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Die digitale Welt (und mit ihr digitale Organisationsentwicklung) bietet ungeahnte Möglichkeiten für Vernetzung, Information und Projekteffizienz. Sie ist jedoch weder ein neues Wundermittel noch ein Garant für´s Gelingen. Daher: Organisationsentwicklung digital – des Kaisers neue Kleider?

Aber – folgt man den Grundprinzipien gelingender Zusammenarbeit und übersetzt sie geschickt in digitale Tools und Interventionen, zieht man die Vorteile aus beiden Welten und kann Veränderung zeitgemäß managen. Hier die Zutaten für einen gelungenen Mix:

Die Herausforderung: (zu) starker Fokus auf Organisation & Organisationsentwicklung

Die offensichtlichen Vorteile der Kommunikation im digitalen Raum klingen verlockend:

  • Reduzierte Kosten bei Reise- oder Schulungskosten,
  • gesteigerte Projekteffizienz durch asynchrones Arbeiten,
  • erhöhte Transparenz durch Zugang zu allen Informationen und Projektschritten,
  • breite Prozessbeteiligung durch neue Begegnungsformen,
  • hohe Anschlussfähigkeit der Ergebnisse an die Arbeitsrealität.

In der ersten Euphorie hat das aber den Fokus in der Ein- und Durchführung der Projekte sehr auf die Ermöglichung der technischen Voraussetzungen und der Optimierung des Prozesses gelenkt. Auf der Strecke blieben oft die am Menschen orientierten Grundregeln für gelingende Zusammenarbeit:

  • Die Menschen individuell dort abholen wo sie sind,
  • Handlungsspielraum aufzeigen und zulassen,
  • Verbindlichkeit zum Thema und den anderen im Prozess Beteiligten aufbauen,
  • Orientierung und Zuwendung

um nur einige davon zu nennen.

Die Erfahrungen aus erfolgreich digital erweiterten Ansätzen zeigt, dass es darum geht, die technischen und methodischen Möglichkeiten an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen, nicht umgekehrt! Also frei nach dem Motto: form follows function!

Betroffene zu Beteiligten machen – jeder braucht´s auf seine Art

Diese uralte, aber immer wieder gültige Grundregel der Organisationsentwicklung scheiterte in der rein analogen Welt sehr oft an zeitlichen, räumlichen und finanziellen Ressourcen. Und mehr oder weniger regelmäßige Information wurde oft als einzige Form der Einbeziehung gesehen.

So geht echte Beteiligung im digitalen Raum:

Die Betroffenen können auf raschem Weg kontaktiert, informiert und über eine Vielzahl von Interventionen frühzeitig in den Prozess miteinbezogen werden. Wie? Durch diverse Abfragen, gesteuerte und moderierte Rückmeldungen, Meinungsumfragen, gezielte Statements, Austauschplattformen, Postings usw. Wichtig natürlich, dass die Rückmeldungen und Postings auch entsprechend verarbeitet werden. Damit nicht nur Handlungsspielraum sondern auch Wirksamkeit erlebt werden kann.

Und es geht auch um die Vielfalt der Methoden, weil verschiedene Persönlichkeiten sich eben unterschiedlich einbringen möchten, also sollte für möglichst viele was dabei sein:

Z.B. Multiple Choice Angebote für die Strukturierten, Digital Storytelling für die Kreativen, Foren und Chats für die Kommunikativen, klar und SMART formulierte Aufträge für die Pragmatischen usw.

„Da will ich dazugehören“ – Verbindung und Verbindlichkeit herstellen

Stell dir vor, wir machen Organisationsentwicklung und keiner geht hin! Ohne den Aufbau von Verbindlichkeit sowohl der Thematik als auch den anderen Betroffenen bzw. Beteiligten gegenüber sind natürlich die tollsten digitalen Angebote für die Katz´.

Teambuilding wird zu Community Building:

Was früher in ersten Kick-off Meetings auf persönlicher Ebene entstand, muss im digitalen Raum mitunter über neue Begegnungsformen ermöglicht werden. Hier gilt digital herzustellen, was auch im Präsenzblock funktioniert:

  • Möglichst viel face-to-face- Kommunikation anzuregen,
  • Gesichter und Bewegung zu den Namen und Postings mitzuliefern (durch Videos, Webkonferenzen o.ä.),
  • Austausch über Persönliches/Privates zu fördern,
  • humorvolle Interaktionen anzubieten,
  • im Chat auch Raum für Plauderei mit dem Nachbarn zu lassen usw.

