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Konflikte in der Arbeitswelt | Notwendiges Übel oder Motor für Veränderungen?

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Es gibt kein konfliktfreies Arbeitsumfeld und doch kann man beobachten, dass Konflikte kaum ausgetragen und andere Meinungen nicht geäußert werden – zumindest nicht offen. Wenn doch jemand offen eine andere Meinung vertritt wird diese Person oft als unfreundlich, rüde oder aggressiv abgestempelt. Doch ist es wirklich besser, Konflikte zu negieren und immer „Ja“ zu sagen?

Zumindest ist es einfacher und komfortabler. Wir fühlen uns wohl und bestärkt, wenn andere unserer Meinung sind und uns zustimmen. Gleichzeitig kommen auch wir nicht in Verlegenheit, Kritik oder andere Meinungen äußern zu müssen. Wir wollen von anderen gemocht werden, auch im Arbeitsumfeld. Daher wird es als lässlich, ja sogar als Tugend angesehen, mit seiner Meinung hinter den Berg zu halten, und damit die Sympathie der Mitarbeiter, Kollegen und/oder Vorgesetzten zu erhalten.

Positive Effekte durch konstruktiv ausgetragene Meinungsverschiedenheiten

Studien zeigen jedoch, dass konstruktiv ausgetragene Meinungsverschiedenheiten zahlreiche positive Effekte haben. Wohl der für Unternehmen wichtigste positive Effekt sind bessere Arbeitsresultate. Werden die unterschiedlichen Ansichten und Perspektiven von Teammitgliedern offen diskutiert, können neue Lösungsansätze gefunden werden oder zumindest Risiken aufgezeigt werden. Durch den Diskurs werden Pros- und Kontras offenbar und Entscheidungen werden auf eine breitere Basis gestellt. Durch diese Auseinandersetzung mit anderen Ansichten ergibt sich auch die Möglichkeit zu lernen. Zuhören, Feedback nehmen und Neues auszuprobieren lässt Personen und damit auch das Unternehmen wachsen.

Doch auch im zwischenmenschlichen Bereich führt das Austragen von Konflikten zu positiven Effekten. Werden Konflikte und Meinungsverschiedenheiten aktiv angesprochen und gelöst, stärkt das die Beziehungen zwischen den Parteien. Man lernt sich besser kennen und weiß, was dem jeweils anderen wichtig ist. Es zeigt auch, dass in zukünftigen Situationen eine kritische Sichtweise, ein „nein – ich sehe das anders“ zulässig und sogar gewünscht ist und die Situation positiv für alle Beteiligten gelöst wird. Diese Sicherheit, dass man Konflikte und Meinungsverschiedenheiten offen äußern kann, führt – bei einem entsprechend konstruktiven Konfliktverhalten – auch zu einer höheren Arbeitszufriedenheit.

Die Bausteine eines konstruktiven Konfliktverhaltens

Studien in den USA und China zeigen, dass durch ein konstruktives Konfliktverhalten die Arbeitszufriedenheit steigt. Dieses Konfliktverhalten basiert auf drei Grundbausteinen

  • Anstreben einer Win-Win Situation: Hier gilt es sich zu Fragen: Wie können alle Seiten von dem Konflikt oder der Meinungsverschiedenheit profitieren? Was sind unsere gemeinsamen Erkenntnisse und Lernerfahrungen die wir machen können?
    Wird ein Konsens auf Basis von Fakten geschaffen, sichert das nicht nur den Teamerfolg, sondern erhöht auch nachhaltig die Arbeitszufriedenheit.
  • Gemeinsame Interesse in den Vordergrund rücken: anstelle von persönlichen Angriffen oder Befindlichkeiten wird das gemeinsame Interesse bzw. Ziel in den Fokus gestellt. Hierbei helfen Fragen wie „wie helfen die unterschiedlichen Perspektiven der Zielerreichung?“ „welche neuen Erkenntnisse gewinnen wir durch die neue Perspektive?“
  • Wertschätzende Kommunikation: Meinungsverschiedenheiten bedeuten nicht, dass man unfreundlich ist oder auf den Gefühlen von anderen herumtrampeln will. Wie in so vielen Bereichen macht auch hier der Ton die Musik. Als wichtigstes Credo gilt hier: Emotionen raus! Es gilt sich immer vor Augen zu halten, was kritisiert wird – die Sache oder die Person? Ärgere ich mich eigentlich viel mehr über mich selbst? Wenn ich mir dieser Sache bewusst bin, kann ich auch entsprechend agieren. Ein offener, wertfreier Dialog, andere Meinungen anhören und als Inspiration zur eigenen Entwicklung zu sehen, sind wichtige Grundhaltungen um Konflikte als Bereicherung zu erleben.

Schaffen eines sicheren Umfelds als Basis

Um dieses konstruktive Konfliktverhalten zu etablieren ist es Aufgabe der Führungskräfte für ein sicheres Umfeld zu sorgen. Führungskräfte sind angehalten zu signalisieren, dass es OK ist, anderer Meinung zu sein und neue Ideen einzubringen. Auch und vor allem, wenn sie damit selbst in der Kritik stehen. Sich selbst und die eigenen Überlegungen konsequent im Team in Frage zu stellen, aktiv andere Meinungen einzufordern und konstruktive Diskussion anzuregen werden die Arbeitsergebnisse und die Arbeitsbeziehungen nachhaltig verbessern und darüber hinaus auch noch die Arbeitszufriedenheit der Teammitglieder erhöhen.

Fazit

In der Arbeitswelt sind wir täglich mit Meinungsverschiedenheiten konfrontiert. Wir scheuen uns aber aus unterschiedlichen Gründen davor zurück, diese Konflikte offen auszutragen. Gelingt es einem Unternehmen, diese unterschiedlichen Perspektiven anzuerkennen und in einem Konsens zu vereinen, kann daraus ein großer Wettbewerbsvorteil entstehen. Dies setzt aber voraus, dass Konflikte nicht als Machtkämpfe gesehen werden, sondern als Basis für Entwicklung. Denn wie Joseph Joubert, ein französischer Moralist schon vor Jahrhunderten erkannt hat: „Ziel eines Konfliktes oder einer Auseinandersetzung soll nicht der Sieg, sondern der Fortschritt sein.

Literaturhinweise

Gallo, Amy (2018): Why We Should Be Disagreeing More at Work. Hbr.org, January 03, 2018

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