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Das Erkennen von Trends, die Beobachtung von Mitbewerbern und das Wahrnehmen der Kundenbedürfnisse sind die Wegbereiter für Innovation und Veränderung in Unternehmen. In größeren Unternehmen gibt es für diese gezielte Informationssuche häufig eigene Marktforschungsabteilungen, während das Erkennen von Trends in kleineren Unternehmen überwiegend unsystematisch erfolgt, oder einfach Chefsache ist. Dabei könnte durch einige gezielte Maßnahmen zur Informationssuche, Trend-Scouting durch Mitarbeiter zu einem Erfolgsfaktor Ihres Unternehmens werden.

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Die Suchkompetenz

Das Überleben eines Unternehmens hängt maßgeblich davon ab, wie gut es in der Lage ist, gesellschaftliche Veränderungen, aufkommende Trends und Technologien, Geschäftsideen der Konkurrenz etc. zu erkennen und daraus Marktstrategien abzuleiten. Informationen und Wissen über Dynamiken und Geschehnisse in der Umwelt, können außerdem zu Kreativität anregen und Impulse für die Entstehung von eigenen Veränderungsideen liefern. Für diese Wahrnehmung von wichtigen Ereignissen in der Umwelt ist die Fähigkeit Ihres Unternehmens zur Informationssuche, die sogenannte „Suchkompetenz“ ausschlaggebend.

Die Suchkompetenz ermöglicht es Ihrem Unternehmen durch einen bewussten und routinierten Blick auf die Umwelt, Veränderungen und Trends am Markt aufzuspüren. So können die Möglichkeiten für Veränderungen erkannt werden, um daraus Veränderungsideen abzuleiten. Gleichzeitig wird die Wahrnehmung von Risiken und Gefahren geschärft.

Unternehmen mit einer hohen Suchkompetenz verfügen über gut ausgebildete Routinen zur Akquisition neuer Informationen. Sie kennen nicht nur die Mitbewerber sondern auch den Markt, die Kunden, die Lieferanten und die Produkte genau. Auf diese Weise können sie eigene Trends setzen und potenzielle Risiken rechtzeitig abwenden. Wenn Unternehmen jedoch der routinierte Blick auf ihre Umwelt fehlt, übersehen sie oftmals wesentliche Entwicklungen und Trends. Dadurch entgehen ihnen nicht nur Anzeichen, die es ermöglichen auf für sie relevante Dynamiken rechtzeitig zu reagieren. Gleichzeitig verpassen sie zudem die Möglichkeit Trends pro-aktiv zu gestalten.

Wie steht es um die Suchkompetenz in Ihrem Unternehmen?

Hand aufs Herz: Wenn Sie wissen möchten, wie es um die Suchkompetenz in Ihrem Unternehmen bestellt ist, beantworten Sie sich möglichst ehrlich folgende Fragen:

  • Haben wir die Branche laufend im Blick? (Trends/ Kunden/ Mitbewerber…)
  • Erkennen wir Änderungen am Markt schnell (genug)?
  • Wissen wir, wie wir an relevante Informationen (z.B. über neue Technologien) kommen?
  • Sind unsere bestehenden Informationen und Informationsquellen ausreichend, sodass keine potenziell relevanten Trends übersehen werden?
  • Gibt es geeignete Kanäle über die neue Informationen ins Unternehmen gelangen und werden alle potenziell relevanten Quellen genutzt?

Wenn Sie bei einer oder mehreren der vorhergegangenen Fragen eher in Richtung „nein“ tendiert haben, dann besteht in Ihrer Suchkompetenz wahrscheinlich noch ein ungenutztes Entwicklungspotenzial. Beispielsweise könnte Ihr Potenzial im Erkennen von neuen technologischen Entwicklungen oder von Bedarfsänderungen Ihrer zentralen Stakeholder liegen. Das Identifizieren von klar abgrenzbaren, zentralen Suchgebieten setzt dabei den ersten Schritt für ein Ausschöpfen der vorhandenen Potentiale.

Branchenstrukturanalyse: Suchgebiete identifizieren

Um systematisch nach relevanten Informationen in Ihrem Unternehmensumfeld zu suchen, könnte Ihnen vielleicht eine „Branchenstrukturanalyse“ (basierend auf Porter‘s „Five Forces“) weiterhelfen. Die Branchenstrukturanalyse identifiziert die wichtigsten Einflusskräfte auf Ihr Unternehmen: von bestehenden und potenziellen Wettbewerbern über die Bedrohung durch Ersatzprodukte, bis hin zur Verhandlungsstärke von Kunden und Lieferanten. Dadurch können die Chancen und Risiken für Ihr Unternehmen aufgedeckt und eine auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte „Suchstrategie“ abgeleitet werden, die Ihnen ermöglicht Veränderungspotentiale zu erkennen und innovative Ideen zu entwickeln.

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Haben Sie die für Sie ideale „Suchstrategie“ gefunden, heißt es: „Am Ball bleiben!“. Eine gut ausgeprägte Suchkompetenz zu haben bedeutet nicht einmalig, sondern kontinuierlich und systematisch nach neuen Informationen zu suchen und die Dynamiken der Umwelt wahrzunehmen. In großen Unternehmen werden dieser Aufgabe meist eigene Abteilungen gewidmet. Doch das ist keine Voraussetzung, um die Potentiale der Suchkompetenz zu nutzen. Es bedarf dafür viel weniger als das: schon mit der passenden Strategie der Informationssuche, Trend-Scouting durch Mitarbeiter und ein geeignetes Wissensmanagement können Sie Ihre Suchkompetenz steigern.

