Lokalaugenschein bei einer Karrieremesse in einer Wiener Fachhochschule. Ich mischte mich unters Volk und machte mir ein Bild davon, wieviel die Recruiter eigentlich über die CSR-Aktivitäten ihrer Unternehmen wissen. Das Ergebnis: gemischte Gefühle und Potenzial nach oben.
Da ich berufsbegleitend an einer Wiener FH zurzeit einen Masterstudiengang absolviere, ergriff ich die Chance an dieser Karrieremesse teilzunehmen und als „Student einen Absolventenjob zu suchen“. Zugegeben, ich war etwas fies – ich bohrte zum Thema CSR schon ganz schön nach. Aber mich interessierte, was die Unternehmen High Potentials außer Geld noch alles bieten und ob CSR als „Verkaufsargument“ beim Recruiting genutzt wird.
„CSR? Ja, wir haben eine Photovoltaikanlage.“
Nach dem anfänglichen Smalltalk und dem üblichen Geplänkel kam bei den meisten Recruitern dann relativ schnell das Thema Gehalt auf. Ich hörte mir die Zahlen an, verhandelte ein bisschen, mit Charme, wie in einem türkischen Basar.
„Was mich auch interessieren würde, ist was ihr Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit oder CSR macht.“ Und da waren sie- die erstaunten Augen, hin und wieder ein paar Schweißperlen auf der Stirn und die unerwartete Frage traf meist einen wunden Punkt.
Die meisten „haben es“ und „machen auch was“ im Bereich CSR, was genau die Maßnahmen sind konnten die meisten aber nicht sagen. Eine überaus eifrige Dame stellte die Photovoltaikanlage am Dach der Unternehmenszentrale als CSR vor. Auf die Frage, ob denn das alles sei, meinte sie, dass das der Fokus des Vorstands im Bereich CSR sei. Weitere Informationen habe sie nicht.
Wenn die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut
Bei zwei Unternehmen war es sogar der Fall, dass ich deren CSR-Bericht kenne. Angesprochen auf dieses Dokument, wussten die jeweiligen Recruiterinnen über dessen Existenz jedoch nicht wirklich Bescheid.
Alleine schon aus ökonomischer Sicht ergibt das alles wenig Sinn. Es wird jede Menge Geld in CSR gesteckt, aber die eigenen Mitarbeiter wissen darüber nichts oder sehr wenig. Und im Recruiting wird es selten als Verkaufsargument verwendet.
Gerade in Zeiten wie diesen, wo gute Mitarbeiter rar sind, zählt jeder noch so kleine Vorteil gegenüber der Konkurrenz umso mehr. Und hier sind neben den finanziellen Anreizen aufgrund limitierter Budgets der Unternehmen vor allem die intangible benefits, wie sie beispielsweise durch strategisches CSR entstehen, unbezahlbar.