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Milton Bennett sprach in Wien: „Updates to the DMIS Making the Theory more Coherent and the Practice more Powerful“

event-bericht

Veranstaltungs-Bericht

SIETAR Austria Culture Talk, Vortrag von Dr. Milton Bennett, 28nov2014, Wien

SIETAR Austria Culture Talk mit Dr. Milton J. Bennett „Updates to the DMIS Making the Theory more Coherent and the Practice more Powerful“ @WU Executive Academy

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Interkulturalität im Alltag!? In London und New York leben Menschen aus fast 200 Ländern. Wien ist seit 2013 nach Berlin die zweitgrößte deutschsprachige Stadt und folgt Frankfurt/Main in Bezug auf die Ausländerquote von 28,7% mit fast 21%. Berücksichtigt man den sogenannten Migrationshintergrund, also auch das Geburtsland zumindest eines Elternteils, dann ist heute knapp die Hälfte der Wiener Bevölkerung selbst oder ihre Eltern aus dem Ausland zugewandert. Kulturelle Diversität begegnet bzw. begleitet uns täglich!

Cultural awareness, also interkulturelle Sensibilisierung, ist das internalisierte Verständnis dafür, dass die allgemeine Einstellung einer Kultur einen starken Einfluss auf die Werte, das Verhalten, die Ansichten und den Glauben eines Individuums hat. Für die Interaktion und Kommunikation mit Angehörigen fremder Kulturen wird somit das Verständnis kultureller Einflüsse vorausgesetzt.

veranstaltungs-berichtDiesen Fragen wurde im Rahmen des SIETAR Austria Culture Talk am 28nov2014 im Foyer der Executive Academy der WU Wien nachgegangen. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit AIESEC Alumni und AIESEC WU Wien statt. Rund 70 Gäste folgten gespannt dem Vortrag von Dr. Milton Bennett (Co-Founder and Director of the Intercultural Development Research Institute, http://www.idrinstitute.org/).

»Reden ist Silber, interkulturelle Kompetenz ist Gold!«

Die von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene ELAN Studie kam zu dem Ergebnis, dass aufgrund mangelnder Fremdsprachenkenntnisse den exportorientierten europäischen KMU rund 11 % der Aufträge verloren gehen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch um einiges höher liegen. Erfolgreiche Exportleistungen hängen u.a. von dem Aufbau und der Pflege von langfristigen Geschäftspartnerschaften ab, wofür wiederum Kenntnisse der Kultur und Sprache des Zielmarktes unabdingbar sind. Sprachkenntnisse und Wissen über andere Kulturen sind also einerseits im Ausland für erfolgreiches Verhandeln unabkömmlich, gleichzeitig begleitet uns kulturelle Diversität täglich. Was bedeutet nun interkulturell kompetent zu agieren?

Interkulturelle Kompetenz – verschiedene Kulturen, verschiedene Konzepte

Im antiken Griechenland am Tempel des Apollon in Delphi war deutlich folgender Spruch zu lesen: „Γνῶθι σαυτόν – Gnothi Seautón“ – „Erkenne dich selbst„. Selbsterkenntnis, als Anfang jeden Lernens, kommt in den meisten großen Philosophien vor und wird oft als Schlüsselkompetenz betrachtet. Ohne Selbst-Reflexion ist interkulturelles Lernen und die Entwicklung von interkultureller Kompetenz kaum möglich. Prof. Alexander Thomas beschreibt interkulturelle Kompetenz als „Fähigkeit, kulturelle Bedingungen und Einflussfaktoren im Wahrnehmen, Urteilen, Empfinden und Handeln bei sich selbst und bei anderen Personen zu erfassen, zu respektieren, zu würdigen und produktiv zu nutzen“.

Milton Bennett beschreibt im „Developmental Model of Intercultural Sensitivity“ (DMIS) die Entwicklungsstufen interkultureller Kompetenz wie folgt (vergrößern durch Anklicken):

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Aktuelle Forschungsergebnisse (u.a. William W. Maddux/INSEAD) haben empirisch nachgewiesen, dass Auslandserfahrung, z.B. in Form von Auslandsentsendungen, Kreativität fördert. Jedoch ist Voraussetzung hierfür: eine offene Haltung der jeweiligen Person, entsprechend Phase 5 oder 6 nach DMIS.

Kreativität, Innovation, Humor aber auch interkulturelle Kompetenz hängen laut Milton J. Bennett aber auch von der Fähigkeit zur Bisoziation ab: hier werden Begriffe, Vorstellungen und Bilder aus unterschiedlichen Bezugsrahmen miteinander verknüpft – ähnlich der Erfahrung wenn zwei unterschiedliche kulturelle Kontexte verbunden werden.

Vokabel lernen alleine reicht nicht. Oder: unsere Sprache, unser Denken, unsere Weltsicht?