Trend-Scouting durch Mitarbeiter als Erfolgsfaktor

Es gibt viele Möglichkeiten bei der Informationssuche, Trend-Scouting durch Mitarbeiter als Erfolgsfaktor zu nutzen. Zentral dabei ist, dass die Informationssuche als Arbeit begriffen und entsprechend Arbeitszeit und Freiraum zur Verfügung gestellt wird. Damit die Informationssuche systematisch erfolgt, braucht es eine klare Verteilung von Verantwortlichkeiten für die Themengebiete (z.B. Branchen, Technologien, etc.) – idealerweise entsprechend der Interessensgebiete der Mitarbeiter. Hier finden Sie einige konkrete Ideen, wie Sie Mitarbeiter in die Informationssuche einbinden können:

  • Fragen Sie Verkäufer, nach den Kundenbedürfnissen! Vertriebsmitarbeiter wissen immer als erstes, was die Kunden brauchen, wo es Probleme gibt und was die Konkurrenz bereits angeboten hat
  • Fragen Sie Einkäufer nach Produktentwicklungen! Ihre Einkäufer sollten von ihren (potenziellen) Lieferanten immer über den neuesten Stand der Produkte informiert sein
  • Schicken Sie Mitarbeiter auf Messen, Konferenzen, zu Kamingesprächen
  • Machen Sie Unternehmensexkursionen! Lernen Sie von Unternehmen in Ihrer eigenen Branche, aber auch von Unternehmen aus völlig anderen Branchen
  • Abonnieren Sie Branchen-Zeitschriften und Wirtschaftszeitungen usw., die bestimmte Mitarbeiter regelmäßig (in der Arbeitszeit) lesen sollen – so kommen Sie an Branchentrends und Wirtschaftsdaten (Wirtschaftswachstum, Gesetzänderungen, Patente…)
  • Zapfen Sie beim Onboarding das Wissen der neuen Mitarbeiter an

Infos verteilen: Social Media oder einfach Pinwände

Dass Mitarbeiter Informationen über neue Trends und Entwicklungen haben, reicht noch nicht aus – es muss auch Entscheidungsträgern verfügbar gemacht werden, sodass diese zur richtigen Zeit am richtigen Ort darauf zugreifen können.

Neue Medien (Stichwort Web 2.0, Social Media) eignen sich natürlich ganz besonders zum Einbringen von Informationen durch einzelne Mitarbeiter. Beispielsweise können Markttrends in einem Unternehmenswiki festgehalten werden, Fotoreportagen über Produktinnovationen in Facebook veröffentlicht werden, oder sogar Videos von innovativen Abläufen über diverse Video-Plattformen verbreitet werden.

Aber neue Medien sind nicht zwingend erforderlich: So können zum Beispiel ein Kärtchen-basiertes System in Kombination mit einer Pinnwand an zentraler Stelle im Unternehmen oder einfache interne Info-Abende (in der Arbeitszeit!) Wunder bei der Informationsverteilung wirken.

Fazit

Die Informationssuche eines Unternehmens ist wesentlich für erfolgreiche strategische Veränderungen. Durch eine pro-aktive und gezielte Informationssuche sowie das Einbinden aller Mitarbeiter können Sie Ihr Suchpotenzial optimal nutzen, denn: viele Augen sehen einfach mehr.


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Dieser Beitrag ist Teil der HRweb-Artikelserie „Die Rolle von HR bei der Veränderungsfähigkeit von Organisationen“. Ausgangspunkt der HRweb-Serie sind die Ergebnisse des Projektes „KMU in Veränderung“ an der FHWien der WKW, das sich mit der Diagnose und Förderung der Veränderungskompetenz insbesondere von kleinen und mittelständischen Unternehmen auseinander setzt.

Weitere Artikel aus der Serie:

  • Informationssuche: „Informationssuche: Trend-Scouting durch Mitarbeiter & Branchenstrukturanalyse“
  • Reflexion: „Das reflektierende Unternehmen: aus Fehlern lernen (7s-Modell von McKinsey)“
  • Absorption: „Marktpotenzial erkennen | Maßgeschneiderte Innovation durch Absorptionskompetenz & Kompetenzmatrix“
  • Strategie: „Mitarbeiter gezielt bei der Umsetzung von Strategie & Change einsetzen: Die interne Kundenanalyse / Mitarbeiteranalyse“
  • Planung: „Change Prozesse & Veränderungen umsetzen mithilfe der Balanced Score-Card (BSC)“
  • Umsetzung: „Personal entwickeln & Strukturen schaffen  |  Prozessorientiertes & ganzheitliches Veränderungsmanagement für HR“

Autor zum Thema „Informationssuche: Trend-Scouting durch Mitarbeiter & Branchenstrukturanalyse“:

Personal & Organisation-TEAM. Heute: Barbara Kump, Lorena Hoormann, Christina Schweiger

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Die Forschungsausrichtung des Instituts für Personal & Organisation FHWien der WKW liegt an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis mit folgenden Schwerpunkten: zukunftsorientiertes HRM, strategischer Wissensaufbau und Wissensnutzung, nachhaltiges Veränderungsmanagement, Führung und Leadership.

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