Wer Trainings plant, kennt den Druck: ein abwechslungsreiches Seminar muss her! Viele Methoden, viel Bewegung, viel Interaktion. Genau hier lauert oft ein Missverständnis. Mehr Methoden machen ein Seminar nicht automatisch besser, oft sogar das Gegenteil.
Methodenfeuerwerk aber wenig Wirkung
In meiner Arbeit mit Trainer bzw. Trainerinnen und Führungskräften sehe ich immer wieder, dass Methodenwechsel zum Selbstzweck werden. Und ja, auch ich selbst bin schon genau in diese Falle getappt. Besonders deutlich wurde mir das in einem Seminar, das ich gemeinsam mit einer Kollegin plante. Wir waren begeistert von unserer eigenen Kreativität. Wir bastelten an einem Konzept voller überraschender Übungen, origineller Einstiege und interaktiver Elemente. Ein richtiges „Super-Seminar“, so dachten wir.
Am Seminartag war die Stimmung anfangs gut. Die Teilnehmenden hatten Spaß. Doch als wir am Ende des Tages nach ihren Erkenntnissen fragten, wurde es still. Schließlich meinte jemand: „Es war wirklich unterhaltsam, aber bei so viel Methoden hatten wir gar keine Zeit zum Reflektieren und Diskutieren.“ Und mehrere nickten. Ein Satz aus dem Feedback bleibt mir bis heute im Kopf: „Abwechslungsreich, aber wenig Zeit zum Verarbeiten.“
Der Schlüssel liegt nicht in der Menge der Methoden, sondern in der Passung zum Lernziel.
Fokus Lernziel statt Methoden-Sammlung
Damit es kein Missverständnis gibt: Ich liebe Methodenvielfalt, solange sie der Zielerreichung dient. Sinnvoll eingesetzt bringen Methoden die Teilnehmenden in Bewegung und ermöglichen unterschiedliche Zugänge zum Lernziel. Doch manchmal gilt: Wenn es dem Ziel dient, ist weniger tatsächlich mehr. Genau deshalb habe ich 2019 die „Designpyramide für wirksame Lernangebote“ entwickelt: Erst das Ziel. Dann das Lernarrangement. Dann die Methode.
Wer klare Lernziele formuliert, erkennt schnell, ob es eine knackige Wissensvermittlung, Übungsphasen mit Feedback oder Raum für Reflexion braucht. Wer das passende Lernarrangement wählt – Präsenz, Live-Online, asynchron oder kombiniert – gibt dem Lernen Struktur. Und erst dann stellt sich die Frage, welche Methode dieses Ziel am besten unterstützt.
Was Methoden wirksam macht
Drei praktische Auswahlkriterien helfen zusätzlich:
- Infrastruktur: Passt die Methode zu Raum, Technik und Setting?
- Zielgruppe: Was ist für diese Teilnehmenden zumutbar und sinnvoll?
- Trainerpersönlichkeit: Passt die Methode oder Übung zu mir als Trainer?
Dieser Punkt wird oft unterschätzt. Nur wenn das stimmig ist, kann die Methode auch wirklich funktionieren. Um ein gutes Service zu bieten, erstellen manche Schulungsabteilungen fix fertige Konzepte mit detaillierten Ablaufplänen und klaren Methodenvorgaben. Dabei wird jedoch häufig vergessen, dass die angegebenen Methoden auch zur Trainerpersönlichkeit passen sollten. Wenn ich als Trainerin eine Methode selbst nicht gut finde, werde ich sie kaum motivierend rüberbringen.
Eine einzige gut abgestimmte Methode, die genug Zeit für Austausch, Anwendung und Erkenntnis lässt, ist oft effektiver als ein Feuerwerk an Aktivitäten. Selbst die beste Methode wirkt nur, wenn sie ausreichend Raum bekommt für Nachfragen, Beobachtungen und Reflexion. Der Lerntransfer kann nicht nur an der unpassenden Methode scheitern, sondern daran, dass sie zu eng getaktet oder ohne Auswertung durchgeführt wird.
Und noch ein Punkt, der oft unterschätzt wird: Vor- und Nachbereitung sind Teil der Methode. Eine Übung beginnt nicht mit dem Startsignal, sondern mit der Art und Weise, wie wir sie ankündigen, einbetten und anleiten. Und sie endet nicht mit dem Abschluss, sondern mit der gemeinsamen Auswertung. Denn dort entsteht der wahre Lerngewinn.
Wirkungsvolle Trainings | Fokus auf Lerntransfer statt Methodenshow


