Quintessenz der „Monster Jobwechsler Studie“: Mit Burnout ist man kein Tachinierer & die Anzahl der Jobwechsler blieb in den letzten Jahren konstant.
Monster.at führte bereits zum 4. Mal die „Jobwechsler Studie“ durch (diesmal mit dem Schwerpunkt „Burnout“). Danke, Langzeit-Studien machen viel mehr Sinn als reine Moment-Aufnahmen. Heute findet die Pressekonferenz zu den Studien-Ergebnissen statt, wir haben Mag. (FH) Barbara Riedl-Wiesinger (Country Manager & Sales Director Monster Worldwide Austria GmbH) schon vorab zum Interview gebeten.
HRweb berichtete bereits in der Vergangenheit über die vergangenen Durchgänge der Jobwechsler-Studie
Interview
Die Jobwechsler-Studie wurde bereits das vierte Mal durchgeführt. Welche Langzeit-Ergebnisse sind die hervorstechendsten über die zwei Jahre hinweg?
Mag. (FH) Barbara Riedl-Wiesinger (Country Manager & Sales Director Monster Worldwide Austria GmbH): Monster.at führt die Jobwechsler-Studie halbjährlich durch. Ziel der Studien ist es, die Trends bei den unselbstständigen Erwerbstätigen in Sachen Wechselbereitschaft festzustellen sowie mit einem Schwerpunkt – diesmal war es Burnout – ein brandaktuelles Thema aus der Arbeitswelt aufzugreifen. Aus diesem Grund wurden im Oktober des vergangenen Jahres 1.010 Österreicher repräsentativ Face-to-Face befragt, davon waren 451 unselbstständig erwerbstätig. Wissenschaftlich begleitet wurde die Studie von IMAS International.
Für den Zeitraum 2012 bis 2013 fällt sofort auf, dass die Anzahl jener, die an einen Wechsel gedacht haben, bei allen vier Umfragen sehr konstant ist. So dachten etwas mehr als ein Fünftel (22%) der unselbstständig Erwerbstätigen in den letzten Monaten schon einmal daran, den Job zu wechseln; bei 70% war dies nicht der Fall und 9% machten dazu keine Angabe. Zum Vergleich: Im November 2013 waren es 19%, die über einen Jobwechsel nachgedacht haben.
Dies heißt, der Wunsch den Job zu wechseln, hängt weniger von äußeren Faktoren wie z.B. der wirtschaftlichen Gesamtlage ab. Es sind vor allem jüngere Personen zwischen 16 und 29 Jahren, die über einen Jobwechsel nachdachten und deutlich seltener ältere ab 50 Jahren. Und je niedriger die soziale Schicht, desto häufiger wird ein Jobwechsel überlegt.
Interessant ist es zudem, die Intensität des Wechselgedanken zu analysieren: Etwa zwei Fünftel der Arbeitnehmer, die sich in den vergangenen Monaten schon einmal mit dem Gedanken an einen Jobwechsel trugen, dachte zumindest wöchentlich einmal über einen Unternehmenswechsel nach, der Rest von 52% seltener. Damit ist die Zahl derer, die sich intensiv damit beschäftigen, größer als in den letzten drei Umfragen zuvor: Insgesamt kommen 11% kaum noch zur Ruhe und setzen sich täglich mit Wechselabsichten auseinander – dies bedeutet, die stehen quasi vor dem Absprung.
Welche Entwicklungen lassen sich seit Mitte 2013 bezüglich Wechselbereitschaft und -gründe erkennen?
Eindeutig liegt der Hauptgrund für den Jobwechsel – wie schon in den letzten Jahren – im zu „geringen Gehalt“ (43%), wenn auch die Nennungen im Vergleich zum Frühjahr 2013 gesunken sind (-11%). Demgegenüber geben das „schlechte Betriebsklima“ (37%, Steigerung +10% seit Frühjahr 2013) und der „Eindruck, dass die eigene Arbeit nicht geschätzt und anerkannt wird“ (32%, Steigerung +11% seit Frühjahr 2013), weit häufiger als je zuvor Anlass über einen Jobwechsel nachzudenken.
Bei der Detailanalyse von Männern und Frauen lassen sich eindeutige Unterschied orten. So denken Frauen häufiger als Männer an einen Jobwechsel wenn „die Arbeit nicht anerkannt wird“ (40% zu 25%) und „wenn keine Aufstiegsmöglichkeiten vorhanden sind“ (22% zu 34%), Männer wiederum denken eher an einen Jobwechsel „weil Sie mit dem Chef nicht zusammenarbeiten können“ (14% zu 7%).
Auffallend bei der vierten Monster Jobwechsler Studie ist auch, dass bei jenen die wechseln wollen, nur 18% wegen nur 1 Grund das Unternehmen verlassen wollen, 40% wegen 2 – 3 Gründe und 42% wegen mehr als 3 Gründe. Dies bedeutet, dass bei vielen Arbeitnehmern schon mehrere negative Gründe vorhanden sein müssen, um den Wunsch nach einem Wechsel auslösen.
Wie stehen die Österreicher dem Burnout gegenüber, bzw. wird Burnout als Modeerkrankung gesehen?
Gleich vorweg genommen, die Mehrheit der Arbeitnehmer ist der Meinung, dass von Burnout Betroffene keine Tachinierer sind.
- So werten 48% der unselbstständigen Erwerbstätigen „Burnout als eine ernst zu nehmende Krankheit durch Überlastung im Beruf, für die auch private Ursachen verantwortlich sind“.
- Für 33% der Befragten ist Burnout „eine schwerwiegende Krankheit, die sich durch steigenden Druck und Geschwindigkeit am Arbeitsplatz in Zukunft häufen wird“.
