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Die Kraft der Diversität: Führung neu definiert – Female Leadership

10Mai2024
4 min
Female Leadership

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

April 2024 – 13 Frauen der Constantia Gruppe trafen sich in Gumpoldskirchen, Österreich. Offiziell fand das ‚Female Leadership Programm‘ statt.

Inoffiziell – und das ist wohl jedem klar – war es ein Hexenzirkel, in dem wir Männer verteufelten, Opfer darbrachten, Beautytipps austauschten und an diversen Ritualen teilnahmen. 

Zumindest scheint das die allgemeine öffentlichen Wahrnehmung zu sein, wenn man von solchen Trainings spricht. Female Leadership – she who must not be named.

Weibliche Führungskräfte in der Minderheit

Kaum spricht man von Trainings oder Events, die speziell auf Frauen zugeschnitten sind, kommen prompt die immer gleichen Fragen:

Wozu brauchen wir das denn? Sind wir nicht schon lange gleichberechtigt und divers aufgestellt? Es gibt doch auch keine Trainings nur für Männer – ist das nicht auch diskriminierend?

Wir persönlich finden nicht, dass wir im Unternehmen je auf Grund unseres biologischen Geschlechts anders behandelt oder gar benachteiligt wurden. Also: unser Konzern hat vieles richtig gemacht und unterscheidet nicht, ob männlich oder weiblich.

Fakt ist jedoch, weibliche Führungskräfte sind in der Minderheit. Und während es eine Vielzahl an Begründungsansätzen gibt, finden wir persönlich, dass weiblichen Stärken im Wirtschaftsleben oftmals keinen Platz haben. Frau wird verleitet, männliche Charaktermerkmale – gerade im Führungsstil – anzunehmen, um sich beweisen zu können.

Weibliche Führungskräfte Österreich

‚Du darfst keine Emotionen zeigen, sonst wirkst du schwach.‘, ‚Du bist zu jung, um eine Führungsposition zu bekleiden.‘, ‚Deine Stimme ist zu hoch, so wirst du nicht ernst genommen.‘, ‚Sei bitte etwas langsamer in deinem Tun, damit die anderen Personen nicht neidisch werden.‘

Und dies sind nur einige Beispiele, die wir selbst im Laufe unseres Lebens hören durften. Oft standen wir unter dem Eindruck, dass es nur zwei Möglichkeiten für uns gibt:

  • Die Nette, und damit nicht ernst zu nehmen
  • Die ‚Zicke‘, und damit nicht ernst zu nehmen

So der Missglaube, den wir uns selbst auferlegt haben. Und genau diese erlernten Glaubenssätze führen dazu, dass wir nicht mehr authentisch agieren und unsere wahren Stärken vergessen.

Also was wollten wir mit unserem Training?

Wir wollen unsere Kolleginnen stärken und sie dabei unterstützen, einen Weg in ihre ganz persönlichen „Way of Leadership“ zu finden – zurück zu den eigenen Stärken mit allen weiblichen Attributen, die sie mitbringen und auch behalten wollen.

Noch ein kurzer Disclaimer bevor es weiter geht: Frauen unter sich – auch Männer unter sich, wie auch Männer und Frauen – vereint viel, dennoch wollen wir niemals die Individualität vergessen. Jeder Mensch hat seine eigene, höchstpersönliche Geschichte, mit individuellen Stärken, Schwächen und Erfahrungen. Die hier gesammelten Erkenntnisse müssen natürlich nicht für jeden gelten und nicht jede Person wird sich hier wieder finden. Das ist ok und es läge uns fern, einen Anspruch an Vollständigkeit zu stellen. Wir wissen auch, dass es neben den zwei biologischen Geschlechtern, eine Vielfalt an Geschlechtern gibt. Wir wollen auf keinen Fall ausgrenzen oder klischeehaft darstellen. Die gesammelten Ergebnisse unserer zwei Trainings-Tage wurden von insgesamt 13 weiblich Personen, die sich als Frauen identifizieren, gesammelt.

Durch unser Female Leadership Training wollten wir auf vielen Ebenen die essenzielle Rolle der Diversität im Unternehmen spürbar machen. Es betont, wie wichtig es ist, die Unterschiede in den Führungsstilen – nicht nur zwischen Frauen und Männern – anzuerkennen. Aufzeigen wollten wir damit vor allem, wie sehr Diversität die Unternehmensführung bereichert und die Perspektiven erweitert.

Wer bin ich?

Was hat unsere Teilnehmerinnen beim Training erwartet?

Diversität, Diskriminierung, Gender, Barrierefreiheit – Themen, die uns in der heutigen Zeit sehr beschäftigen. Was alle vereint und jedem ein Anliegen ist: Individualität und Identifikation.

Ich bin Ehefrau. Ich bin Mutter. Ich bin Tochter, Schwester, Familienmitglied, Freundin, Angestellte, Kollegin, Sportlerin, Bastlerin, Adrenalinjunkie, Gärtnerin, Technikfreak. Wie viele Rollen haben wir in unserem Leben inne? Machen Sie doch das gleiche Gedankenexperiment, wie unsere Teilnehmerinnen und schreiben Sie nieder, welche Rollen Ihnen für Sie selbst einfallen.

Eine der zentralen Komponenten dieses Trainings war die eingehende Betrachtung eben dieser Rollen, die Frauen im beruflichen und privaten Leben einnehmen und vor allem, wie diese sich auf ihren Führungsstil auswirken. Basierend auf der Rollen-Ausarbeitung, beleuchteten sie daraufhin ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten, unabhängig von traditionellen Geschlechterrollen.

Weiter ging es mit dem ‚Antreibertest’. Antreiber sind Persönlichkeitsausprägungen, die uns im Alltag in vielen Situationen stärken, in anderen eventuell eine Hemmschwelle darstellen und uns hindern zu wachsen.

Indem sich unsere Kolleginnen aktiv damit beschäftigen, was sie antreibt und motiviert, konnten sie verstehen, wie sie ihre Führungskompetenzen weiterentwickeln können. Von Selbstreflexion über die Identifizierung ihrer einzigartigen Leadershipskills bis hin zur Erkundung der Bereiche, die sie noch stärker ausbauen möchten, war das Training darauf ausgerichtet, den Teilnehmerinnen die Werkzeuge und Erkenntnisse zu geben, um ihre Führungspotenziale voll auszuschöpfen.

Grundsätzlich sollten diese zwei Trainingstage einen Raum bieten, um Individualität zu erkennen und diese wertzuschätzen. Jeder Mensch bringt einzigartige Qualitäten und Perspektiven mit sich, die einen kostbaren Beitrag zur Gesamtführung eines Unternehmens leisten können. Indem wir uns gegenseitig unterstützen und voneinander lernen, können Frauen und Männer gemeinsam eine inspirierende und integrative Führungskultur schaffen, die von Vielfalt und Inklusion geprägt ist.

Und jetzt?

Ungeplant, aber erfreulicherweise war der Aufschrei groß, ein internes Female Leadership Netzwerk zu gründen. Im Fokus: der Austausch und das gegenseitige unterstützen. Für ein noch besseres Miteinander, um zu lernen und gemeinsam zu wachsen. Ein Hexenzirkel wird es zwar nicht, aber wer weiß, vielleicht kommt es doch zu einem Opferritual…von angestaubten Denkweisen, Glaubenssätzen und Gewohnheiten 😉

Quellen

  • Gender Statistics Database, European Institute for Gender Equality (EIGE) 2023 Datenstand: Dezember 2022

Die Kraft der Diversität: Führung neu definiert – Female Leadership

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