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IQ war vorgestern – EQ gestern – CQ ist es heute und morgen?

12Mai2017
5 min
CQ2

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Cultural Intelligence – die magische Kompetenz für das Miteinander in einer globalen Welt

In den Beiträgen dieser HRweb-Serie „Cultural Intelligence“ haben wir einerseits das Thema Kulturelle Diversität im Alltag & Berufsleben aufgegriffen und über blinde Flecken geschrieben. Nun möchten wir mit diesem dritten Beitrag auf die sogenannte Kulturelle Intelligenz (Cultural Intelligence) näher eingehen.

Autoren „IQ war vorgestern – EQ gestern – CQ ist es heute und morgen?“: Mag. Barbara Covarrubias Venegas, Andrej Juriga

IQ-EQ-CQ, oder Kopf, Herz, und grenzenlos?

Der Intelligenzquotient (IQ) ist eine durch einen Intelligenztest ermittelte Kenngröße zur Bewertung des intellektuellen Leistungsvermögens und wurde von Alfred Binet im Jahr 1905 entwickelt. Menschen mit einem hohen IQ wurde (bzw. wird noch immer) oft ein Aufstieg – verbunden mit Status und einem besseren Gehalt – in der Unternehmenshierarchie angeboten, dh. Ein Fachexperte wird zwangsläufig in eine Führungsposition gehoben. Doch genau an dieser Stelle stoßt IQ an seine Grenzen: denn nicht zwangsläufig ist der beste Fachexperte auch eine gute Führungskraft.

Der Begriff Emotionale Intelligenz (EQ) wurde in weiterer Folge im Jahr 1990 von den amerikanischen Psychologen John D. Mayer und Peter Salovey definiert. Etwas um das Jahr 1920 wurde erstmals von dem Psychologen Edward Thorndike die „soziale Intelligenz“ beschrieben, worauf das Konzept der emotionalen Intelligenz auch begründet ist. Populär geworden ist EQ jedoch erst mit dem Bestsellerbuch von dem amerikanischen Psychologen und Wissenschaftsautor Daniel Gole durch sein Bestsellerbuch „EQ. Emotionale Intelligenz“ von Daniel Golemans. EQ beschreibt die Fähigkeit, intelligent mit den eigenen Gefühlen und den Empfindungen anderer umzugehen und umfasst somit das emotionale Talent– oder wie Goethe es genannt hat: Herzensbildung. Auch Aristoteles wusste, wie wichtig der angemessene Umgang mit Emotionen ist und nannte es Tugend. Personen mit hoher emotionaler Intelligenz besitzen ein realistisches Selbstbild, können ihre Emotionen steuern, können sich motivieren und auch mitfühlen, besitzen soziale Kompetenz und sind gute Gesprächspartner. Emotional intelligente Personen stoßen jedoch auch bei kulturell anders geprägten Personen oftmals an ihre Grenzen, obgleich es sehr oft der Fall ist, dass emotional intelligente Personen auch tendenziell einen höheren Grad an kultureller Intelligenz aufweisen. Ein Review an Konstrukten, welche sich mit interkultureller Kompetenz befassen und die Schwächen dieser Konstrukte ist in dem Artikel von Ang et al. aus dem Jahr 2007 zu finden.

Das Konzept Kulturelle Intelligenz (Cultural Intelligence – CQ) setzt genau an der Stelle an, wo der EQ an seine Grenzen stößt, denn CQ ist definiert als die Fähigkeit eines Menschen, sich in kulturell divers aufgestellten Situationen und Umfeldern agil, effektiv und damit intelligent zu verhalten. Voraussetzung dafür ist es, kulturelle Unterschiede bewusst wahrzunehmen, sie wertfrei zu entschlüsseln und in die eigene Strategie, die eigene Vorgehensweise zu integrieren (Ang et al. 2007, Earley et al 2006, Livermore 2011).

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass ein hoher CQ unsere Entscheidungskompetenz wesentlich beeinflusst und somit die Effektivität von Entscheidungen in interkulturellen Situationen positiv beeinflusst. Des weiteren hängt CQ auch positiv mit der Fähigkeit sich an unterschiedliche Situationen anzupassen, zusammen.

