Dafür will jeder Zehnte die Erkältungssaison zum „Krankfeiern“ nutzen
Männer die dreisteren Simulanten
2015 in Deutschland mehr Krankmeldungen als in allen anderen untersuchten Ländern
Frankfurt am Main, 1. Februar 2016 – Krank zur Arbeit? Was eigentlich gut gemeint ist, kann schnell problematisch werden, nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern auch für die der Kollegen. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Job- und Karriere-Community Glassdoor (1) zeigt, dass viele Arbeitnehmer in Deutschland dennoch lieber zur Arbeit kommen, als sich zu Hause auszukurieren: 28,4 % der Deutschen geben an, aus Angst um den Job krank am Arbeitsplatz zu erscheinen. Bei einer Erkältung bleibt sogar weniger als jeder Zweite der Arbeit fern. Wie die Ergebnisse der repräsentativen Befragung zeigen, gönnen sich rund 60 % der Deutschen bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit nicht einmal einen Tag Erholung.
Junge Arbeitnehmer der Generation Y und Generation Z neigen am ehesten dazu, bei einer Erkältung auch einmal nicht zur Arbeit zu erscheinen (48,7 % bzw. 41,3 %), während die Gruppe der älteren Arbeitnehmer im Generationenvergleich offenbar am meisten einstecken kann. Nur 29,7 % der 55-64-Jährigen bleiben erkältet der Arbeit fern. Im Geschlechtervergleich werden Klischees bestätigt: Männer (43 %) scheinen unter Erkältungssymptomen heftiger zu leiden als Frauen (35,4 %) und nehmen sich eher einmal einen Erholungstag.
Männer die dreisteren „Blaumacher“
Und die Herren der Schöpfung sind es auch, die häufiger der Arbeit fernbleiben, wenn sie gar keine gesundheitlichen Gründe haben. Insgesamt gab jeder Zehnte (10,1 %) bei der Befragung an, im nächsten Monat einen Tag krankzufeiern. Dabei ist der Anteil der simulierenden Männer (13,9 %) gemäß der Glassdoor-Studie mehr als doppelt so hoch wie der der Frauen (5,8 %).
Unter den „Blaumachern“ ist man sich weitgehend einig: 60,7 % geben als Motiv an, schlicht eine Pause machen zu wollen, 38,7 % rechtfertigen das Krankfeiern damit, dass sie hart gearbeitet und es daher verdient hätten. Interessant: 10,7 % geben zu, dass sie den „unverhofft“ freien Tag zum Shopping nutzen wollen – 18,2 % für den Besuch von Freunden oder Familie. Im Vergleich der Generationen zeigt sich auch in dieser Kategorie, dass die jüngeren Altersgruppen anfälliger sind: Etwa jeder Siebte unter 24 Jahren (15,7 %) plant trotz guter körperlicher Verfassung in der Erkältungssaison einmal blauzumachen. Bei den über 55-Jährigen ist so ein Verhalten eher eine seltene Ausnahme. In dieser Altersgruppe würde nicht einmal jeder Zwanzigste (4,7 %) einen Tag aussetzen, wenn die Gesundheit ihn nicht dazu zwingt.
Deutsche häufiger im Krankenstand – und haben Kollegen unter Verdacht
Im vergangenen Jahr sind 70,9 % der befragten deutschen Arbeitnehmer mindestens einmal krankheitsbedingt zu Hause geblieben, jeder Vierte länger als sieben Tage (25,3 %). International sind diese Zahlen deutlich niedriger: In Großbritannien (51,8 %), den Niederlanden (48,2 %) und Frankreich (41,7 %) hat sich nur etwa jeder zweite Arbeitnehmer 2015 krankgemeldet – und davon je nur jeder Zehnte länger als sieben Tage. Eine Erklärung dafür ist, dass eine Erkältung nur für eine Minderheit der Briten (16,7 %), Franzosen (10 %) und Niederländer (7,5 %) ein Grund für eine Krankmeldung ist – anders als in Deutschland (39,4 %).
Dabei glaubt fast jeder dritte Deutsche (30,1 %), dass die Kollegen mehr Krankentage einreichen als eigentlich nötig, während jeder Fünfte (19,9 %) sich von den Vorgesetzten unter Druck gesetzt fühlt, sich bei Krankheit nicht arbeitsunfähig zu melden.
„Wenn Arbeitnehmer wirklich krank sind, sollten sie sich deshalb nicht schuldig fühlen oder um Bürotratsch sorgen, sondern sich lieber zu Hause auskurieren und damit auch die Ansteckungsgefahr für ihre Kollegen reduzieren“, sagt Sonja Perry, Karriere-Expertin bei Glassdoor. „Obwohl der so genannte Präsentismus auch hierzulande eine Rolle spielt, zeigt die Studie, dass die Tendenz, bei Krankheit oder Erkältung zu Hause zu bleiben, in Deutschland sehr viel ausgeprägter ist als in allen anderen untersuchten Ländern. Ein Erklärungsansatz besteht darin, dass die Arbeitslosenquote hierzulande überdurchschnittlich niedrig ist und daher die Angst, seinen Job an einen Konkurrenten zu verlieren, in Deutschland niedriger ist als in anderen Ländern.“
1 Die Studie wurde vom Marktforschungsinstitut Harris Interactive im Auftrag von Glassdoor durchgeführt. In Deutschland wurden zwischen dem 14. und 18. Dezember 2015 insgesamt 1.030 Teilnehmer im Alter zwischen 16 und 64 Jahren befragt. Die gleiche Repräsentativ-Befragung fand auch in Großbritannien (1.033 Teilnehmer), Frankreich (1.025 Teilnehmer) und den Niederlanden (1.050 Teilnehmer) statt.
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