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In vielen Studien oder auch innerbetrieblichen Befragung tritt hervor, dass sich Mitarbeiter in ihren Leistungen häufig nicht anerkannt und wertgeschätzt fühlen. Aber woran liegt das? Und was kann man konkret dagegen tun?

Wenn man sich der Frage widmet woran es eigentlich liegt, dass sich viele Menschen beruflich nicht wertgeschätzt und anerkannt fühlen, so muss man sich wohl zunächst die Frage stellen wovon man den eigentlich spricht wenn man Begriffe wie „Wertschätzung“ oder „Anerkennung“ benützt. Die Begriffe sind dabei in jedem Fall sehr breit zu sehen und führen uns unweigerlich in die Arbeits- und Motivationspsychologie.

Anerkennung als „Vitamin“

Man kann dabei wohl zu Recht behaupten, dass „Anerkennung“ zu einem menschlichen Grundbedürfnis zählt. Die meisten Motivationstheorien – startend bei der weltbekannten (wenn auch inzwischen tlw. überholten) Maslow’schen Bedürfnispyramide – stellen „Anerkennung“ als eine Triebfeder menschlichen Handelns dar. In einer geringen Ausprägung geht es dabei um „Beachtung“, in größerer Ausprägung geht es um „Ruhm und Bekanntheit“. Aber in jedem Fall geht es darum, das eine unserer Leistungen eine positive Reaktion in unserer Umwelt, bei unserem Gegenüber erzeugen soll. Eine positive Resonanz aus der wir Bestätigung und Kraft schöpfen. Und diese motiviert uns selbst. Spannend ist dabei, dass sich bei näherer Betrachtung „Anerkennung“ eigentlich als ein sehr breiter Oberbegriff etabliert, der in viele spannende Facetten zerfällt, sobald man sich näher mit ihm beschäftigt. Dabei erscheinen drei Facetten als besonders zentral.

Drei Aspekte von Anerkennung

  • Wertschätzung: Unter Wertschätzung versteht man im Allgemeinen die Achtung einer Person oder Sache; man gib jemandem oder etwas sprichwörtlich einen positiven „Wert“. Dabei wir „Wertschätzung“ oft als innere Grundhaltung bezeichnet. Sie ist weitgehend unabhängig von konkreten Taten oder Leistung zu sehen, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen. Wertschätzung ist verbunden mit Respekt und Wohlwollen und drückt sich aus in Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.
  • Lob & Dank: Diese beiden verwandten aber dennoch grundverschiedenen Aspekte beziehen sich auf konkrete Sachverhalte im Arbeitsalltag. Sie können Wertschätzung zum Ausdruck bringen, sind aber nocht damit unmittelbar gleichzusetzen.
    • Lob bezieht sich auf eine konkrete Leistung und hebt diese hervor. Teilweise wird Lob auch kritisch gesehen da es in gewissen Ausprägungen auch bedeutet, dass sich der Lobende „über den Gelobten“ stellt. Ich meine aber: hier macht der Ton die Musik!
    • Dank bezieht sich auf den Einsatz eines Menschen in einer konkreten Situation. Man dankt für das Engagement und hebt dieses hervor, weniger das konkrete Ergebnis.
  • Gegenleistungen: Und nicht zu vergessen drücken doch alle entgeltlichen oder geldwerten Leistungen in unserer Wirtschaftswelt auch eine Form von „Anerkennung“ aus. Ob als Grundgehalt, Bonus oder Zusatzleistung: Geld ist eine Währung in der auch Anerkennung ausbezahlt wird. Wie viele Studien zeigen, verpufft dieser Effekt zwar schnell, er ist aber dennoch nicht zu leugnen.

Und was fehlt nun?

Meine subjektive Meinung: in der Arbeitswelt fehlt es am häufigsten an allgemeiner Wertschätzung. Den vielleicht simpelsten Aspekt der gennanten Faktoren den es meistens auch kostenlos zu verteilen gibt. Es fehlt an Zeit und Aufmerksamkeit andere Menschen in ihrem „individuellen Wert“ zu schätzen und dies v.a. auch zu zeigen. Die Leistung steht meist im Vordergrund: die Leistung lässt sich in Gehaltssystemen abbilden, die Leistung wird von Shareholdern eingefordert, die Leistung ist in einer Leistungsgesellschaft einfacher dominanter. Was würde es aber heißen mit mehr „Wertschätzung“ in einem Unternehmen zu starten? Aus meiner Sicht unter anderem die folgenden Dinge, die es mit Sicherheit auch für Ihr Unternehmen gratis gibt:

  • Fragen Sie Andere nach deren Meinung und wertschätzen Sie damit die Erfahrung von Kollegen und Mitarbeitern
  • Beziehen Sie Menschen in Entscheidungen mit ein und wertschätzen Sie damit deren Autonomie und Wunsch auf Selbst- oder Mitbestimmung
  • Übertragen Sie Verantwortung, nicht nur Arbeitsaufgaben, und wertschätzen Sie damit Kompetenzen und Handlungsfähigkeit Ihrer Kollegen und Mitarbeiter
  • Seien Sie präsent und greifbar für Anliegen und wertschätzen Sie damit den Kontakt zu und Austausch mit Anderen
  • Nehmen Sie sich Zeit für die Anliegen von Kollegen und Mitarbeitern und wertschätzen Sie damit deren Bedürfnisse und Prioritäten
  • Lesen Sie auch den HRweb-Artikel „Wertschätzung lebt von Werten“

Wertschätzung ist eine Haltung, die zu wertschätzendem Verhalten führt. Wertschätzung ist eines jener „Vitamine“, die Unternehmen benötigen um langfristig produktiv und motiviert zu sein. Versuchen Sie es doch mal! Und das schreibe ich nicht nur, weil gerade Weihnachten ist.

Erhalten Sie genug Anerkennung?

Mag. Gerd Beidernikl | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Gerd Beidernikl ist geschäftsführender Gesellschafter von vieconsult, der Vienna Corporate Research and Development GmbH und Lehrvortragender für Organisationssoziologie.

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