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HRIS Summer Edition

5 Tools für eine „grüne“ Zukunft | Weiterbildung & Nachhaltigkeit

7Mai2025
5 min
Sustainability

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Nachhaltigkeit kann nur dann wirksam gelebt werden, wenn alle im Unternehmen einbezogen werden. Genau hier entfaltet Weiterbildung ihre transformative Kraft.

Verantwortung für alle statt Abwälzen auf Einzelne

Ein umweltfreundliches und gemeinwohlverträgliches Handeln betrifft jeden Einzelnen im Unternehmen auf allen Ebenen und in jedem Bereich, das lässt sich nicht in eine Abteilung wegdelegieren. Wer interdisziplinär vorgeht sorgt dafür, dass jeder zu einem Beschützer von Klima und Umwelt werden kann. Die betriebliche Weiterbildung kann dabei einen Schlüsselpart spielen.

In vielen Unternehmen gibt es rund um das Thema Nachhaltigkeit eine zuständige Person für Sustainability, welche mit der Abarbeit von Regularien, Dokumentationspflichten, Zertifizierungsprozessen, Compliance-Standards und allerlei Berichten vollauf beschäftigt ist. Mitarbeitende aus anderen Abteilungen weiterbilden? „Steht nicht in meiner Stellenbeschreibung“, höre ich oft. „Zudem hab ich dafür gar keine Zeit. Und ein Kommunikationstraining habe ich nie bekommen“, erläutert man mir.

Nachhaltigkeitsthemen sind äußerst komplex. Klar ist das Thema in aller Munde, doch mit den vielfältigen Details haben sich die meisten kaum je befasst. Und Halbwissen schadet oft mehr als es nützt. Wie will man unter solchen Umständen sicherstellen, dass alle Beschäftigten in allen Bereichen die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens bereitwillig unterstützen? Wer als Laie keine oder unverständliche Antworten erhält, fragt bald gar nicht mehr nach, verliert das Interesse und bleibt tatenlos.

Weiterbildung spielt eine Schlüsselrolle

„Die größte Bedrohung für unseren Planeten ist der Glaube, dass schon jemand anderes ihn rettet.“ Das sagt der britische Polarforscher und Umweltschützer Robert Swan. Jeder von uns kann auf seine Weise etwas tun, um eine lebenswerte Zukunft proaktiv mitzugestalten. Und jeder Beitrag zählt. Selbst durch den kleinsten Anstoß kann am Ende Großes entstehen. Vielen klugen Köpfen fällt immer mehr ein als einem allein. Und alle Einzelhandlungen zusammen bringen den Klimaschutz wirklich voran.

Jede gemeinsam erdachte und umgesetzte Nachhaltigkeitsmaßnahme sorgt für ein vertieftes Verständnis von Umwelt- und Gemeinwohlbelangen, für breite Zustimmung, für sichtbare Ergebnisse und schließlich für Geschichten, die die Arbeitgebermarke stärken. Zugleich verstärkt sich das Wir-Gefühl. Außerdem verändern partizipative Prozesse die Rolle der Mitarbeitenden vom passiven Empfangen vorgefertigter Inhalte in abzusitzenden Schulungen hin zum aktiven Gestalten.

So ergeben sich für HR und Corporate Learning vielerlei Handlungsoptionen, die initiiert werden können, um Sustainability-Themen wirksam in die Köpfe und Herzen der Belegschaft zu bringen. Im Wesentlichen geht es darum, das notwendige Knowhow zu vermitteln und im gesamten Unternehmen so zu verankern, dass nachhaltige Lösungen gemeinsam gefunden und erfolgreich umgesetzt werden können. Hierbei können die unterschiedlichsten Formate zum Einsatz kommen. Meine fünf Favoriten:

Sustainability Know-how | 5 Tools

Das Sustainability World Café

Beim World-Café-Konzept können im Rahmen eines größeren Events viele Mitarbeitende gleichzeitig an Nachhaltigkeitslösungen arbeiten. Hierzu benötigt ihr pro Thema einen Tisch. Auf dem Tisch breitet ihr eine beschreibbare Tischdecke oder Flipchart-Papier aus. Zudem legt ihr Marker, Stifte, Klebepunkte und so weiter bereit. Erläutert den Teilnehmenden die Aufgabe und verteilt sie auf die Tische. Pro Tisch gibt es eine gastgebende Person, die zugleich moderiert.

Erlaubt ist alles, was konstruktiv zum Thema beiträgt, also Texte, Bilder, Collagen und so fort. Nach 20 Minuten beendet ihr die erste Runde und bittet die Gruppen, jeweils einen Tisch weiterzuziehen, um sich dem nächsten Thema zu widmen. Nur die Gastgebenden bleiben an ihren Tischen, begrüßen die Ankommenden, resümieren das bisher Gesammelte und starten einen erneuten Diskurs. Am Ende stellen sie die Ergebnisse allen Teilnehmenden im Plenum vor.