Sprache kann als ein Teil von Kultur und interkultureller Kompetenz betrachtet werden. Zur Sprache kommen nonverbale und kommunikative Faktoren dazu, wie etwas ausgedrückt wird, u.a. Diskurskonventionen, wie Länge und Themen von Small Talk oder die Lautstärke einer Unterhaltung. Edward T. Hall beschreibt des Weiteren das Raumverhalten (Proxemik) als einen Teil der nonverbalen Kommunikation, welches den als angenehm empfundenen Abstand bspw. bei einem Gespräch beschreibt – dieser erstreckt sich von 20–50 cm Abstand im südamerikanischen Kulturkreis bis zu 120 cm in Nordeuropa . Dazu ein bildhaftes Zitat von Hall (1959) „Wenn eine Person zu nahe kommt, folgt prompt und automatisch die Reaktion – die andere Person weicht zurück. Und wenn das Gegenüber nachrückt, weichen wir wieder weiter zurück. Ich habe (US-)Amerikaner vor Ausländern, die sie als zu aufdringlich wahrnehmen, die gesamte Länge eines Korridors zurückweichen sehen.“ Fehlinterpretiert führt dies oft zu einem Gefühl von Misstrauen oder Bedrängnis, da dies im eigenen Kulturkreis eher unüblich ist und eben als Eindringen in die Privatsphäre wahrgenommen wird. Die Konventionen der eigenen Kultur kennen wir implizit meist gut, die von anderen müssen wir neu lernen, um interkulturell kompetent agieren zu können.

Expatriation – Internationales Personalmanagement – Interkulturelles Personalmanagement

Frühzeitig abgebrochene Auslandsentsendungen können Kosten in Höhe des drei- bis vierfachen Gehalts im Heimatland verursachen – Folgekosten nicht berücksichtigt. Laut diverser Studien bewegen sich Abbruchraten von Auslandsentsendungen zwischen 20 und 50%. Als Hauptgründe werden u.a. mangelnde Sprachkompetenz und Frustration aufgrund von Unverständnis der kulturellen Unterschiede genannt.

Doch nicht nur bei internationaler Geschäftstätigkeit sind kulturelle Faktoren von Bedeutung, denn Mitarbeiter aller Unternehmensebenen und Unternehmensbereiche werden mit rasch zunehmenden interkulturellen Einflüssen an ihrem Arbeitsplatz bzw. in ihren Funktionen konfrontiert. Aber nicht nur durch die Globalisierung, sondern auch durch die verstärkte Zuwanderung nach Westeuropa entwickelt sich unsere Gesellschaft zu einer multikulturellen Vielfalt.

Blom/Meier (2002) beschreiben interkulturelles Personalmanagement als „Das Bemühen, eine interkulturelle Belegschaft so zu führen, dass sie durch ihre Vielfältigkeit und das damit verbundene Potenzial zur Wertschöpfung eines Unternehmens beiträgt.“ Interkulturelles Personalmanagement wird oft auch unter dem Begriff Diversity Management wiedergefunden, dh. verankert in die Unternehmensstrategie als nachhaltiges Managementkonzept verankert.

Perceptual agility?

Interkulturelle Kompetenz ist kein „Set“ an bestimmten Eigenschaften und Kenntnissen. Sie ist neben konkretem Wissen über andere Kulturen vor allem eine Grundhaltung mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen, welche sowohl emotionale Einstellungen bzw. kulturelle Sensibilität, Wissen aber auch ein Verhaltensrepertoire umfasst, welche einander bedingen. Die Sprache als umfassendes kulturelles Sinnsystem zieht sich durch all diese Ausprägungen und ist ein wichtiger Faktor für interkulturelles Verständnis und in letzter Konsequenz erfolgreicher internationaler Geschäftsbeziehungen!

“It is not our differences that divide us. It is our inability to recognize, accept, and celebrate those differences.” (Audrey Lorde)


Infos über SIETAR Austria:

www.sietar.at, info@sietar.at

SIETAR Austria ist Mitglied der weltweit renommiertesten Vereinigung, die das Bewusstsein für interkulturelle Fragestellungen in Forschung, Politik, Wirtschaft und Bildung fördert. Das weltweite SIETAR Netzwerk besteht aus SIETAR International (gegründet 1974), SIETAR Europa (gegründet 1991) und mehr als 30 Regional- und Ländergruppen mit insgesamt über 3000 Mitgliedern. SIETAR Austria wurde im Jahr 2011 neu gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, eine Plattform für Personen mit interkulturellen Aufgabenbereichen zu sein und den interdisziplinären Gedankenaustausch zu fördern. In Zeiten der Globalisierung und Internationalisierung soll durch SIETAR Austria ein Impuls für die Beschäftigung mit Kultur als wichtigem Wirtschafts- und Bildungsfaktor in Österreich gegeben werden.

Dr. Barbara Covarrubias Venegas | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Barbara ist Expertin für Neue Arbeitswelten und virtuelle Führung. Sie definiert sich selbst als „Virtual Enthusiast“ und widmet sich vor allem den Themen Neue Arbeits- und Lernwelten, globale virtuelle Teams, Positive Leadership & Kultur allgemein. Bekannt wurde sie unter anderem für ihr einzigartiges Konzept "Dance your way into leadership". Als Beraterin, Keynote Speaker und Executive Coach arbeitet Barbara mit und für Unternehmen wie Wiener Stadtwerke, ORF Salzburg, WIFI Management Forum, Unicredit, Allianz, WKÖ und vielen mehr.

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