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Benehmen und Anstand ist ein Thema, das auch an unseren Lehrlingen nicht spurlos vorüber gehen sollte. Ich sprach mit Thomas Schäfer-Elmayr über Benimmregeln für Jugendliche und Ausbilder

Thomas Schäfer-Elmayer, Doyen für Manieren und Anstand, vertritt seit Jahrzehnten würdevoll das Erbe des Freiherrn von Knigge. In einer sehr zeitgemäßen Form. Er sorgt dafür, dass Menschen begreifen, wie wichtig Umgangsformen sind. In Seminaren, Vorträgen und Büchern. Von A wie Anziehen über H wie Handy bis Z wie Zigarette.

Nach Schäfer-Elmayers Beobachtungen hat sich die Jugend in den vergangenen Jahrzehnten „rein gar nicht“ verändert. Was sich verändert hat, sei die Umwelt. Und dort fehlt es, sowohl in Familien wie auch in Betrieben, oft an Vorbildern. „Vorgesetzte können nicht durchgehend ausbilden, Vorbilder hingegen können sie den ganzen Tag über sein. Manchmal scheitert es an der Bequemlichkeit, denn Erziehen ist unbequem. Aber wenn Jugendliche nicht ab und zu Kritik bekommen, dann artet diese nachlässige Art rasch aus.“ Und damit meint Schäfer-Elmayer, dass Lehrlinge verstehen müssen, dass es in Betrieben andere Spielregeln gibt, als in der Freizeit. Sie sind sich meist gar nicht bewusst, was schlechtes Benehmen ist. Schäfer-Elmayer ist der festen Überzeugung, dass der optimale Zugang die freundliche Begegnung der Generationen ist. „Das passiert aber kaum, da Erwachsene sich provoziert fühlen und unverständlich bis aggressiv auf unhöfliches Verhalten reagieren.“

Vorbild ist man den ganzen Tag

Auch bei Ausbildern ortet Schäfer-Elmayer zu wenig Bewusstsein für das eigene Verhalten. Und eine häufig zu autoritäre Haltung. „Wenn ich in Betrieben beobachte, wie abwertend Ältere manchmal mit den Lehrlingen umgehen, wundert mich das Verhalten der Jüngeren nicht. Es fehlt an Respekt und Wertschätzung.“ Von Begegnungen auf Augenhöhe hält Schäfer-Elmayer wenig: „Einer muss der Vorgesetzte sein. Und der gibt den Ton vor. Jugendliche verlangen nach Grenzen. Wichtig ist, nicht emotional auf das Verhalten Jugendlicher zu reagieren. Dabei hilft, wenn man gelegentlich daran denkt, wie man selbst sich als Jugendlicher verhalten hat. Es ist ein großer Fehler, wenn Erwachsene da den Deckel drauf halten oder wegschauen. In den pubertierenden Jugendlichen brodelt es und darauf müssen Erwachsene erwachsen reagieren, sich der Fragen annehmen und Diskussionen suchen.“

Veränderung braucht Bewusstsein

Keiner der Jugendlichen will als unzuverlässig wahrgenommen werden. Sie sind sich nur nicht bewusst darüber, was beim Gegenüber ankommt, wenn sie sich nicht korrekt verhalten. Der erste Schritt in der Annäherung zu gutem Benehmen ist für Schäfer-Elmayer immer das Bewusstmachen des eigenen Verhaltens und des daraus resultierenden Images, das ein Jugendlicher dadurch schafft. „Ich erkläre den Lehrlingen nicht, wie wichtig ihr Verhalten für andere ist. Ich frage sie, wie wichtig es für sie selbst ist. Das schafft Betroffenheit und Einsicht. Ich gebe nichts vor, wir erarbeiten gemeinsam die Normen. So schaffen wir eine nachhaltige Wirkung der Trainings.“

Junge Menschen entwickeln in ihren Peergroups ganz eigene Benimmregeln. Die sind mit denen der Erwachsenenwelt manchmal nicht kompatibel. Schäfer-Elmayer sieht darin eine große Herausforderung: „Jugendliche haben mit ihrem täglich praktiziertem Verhalten in ihren Gruppen Erfolg und positionieren sich darüber natürlich auch. Wir müssen ihnen klarmachen, dass es in Ausbildungsverhältnissen einer gewissen Vorsicht bedarf. Ihre für sie lustige Art ist im Betrieb nicht immer angebracht.“ Und dann findet Schäfer-Elmayer einen interessanten Vergleich: „Es ist wie mit einer Fremdsprache. Ich bewege mich während meiner Arbeitszeit praktisch in einem anderen Land. Dort gelten andere Regeln und es wird eine andere Sprache gesprochen. Um mir Gehör zu verschaffen, muss ich diese Sprache lernen. Und Jugendliche wollen ja grundsätzlich verstehen und vor allem verstanden werden.“

Autorität bedeutet Grenzen setzen

Schäfer-Elmayer ortet auch im Bereich der Schulen Defizite. Auch hier fehlt häufig das Vorbildbewusstsein der Pädagogen. Er wünscht sich in den Schulen mehr „Realitätsnähe“, die den Schülern zu vermitteln wäre. Kommen diese Schüler dann in die Betriebe, fehlt es am Bewusstsein. Dafür, dass dort der legere Umgang, der im Unterricht oft gelebt wird, nicht angebracht ist: „Wirkliches Leben hat mit Schule nichts zu tun“. Schäfer-Elmayer blickt kurz zurück zu seinen eigenen Erfahrungen als Schüler: „Es gibt einen Unterschied zwischen Zucht und Erziehung. Zucht wird heute nicht mehr akzeptiert, Erziehung sehr wohl. Und die geht einher mit Grenzen. Dadurch entsteht Respekt, aber auch eine produktive Grundhaltung, die wir von Lehrlingen zu Recht erwarten. Es geht während der Ausbildung ums Lernen, doch es geht auch um Leistung. Ausbilder, die als Autoritäten nicht anerkannt werden, können Lehrlinge nicht gut durch die Ausbildung führen. Diese Menschen brauchen Unterstützung, um ihrer Rolle gerecht zu werden.“

Schlussworte

Am Endes unseres Gespräches betont er noch einmal: „Lehrlinge lernen durch Abschauen. Wo die Vorbildwirkung fehlt, wird sich nichts Gescheites entwickeln.“ Schäfer-Elmayer arbeitet mit Vorständen, Topmanagern, mit Diplomaten, mit Schülern und Lehrlingen. Er arbeitet noch nicht mit Ausbildern. Auf unsere Frage, weshalb: “ Es gibt keine Nachfrage.“

Benimm-Knigge à la Schäfer-Elmayer für Lehrlinge

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