandsfähige Menschen denken lösungsorientiert; sie beschäftigen sich planend aber nicht besorgt mit ihrer Zukunft.
  2. (Selbst-)Verantwortung übernehmen: sie lassen sich nicht in eine Opferrolle drängen.
  3. Selbstwirksamkeit: sie akzeptieren die Dinge, so wie sie sind, aber lassen diese nicht so.
  4. Selbstwertgefühl: sie glauben an sich und an das, was sie tun.
  5. Soziale Kompetenzen: sie schotten sich bei Stress nicht ab.
  6. Stressbewältigungsstrategien: sie haben die Fähigkeit, sich Unterstützung zu organisieren und können sich entspannen.
  7. Positives Denken: sie reagieren auf neue Herausforderungen nicht panisch, sondern denken sich: Irgendwie schaffe ich das schon.


Entwicklungshelfer für die Persönlichkeit

Wie können Menschen diese Fähigkeiten und Eigenschaften entwickeln? Die positive Nachricht: Sie schlummern in (fast) jedem. Die negative: Ohne externe Unterstützung fällt es den meisten Menschen schwer, sie zu aktivieren. Denn es setzt die Erkenntnis voraus: Wie reagiere ich regelmäßig in gewissen Situationen? Zum Beispiel bei neuen Herausforderungen? Oder wenn wichtige Entscheidungen anstehen? Des Weiteren: Warum reagiere ich so und nicht anders?

Selbstverständlich können wir uns diese Fragen auch alleine stellen. Doch oft finden wir dann nicht die richtigen Antworten. Zum Beispiel, weil wir nicht registrieren, dass wir in vergleichbaren Situationen stets ähnlich reagieren. Oder da uns unser Verhalten als so selbstverständlich erscheint, dass wir uns nicht vorstellen können, anders zu reagieren.

Deshalb empfiehlt es sich, wenn man festgefahrene Verhaltensmuster durchbrechen möchte, sich einen professionellen Sparringpartner zu suchen – zum Beispiel einen Coach, der einen auf „blinde Flecken“ hinweist. Denn nur dann lassen sich – alleine oder mit Unterstützung des Coachs – konkrete Wege erarbeiten, wie zum Beispiel der reale oder empfundene Stress gesenkt und die Widerstandsfähigkeit erhöht werden kann.

Dass es wichtig ist, die Widerstandsfähigkeit der Mitarbeiter zu stärken, um deren Leistungskraft zu bewahren, das haben viele Unternehmen erkannt. Deshalb werden Trainer und Coachs zunehmend mit Anfragen konfrontiert wie: Können Sie unsere Mitarbeiter dabei unterstützen, eine „dickere Haut“ oder höhere Stressresistenz zu entwickeln?“ Das tun die Unternehmen vorwiegend aus betriebswirtschaftlichen Motiven. Denn sie wissen: Wenn ein Leistungsträger wegen eines Burn-out längere Zeit ausfällt, verursacht das nicht nur erhebliche Kosten. In unserer Organisation entsteht auch Chaos – was wiederum zu noch mehr Stress bei den noch gesunden Mitarbeitern führt.


Gastautorin: Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmen seminar consult prohaska, Wien (prohaska@seminarconsult.atwww.seminarconsult.at), das unter anderem Coachs ausbildet.

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