CQ Forschung umspannt aktuell 98 Länder und über 55.000 Probanden – aus den wissenschaftlichen Analysen haben sich folgende vier Kompetenzen heraus kristallisiert:

  • CQ Drive (Motivationaler CQ): beschreibt den Grad an Interesse und Hartnäckigkeit, bzw. Ausdauer, um in kulturell diversen Situationen zu fungieren/arbeiten.
  • CQ Knowledge (Kognitiver CQ): beschreibt den Grad des Verständnisses darüber, wie Kulturen sich ähneln, aber auch wo sich diese unterscheiden.
  • CQ Strategy (Meta-kognitiver CQ): beschreibt das Ausmaß an Planung, des Bewusstseins und der Kontrolle, vor, während und nach interkulturellen Interaktionen.
  • CQ Action (Verhaltens-CQ): beschreibt das Ausmaß der Flexibilität und die angemessene Nutzung eines breiten Repertoires von Verhaltensweisen und Fähigkeiten bei interkulturellen Begegnungen.

Diese vier Kompetenzen zeigen auf wie effektiv eine Person und/oder eine gesamte Organisation in interkulturellen Situationen agieren wird, siehe dazu folgende Abbildung:

HRweb

In den Folgebeiträgen werden wir die einzelnen Dimensionen von CQ, nämlich CQ Drive, CQ Knowledge, CQ Strategy und CQ Action im Detail vorstellen und aufzeigen, wie diese gefördert bzw. erhöht werden können.


HRwebDie HRweb-Serie „Cultural Intelligence“ wird vom Autorenteam Mag. Barbara Covarrubias Venegas und Mag. Andrej Juriga verfasst:

Autoren

Mag. Barbara Covarrubias Venegas ist HRweb-Autorin & Forscherin und Lektorin am Institut für Personal & Organisation der FHWien der WKW. Barbara studierte und arbeitete in Österreich, Spanien, Italien, Chile und Mexiko. Heute spezialisiert sie sich auf Trainings und Beratungen im internationalen Kontext. Sie ist Vorsitzende von SIETAR Austria www.sietar.at und leitet das communication committee von SIETAR Europa. Seit 2014 Projektleitung eines von der Stadt Wien geförderten Forschungs- und Lehrteams zu „HR Rollen und HR Kompetenzen im internationalen Vergleich“ an der FHWien der WKW. Forschungs- und Vortragsschwerpunkte: DasNeueArbeiten, Altersdiversität, HR Rollen/HR Kompetenzen, Organisationskultur und Interkulturelles Management.

HRwebMag. Andrej Juriga ist zertifizierter Trainer des Cultural Intelligence Center (USA), Gründer und Geschäftsführer von Cultural Bridge. In den letzten 13 Jahren war Andrej als Geschäftsführer und HR Leiter in globalen Unternehmen tätig und hat sich zum Ziel gesetzt Führungskräfte weltweit bei dem Management von multikulturellen Teams zu unterstützen. Andrej war in vier verschiedenen Ländern in Europa und Afrika beruflich tätig und ist Mitglied von SIETAR Austria. info@culturalbridge.sk, www.culturalbridge.sk


Literaturempfehlung

  • David A. Livermore (2011): The Cultural Intelligence Difference: Master the One Skill You Can’t Do Without in Today’s Global Economy. American Management Association Books, New York.
  • Christopher Earley & Elaine Mosakowski (2004): Cultural Intelligence, Harvard Business Review, from the October 2004 Issue, .
  • Earley, P. Christopher, Ang, Soon & Tan, Joo-Seng (2006). Developing Cultural Intelligence at Work, Stanford
  • Forbes Education (2015): Why You Need Cultural Intelligence.
  • Soon Ang, Thomas Rockstuhl & Mei Ling Tan: Cultural Intelligence and Competencies, Manuscript prepared for Wright, J. (Ed.). International Encyclopedia of Social & Behavioral Sciences (2nd)
  • Linn Van Dyne, Soon Ang & Christine Koh: Cultural Intelligence. Measurement and Scale Development. In Michael Moodian (Ed): Contemporary Leadership and Intercultural Competence. Exploring the Cross-Cultural Dynamics Within Organizations, Sage.
  • Ang, S., Van Dyne, L., Koh, C.K.S., Ng, K.Y., Templer, K.J., Tay, C., & Chandrasekar, N.A. (2007). Cultural intelligence: Its measurement and effects on cultural judgment and decision making, cultural adaptation, and task performance.  Management and Organization Review, 3: 335-371.

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