- Nur eine Minderheit von 12% findet, dass „Burnout eine Modeerscheinung ist und von den betroffenen Arbeitnehmern oft vorgeschoben wird“.
Mit der vierten „Monster Jobwechsler Studie“ wurde erstmals analysiert, was die Österreicher über Burnout und den davon Betroffenen wirklich denken. Die Studie legt dar, dass die Arbeitnehmer wesentlich weiter sind, als so manche politische Gruppe, die den Grund für Burnout ausschließlich in der Arbeit verorten wollen. Monster hat im Rahmen der Studie mit Prim. Dr. Kurosch Yazdi von der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg zusammengearbeitet. Prim. Dr. Yazdi ist der Meinung, „dass derzeit in Österreich das Thema Burnout je nach Interessenlage entweder für die Arbeitgeber- oder Arbeitnehmerseite argumentiert wird“. Letztlich liegt aber die Verantwortung für Burnout bei beiden Gruppen, denn der Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht gegenüber dem Arbeitnehmer, und der wiederum muss auch auf seine Gesundheit achten. Hier ist auch anzumerken, dass Burnout wissenschaftlich nicht als Krankheit zu sehen ist, sondern gilt im ICD-10 (International Classifikation of Diseases der Weltgesundheitsorganisation) als ein Problem der Lebensbewältigung, also ein schädlicher Faktor, der zu einer Erkrankung führen kann, aber nicht muss.
Welche wesentlichen Burnout-Faktoren kristallisierten sich bei der Monster Jobwechsler-Studie heraus?
Mit „Burnout“ assoziieren die Österreicher vorrangig zwei psychophysische Prozesse:
- „Überlastung bzw. Überforderung allgemein“ (28%) und
- „Stress allgemein“ (25%).
- Relativ häufig nennen sie auch „zu hohes Arbeitspensum“ (14%),
- „Energie- und Antriebslosigkeit“ (13%),
- einen „ausgebrannten Zustand“ (13%) oder sogar
- „totale Erschöpfung, Zusammenbruch“ (12%) und
- „Depressionen“ (11%) sowie
- „Leistungs- und Termindruck“ oder „Müdigkeit“ (9%).
Nahm der subjektive Druck am Arbeitsplatz zu?
41% der unselbstständig Erwerbstätigen vertreten „voll und ganz“ die Ansicht, „dass die Belastungen am Arbeitsplatz in den letzten Jahren stark zugenommen haben“, 46% stimmen dieser Aussage einigermaßen zu. 9% haben nicht den Eindruck, dass der Druck am Arbeitsplatz gestiegen ist.
Können sie auch Aussagen über den objektiven Druck treffen?
Wenn man bedenkt, dass fast 87% der unselbstständig Erwerbstätigen in Österreich mehr Druck am Arbeitsplatz vermerken, ist davon auszugehen, dass eine eindeutige Stimmungslage vorherrscht. Aber auch, das in der „Monster Jobwechsler Studie“ oft genannte „schlechte Betriebsklima“ und „der Eindruck, dass die eigene Arbeit nicht geschätzt und anerkannt wird“ lassen implizit erkennen, dass die Arbeitnehmer sich einem hohen Druck ausgesetzt fühlen. Dieser Druck wird auch von anderen Studien bestätigt. Sicherlich sind die Gründe für den vermehrten Druck bei der Arbeit nicht monokausal zu sehen.
Welche Maßnahmen empfehlen die Österreicher zur Burnout-Prävention?
Um Burnout vorzubeugen, werden im Wesentlichen die geläufigen Präventionsmaßnahmen von den Arbeitnehmern empfohlen.
- Am häufigsten genannt als „besonders wichtig“ werden „viel Schlaf“ (70%) sowie
- eine „gute Abgrenzungsfähigkeit zum eigenen Job“ (69%).
- An dritter Stelle steht ein weiterer „privater“ Punkt, der vor einer möglichen Erkrankung schützt: „ein intaktes, harmonisches Familienleben“ (58%).
- „Wenig Stress im Büro, also ein gut zu bewältigendes Arbeitspensum“ finden sich ebenso an vorderer Stelle als „besonders wichtige“ Präventivmaßnahme zur Vermeidung von Burnout, sowie
- die persönliche „Fähigkeit sich selbst gut entspannen zu können“ (je 55%),
- 53% verweisen auf die hohe Bedeutung des „geringen Termindrucks“ und
- auf die Wichtigkeit der „Anerkennung der Arbeitsleistung“ (51%).
- 49% setzen auf „viel Bewegung und Sport“ und
- 48% auf eine „sinnvolle Freizeitgestaltung mit genügend Erholungsphasen“ zur Burnout-Prävention.
Welche Resonanz erwartet Monster auf die vierte Jobwechsler Studie?
Mit dem Schwerpunkt Burnout hat Monster.at ein Thema aufgegriffen, das sowohl die Arbeitgeber, Arbeitnehmer und alle staatlichen Bereiche betrifft. Als Karriereportal, das Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenbringt, wünschen wir uns natürlich eine breite Diskussion über die Ergebnisse der Studie, mit der Hoffnung, dass Interessengruppen endlich ihre teilweise einzementierten Positionen in Sachen Burnout verlassen.
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Gastautorin: Barbara Riedl-Wiesinger war bereits 2002 als Key Account Manager bei der jobpilot Austria GmbH tätig; wechselte 2004 wechselte atms GmbH, wo sie für den Verkauf an Mediaagenturen mit Schwerpunkt virales Marketing zuständig war; Ende 2004 startete sie als Sales Manager bei der Monster Worldwide Austria GmbH, übernahm im August 2007 die Funktion des Sales Directors und verantwortet seit Jänner 2008 zusätzlich als Country Manager die Geschäfte des Unternehmens in Österreich www.monster.at