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Vom Geld und Glück

„Nein, nein, Geld macht eh nicht glücklich“, denken Sie jetzt vielleicht. Und trotzdem wünschen wir uns im Allgemeinen mehr Einkommen. Wie passt das zusammen? Und wie kann man eine gesunde Balance gewinnen?

Wann Geld glücklich macht und wann wieder nicht.

Es ist ein Paradoxon. Sagt der Ökonom Richard Easterlin, als er bereits in den 70er-Jahren den Zusammenhang zwischen Umfragen zur Lebenszufriedenheit und Statistiken über das Wirtschaftswachstum untersuchte. In den USA, wo es die längsten Datenreihen gibt, sind die Menschen seit 1950 im Durchschnitt nicht signifikant glücklicher geworden, obwohl sich ihr Lebensstandard seitdem mehr als verdoppelt hat! Spannend, oder? In ärmeren Ländern hingegen wie Indien oder Brasilien bewirkt Wirtschafts- und Einkommenswachstum auch einen Anstieg in der Zufriedenheit, weil damit die Menschen ihre Grundbedürfnisse besser absichern können.

Ökonomen sprechen von einem Schwellenwert im Einkommen, ab dessen Erreichen die Zufriedenheit kaum mehr zunimmt, weil damit ein annehmbarer Lebensstandard finanziert werden kann. Das Journal of Happiness Studies schreibt, dass diese Schwelle ungefähr dem Niveau von Mexiko entspricht (7.000 US-Dollar Pro-Kopf-Einkommen).  Australien liegt bezüglich Pro-Kopf-Einkommen fünfmal so hoch und trotzdem rangiert Mexiko im Ranking der glücklichsten Länder vor Australien. Österreich liegt übrigens im oberen Feld bezüglich Zufriedenheit, knapp vor den USA und Deutschland.

Innerhalb einer Gesellschaft sind die Wohlhabenderen glücklicher als die weniger Wohlhabenden. Wenn aber alle gleichförmig wohlhabender werden, steigt die Zufriedenheit des Einzelnen nicht. Warum? Das ist der zweite Teil des Easterlin-Paradoxons: Ab dem Schwellenwert ist das relative Einkommen wichtiger als das absolute Einkommen. Kurz gesagt: Wir Menschen vergleichen uns ständig miteinander und wenn wir im Verhältnis mehr verdienen als andere, dann macht uns das glücklicher. Deutschen Studien zufolge (SOEP-Panel) orientieren sich vor allem Männer finanziell stark am sozialen Umfeld und vergleichen Einkommen stärker als Frauen.

Das ganze Konzept der Zufriedenheit beruht auf mehr oder weniger unbewussten Vergleichen. Und gerade das gibt uns wieder bewusste Steuerungsmöglichkeiten in die Hand! Mit wem vergleichen wir uns? Was passiert mit meiner Zufriedenheit, wenn ich eine andere Zielgruppe in der Gesellschaft für meine Vergleiche heranziehe? Probieren Sie es mal aus! Machen Sie einen Spaziergang z.B. durch ein „Nobelviertel“ in ihrem Umfeld und dann z.B. einen durch einfache Wohnblockanlagen nahe der Industriezone und setzten sie das Gesehene in Relation zu ihrem eigenen Leben.

Leben in einer (materiellen) Kulisse?

Gesellschaften unterscheiden sich darin, wie stark materialistisch und extravertiert die Kulisse eines Prototyps „erfolgreicher Mensch“ ist. Welches Auto fahren wir? Wie schaut unsere Wohnung/Haus aus? Wie ziehen wir uns an? Wohin fahren wir auf Urlaub? Wohin und wie oft gehen wir aus? … Ist es wichtig für das eigene Ansehen ein „traumhaften Leben“  in den Augen eines imaginären Publikums zu leben? Zu starke soziale Vergleiche können unsere eigene Lernfähigkeit behindern, herauszufinden, was wir ganz persönlich uns vom Leben wünschen und was wir brauchen (und nicht brauchen!) um wir selbst und wahrhaftig sein zu können.

Anregungen zu mehr Balance

Kennen Sie zufällig jemanden, der die besten Jahre seines Lebens dafür verwendete, Geld zu verdienen und dafür seine Gesundheit und Familie opfert, nur um dann den Rest der Zeit das Geld für den Versuch aufzuwenden die ruinierte Gesundheit und entfremdete Familie wieder zurückzugewinnen? Sie stimmen mir wahrscheinlich zu, dass das wohl nicht das Ziel sein kann.

Welche ergänzenden Anregungen gibt die Positive Psychologie auf Basis ihrer Forschungen zum Umgang mit Geld?

  • Wenn Sie ihr Geld ausgeben wollen, dann ist es in einem gemeinsamen Erlebnis viel besser und langfristiger investiert als in Gütern. Ein Erlebnis (z.B. ein Konzert, ein Urlaub, eine Weiterbildung) zu teilen, darüber zu reden, Erinnerungen abzurufen sind nachhaltiger und verbinden uns mit anderen Menschen. Vergessen Sie dabei nicht, dass viele Erlebnisse kostenlos sind: eine gemeinsame Waldwanderung, Vögelzwitscherkonzert beim Frühstück, Sonnenaufgang beim Joggen, herzhaftes Lachen mit Freunden…
  • Etwas für andere kaufen oder spenden macht glücklicher, als etwas für sich zu kaufen zeigen viele Studien. Geben Sie von Herzen ein wenig von dem ab, was Sie haben und Sie spüren die Rendite sofort…
  • Für einen erfüllenden Job ist die Frage, ob ich meine Stärken dort einsetzen kann und damit innerlich weiter wachse und ob ich etwas tue, was für mich und die Gesellschaft Sinn macht, wichtiger als die Frage des Geldes. Zielen sie auf ein angemessenes Einkommen ab und nicht darauf reich zu werden. Werden Sie lieber reich an positiven Erfahrungen 😉

Eine Analogie zum letzten Punkt darf meiner Ansicht nach zu Unternehmen gezogen werden.  Nicht das renditenstärkste Unternehmen sollte in unseren Augen das erfolgreichste sein, sondern das, das eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe erfüllt, diese Aufgabe mit gebührender Verantwortung für die Gesellschaft, die Natur und für seine Mitarbeiter umsetzt und so positiv wirtschaftet.

Von Geld und Glück

MMag. Silena Sabine Piotrowski | Teil unseres fixen Autoren-Teams

MMag. Silena S. Piotrowski, Unternehmensberaterin und Psychologin, gestaltet „Positive Workplaces“: Menschen und Unternehmen durch ein neues Mindset & Verhalten zukunftsfit im Hier & Jetzt machen. Ihre Expertise liegt in der Positiven Psychologie, ihre Leidenschaft beim Menschen in Veränderung.

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