Nachhaltigkeitsausflüge und -events

Grundsätzlich können in alle Firmenveranstaltungen Nachhaltigkeitsaspekte eingebunden werden. So kann man etwa bei einem internen Kochevent über den Wert der Inhaltsstoffe sprechen, die Problematik industriell gefertigter Lebensmittel und ihrer Lieferketten erörtern oder die ganze Bandbreite der Folgen, die durch ungesundes Essen entstehen, untersuchen. Im Vordergrund steht dabei die Information als solche. Keinesfalls sollte durch eine hitzig geführte Diskussion über Pros und Kontras die gute Laune beim Kochen und anschließenden Genießen leiden.

Geht es um nachhaltigkeitsbasierte Teamevents, sucht ihr gemeinsam nach passenden Ideen und wählt eine Alternative, die allen zusagt. Zum Beispiel kann man bei der Mitarbeit auf einem Biobauernhof oder bei der Aussaat einer Blühwiese eine Menge lernen. Besonders beeindruckend kann ein nachhaltiger Betriebsausflug durch die Wälder der Region sein, wenn er von einem erfahrenen Förster bzw. Försterin begleitet wird. Das Biosystem Wald bietet sich als Analogie für das Biosystem Unternehmen geradezu an.

So geht Green Nudging

Das Nudging hat der Nobelpreisträger Richard H. Thaler populär gemacht hat. Dabei geht es um smarte Anstöße zugunsten einer gewünschten Verhaltensrichtung. Wird etwa in der Kantine die Tellergröße verkleinert, beugt das der Lebensmittelverschwendung vor. Wird aktiv angeboten, dass ein Nachschlag jederzeit möglich ist, verhindert das unnötige Reste. Dürfen überschüssige Snacks zum kleinen Preis in Mehrweggeschirr mit nach Hause genommen werden, reduziert das Essensabfälle. Werden auf einer Speisekarte zuoberst die vegetarischen Gerichte gelistet, wird öfter fleischlos bestellt.

Im Firmenkontext gibt es eine Fülle von Möglichkeiten für ökologische Nudging-Maßnahmen, die dazu dienen können, unbrauchbares Vorgehen rasch loszuwerden und intelligentere, effizientere, nachhaltigere Wege der Aufgabenbewältigung, der Zielerreichung und der Zusammenarbeit zu finden. Lasst den Beschäftigten dabei viel freie Hand. Hierarchieunabhängig und ohne umständliche Genehmigungsverfahren sollte jeder einzelne Mitarbeitende kleine Sofortmaßnahmen initiieren können, wenn er die Notwendigkeit dafür sieht. So ist es viel leichter, Wandel voranzubringen.

Sustainability-Learning-Formate

Beim Micro Learning werden kompakte Lernbausteine, auch Learning Nuggets genannt, zusammen mit Nachhaltigkeitsmanagern erarbeitet und vom Corporate Learning bereitgestellt. So werden ausgewählte Aspekte zum Thema Arten-, Umwelt- und Klimaschutz während der Arbeitszeit in etwa fünf bis zehn Minuten eigenständig durchgenommen. Das kann zum Beispiel ein kleines Lernspiel, ein ausführlicher Fachtext oder ein Quiz zur Selbsteinschätzung sein. Ein „Learn more“-Knopf am Ende des Nuggets führt zu weiteren thematisch passenden Lernangeboten.

Das Lunch & Learn-Format ist ideal, um auf unkomplizierte Art und Weise einen Wissenstransfer zu einzelnen Nachhaltigkeitsaktivitäten aus dem innerbetrieblichen oder privaten Bereich möglich zu machen. Hierbei geben die an diesem Format interessierten Team-Mitglieder ihre Kenntnisse und Erfahrungen im Rahmen eines gemeinsamen Mittagessens weiter. Alle, die sich austauschen und ihr spezifisches Wissen weitergeben möchten, stellen ihren Themenvorschlag beispielsweise ins Intranet ein. Die Interessierten verabreden sich in der Kantine, im Firmenbistro oder auswärts.

Interne Sustainability Ted Talks

Hierbei stellen Mitarbeitende ihre Nachhaltigkeitsprojekte in Anlehnung an das Ted-Talk-Format vor, zum Beispiel einmal im Monat vor der gesamten Firma im Rahmen eines Anlasses, zu dem sich jeder auch virtuell zuschalten kann. Die Themenangebote für solche größere Events werden im Intranet vorgestellt. Per Voting wird entschieden, welche davon breites Interesse finden und folglich auf die Bühne kommen.

Eine Intervention, also eine Vorführung oder ein Impulsvortrag, dauern maximal 15 Minuten. Sie sollte möglichst lebendig und frei von Fachjargon sein. Danach ist fünf Minuten Zeit für Fragen. Im Anschluss können bilaterale Gespräche für eine weitere Vertiefung sorgen, wenn es starkes Interesse an einem Thema gibt. Der Talk wird aufgezeichnet, so dass er jederzeit auf einer firmeninternen Plattform abrufbar ist.

Weiterbildung & Nachhaltigkeit | 5 Tools für eine „grüne“ Zukunft

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