Wien, am 28apr2015: Im Rahmen Österreichs größter Human Resources Konferenz, der vom Konferenzunternehmen Business Circle veranstalteten „PoP 2015 – Power of People“, haben 180 HR-Führungskräfte ein Manifest erarbeitet, das nun an Bundesminister Rudolf Hundstorfer übergeben wurde.
Anm. d. Red.: Event-Bericht |PoP2015: HR in der Gestalterrolle
Dieses Manifest mit insgesamt zwölf Forderungen ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung der Personalverantwortlichen österreichischer Unternehmen. Es definiert die aktuell und künftig relevanten Rahmenbedingungen zur Entfaltung von Mitarbeitern und die damit verbundene Verbesserung der österreichischen Wettbewerbsfähigkeit.
Ziel dieses Manifests ist dessen Umsetzung durch die Bundesregierung.
Die Forderungen der Perspektivengruppe Bildung lauten:
- Wir fordern verpflichtende Potenzialanalysen, die Absolvierung eines Berufspraktikums und das Angebot einer standardisierten Berufsberatung für Jugendliche vor dem Abschluss der siebten Schulstufe (Orientierung)
- Wir fordern eine Elementarbildung, die Lust auf Lernen und Bildungserwerb weckt und die aktuelle Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie, der Lerntheorien und der Neurobiologie nutzt, um die Stärken der Kinder und Jugendlichen auszubauen, damit sie den Herausforderungen der Lebenswelten des 21. Jahrhunderts aktiv begegnen können.
- Wir fordern eine PädagogInnenausbildung, die für alle Schulstufen und –formen relevante Inhalte beinhaltet, die eine Selektion am Beginn der Ausbildung vorsieht und die das Ziel hat, die Rolle und Verantwortung des Lehrers/der Lehrerin zu stärken.
- Wir fordern Orientierung: die klare Orientierung der Angebote, Methoden und auch der Studenten an den Bedürfnissen und Realitäten der Arbeitsmärkte, die Steuerung des gesamten Sektors über alle Bundesländer und die Förderung des Leistungsprinzips (in allen Dimensionen – nicht nur Noten) bei Studentinnen und Studenten, nicht des Mittelmaßes.
Die Forderungen der Perspektivengruppe Arbeitsrecht lauten:
- Die Entrümpelung, Vereinfachung und Neukodifikation des Arbeits- und Sozialversicherungsrechts ist dringend notwendig – mehr Gestaltungsspielraum auf betrieblicher Ebene im Arbeitsrecht
- Work-Familiy-Balance verbessern: Betrieblich lebbare Elternteilzeit durch Verkürzung des Bestandschutzes und Einführung einer Bandbreitenvorgabe sowie Erleichterung der regulatorischen Voraussetzungen für betriebliche Kinderbetreuung (z.B. betriebliche Tagesmütter)
- Wir benötigen eine Vereinfachung des Arbeitszeitrechts als „Standort-Killer“: (branchenübergreifend) einheitliche Durchrechnung der Arbeitszeit für alle Arbeitnehmer (12h / Tag – 48 Stunden in 17 Wochen) und größere Freiräume für selbstbestimmtes Arbeiten der Arbeitnehmer ermöglichen („Vertrauensarbeitszeit“)
- Wir wollen, dass mobiles Arbeiten nicht durch unnötige Bürokratie, wie z.B. jüngst das LSDBG – Verwaltungsstrafen für Dienstreisen – erschwert, sondern Flexibilität gefördert wird, wozu auch eine Erleichterung von Versetzungen gehört
Die Forderungen der Perspektivengruppe Unternehmen im Wandel lauten:
- Der Mensch in seiner Individualität muss wieder stärker in den Mittelpunkt rücken
- Mut, schwierige Themen anzusprechen sowie transparente Kommunikation auf allen Ebenen sind der Schlüssel erfolgreicher Unternehmen
- Fehlerkultur, Experimentierfreudigkeit, Freiheit bei der Zielerreichung im Rahmen von situativem Führungsverhalten fördern die Innovationskraft
- Talente erkennen & fördern sowie innovative Netzwerke in unterschiedlichen flexiblen Strukturen installieren, um die passenden Mitarbeiter langfristig zu halten
(Foto v.l.n.r.: Sören Buschmann (Strametz & Partner), Christoph Wolf (CMS Reich-Rohrwig Hainz), Rudolf Hundstorfer (BMASK), Gastgeberin Romy Faisst (Business Circle), Bernd Allmer (Helvetia Versicherung) und Bernhard Reisner (Miba) bei der Manifest-Übergabe im Rahmen des Jahresforums für die Personalwirtschaft (PoP) in Rust am Neusiedler See. Bildquelle: Business Circle)
Sozialminister Rudolf Hundstorfer bedankte sich für die Übergabe dieses Manifests durch Business Circle Gründerin Romy Faisst und er begrüßte diese Initiative der PoP-Teilnehmer, der er inhaltlich sehr viel abgewinnen kann. Als wichtigste und notwendigste Maßnahmen hob Hundstorfer bei der Übergabe hervor: „Wir setzen verstärkt auf ganztägige Schulformen und werden die Ausbildung der Lehrer modernisieren. Gleichzeitig vergrößern wir die Autonomie der Schulen, das ist bereits eine beschlossene Sache.“ Wenn es nach den Vorstellungen von Hundstorfer geht, wünscht er sich: „Mehr Frauen in technischen Berufen und weniger Studierende in Fächern wie z.B. Architektur oder Politikwissenschaft, die dafür bekannt sind, dass sie nur für einen Bruchteil der Absolventen Jobaussichten bieten.“ Die Veränderung der Arbeitswelt durch die fortschreitende Digitalisierung erfordere laut Hundstorfer politische Maßnahmen, umso mehr biete dieses Manifest ein wertvolles und direktes Feedback aus der HR-Szene.
Weiters hob der Sozialminister das Jugend-Coaching hervor, das ständig an Bedeutung gewinne „da wir momentan rund 33.000 Jugendliche in Österreich haben, wo wir nicht wissen, wie es schulisch oder beruflich weitergeht.“ Die Lehrausbildung biete in Österreich nach wie vor gute Entwicklungsmöglichkeiten, wenngleich es laut Hundstorfer ein starkes West-Ost-Gefälle gebe: „ In Vorarlberg beginnen 44 % der Jugendlichen eine Lehre, während es in Wien nur 25 % sind.“
Ab September 2016 wird es deshalb eine Bildungsverpflichtung bis zum achtzehnten Geburtstag geben, um junge Menschen für den Arbeitsmarkt fit zu machen. „Schließlich wechseln eine Million Menschen pro Jahr den Arbeitgeber in Österreich“, so Rudolf Hundstorfer abschließend, der versprach, der „Power of People“ auch nächstes Jahr die Treue zu halten und wiederzukommen, „egal in welcher Funktion“.