Und so wie der Aufbau von Verbindlichkeit bei analogen Kick-offs von guter Moderation und Begleitung angeleitet und unterstützt wird, kommt es auch im digitalen Community building auf professionelle und kontinuierliche Begleitung an. Sozial und digital kompetente Begleiter (intern und/oder extern) sind ein wichtiges Bindeglied zwischen den Teilnehmern und sorgen für den nötigen „Stups“, angemessenes Kommunikationsniveau und eine attraktive Forengestaltung.

Information, Transparenz und Zuwendung– Genug kann nie genügen…

Das, was als einer der größten Vorteile der digitalen Möglichkeiten propagiert wird, ist der fast unbeschränkte Zugang zu Informationen und die dadurch mögliche Transparenz des Prozessverlaufes, der Beteiligung der anderen Teilnehmer, der Ergebnisse usw. Und das noch dazu für alle gleich, jederzeit abrufbar, immer verfügbar, barrierefrei. Und das erlebten viele Organisationen wirklich als Durchbruch in der Projektbegleitung. Interessanterweise ergaben aber Rückmeldungen von Mitarbeitern gleichzeitig auch immer wieder ein nur wenig zufriedenstellendes Ergebnis fast nach dem Motto: Mir sagt ja keiner was!

Meine Hypothese: Das Mehr an Möglichkeiten und Information ergibt ein gefühltes Weniger an Überblick, Kontakt und Zuwendung!

Ich erlebe immer wieder, dass sich die Mitarbeiter durch die Fülle und Detailliertheit der Informationen überfordert fühlen und Ihnen die (gemeinsame) Interpretation und Diskussion darüber fehlt.

Es macht also Sinn, die zugänglichen Informationen zu portionieren und gemeinsam zu besprechen, in Foren, auf Plattformen über Postings, Fragemöglichkeiten und Chats. Auch im digitalen Raum muss ein adäquater Platz für die gemeinsame Interpretation und Verarbeitung der Information geschaffen werden. Und diese Steuerung und Interpretation muss wiederum konsequent begleitet und immer wieder initiiert werden – durch Führungskräfte, interne oder externe Facilitators /Moderatoren oder engagierte Projektteilnehmer.

Fazit

Menschen wollen sich auch im digitalen Raum unterschiedlich einbringen, wollen dazugehören und schätzen das Gefühl der Zuwendung. Gelungene digitale Organisationsentwicklung braucht also Angebote auf allen Ebenen, Vielfalt in den digitalen Interventionen und qualitiätsvolle Kontakte mit Führungskräften, mit Moderatoren und Trainern und nicht zuletzt mit Teamkollegen.

Ein anspruchsvoller Mix – aber mit viel Potential!


Tipps

Zum Weiterlesen: Ein paar Elemente, die diesen Mix noch erweitern beschreibt auch Anja Wittenberger in ihrem Artikel “Kernelement des digital workplace oder warum wir immer wieder bei der Organisationsentwicklung”

Für Interessierte: Das im Juni 2017 stattfindende Digital Leadership Summit in Köln geht genau diesem Thema nach


Gastautorin

Marie Osterbauer-Hofer arbeitet seit über 15 Jahren als selbstständige systemische Unternehmensberaterin, Organisationsentwicklerin, Führungskräftetrainerin und Coach. Sie ist Spezialistin für humorvoll-provokative Systemarbeit und FH-Lehrbeauftragte für soft-skills. www.oho-consulting.at

Als Partnerin im Expertinnennetzwerk “red-ma” beschäftigt sie sich intensiv mit der Erweiterung von Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahmen in den digitalen Raum. www.red-ma.eu/themen/org-entwicklung-digital/

Organisationsentwicklung digital – des Kaisers neue Kleider?

Gastautor | Beiträge von Personen außerhalb des fixen Autoren-Teams

Alle Schreiberlinge, die nicht zur Stamm-Autoren-Runde zählen, subsumieren wir unter "Gastautorin". Sie treten manchmal einmalig auf, häufig auch wiederholt.

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