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Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) | Gesundheit im Unternehmen als Erlebnis

BGF, Betriebliche Gesundheitsförderung Österreich

BGF (Betriebliche Gesundheitsförderung) mal aus der Action-Brille betrachtet: macht das Sinn? Und in wie fern wird Betriebliche Gesundheitsförderung als Employer-Branding-Tool eingesetzt? Einerseits möchte ich auf den Sinn eingehen und andererseits auf praktische Beispiele und Erfahrungen.

Ich hinterfrage sowohl Action als auch Employer Branding in einem Experten-Interview:

 

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Experten-Interview

Sehen Sie in der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) einen Trend dazu, Gesundheit zum Erlebnis zu machen?

Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): In den Unternehmen momentan nicht – ich sehe, dass das Thema Gesundheit in Gesundheitstage (ev. mit Gesundheitsstraßen und Gesundheitsparcours) verpackt wird.

Mag. Pia Kasa (wings4minds): Ich erkenne generell den Trend zu mehr Erleben. Das könnte aus dem Umstand entstehen, dass es schwieriger wird, die Aufmerksamkeit von Betroffenen zu erhalten.

Michael Leitner (Virgin Pulse): Ja, da das Thema Gesundheit nicht alle Mitarbeiter und Personen direkt anspricht, muss es schmackhaft verpackt werden sodass auch diejenigen erreicht werden, welche die eigene Gesundheit in den letzten Jahren vernachlässigt haben. Diese sind bekanntlich die am schwersten zu erreichenden und dennoch die wichtigste Zielgruppe. Spaß und Unterhaltungsfaktoren müssen in den Vordergrund gestellt werden um die Kollegen zu erreichen und das Thema Gesundheit im positiven Sinne zum Leben zu erwecken. Das Thema Gesundheit wird von Unternehmen zunehmend aus strategischer Sicht angegangen, was ein extrem wichtiger Schritt ist, jedoch in vielen Fällen nicht die Sprache der Mitarbeiter spricht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass alle Initiativen als Erlebnis wahrgenommen werden können und die Sprache der Mitarbeiter sprechen. Der Mitarbeiter muss im Zentrum des unternehmerischen Handelns stehen.

Doris Spadt (People in focus): Gesundheit durch Sport und gesunde Ernährung, aber auch Bewusstseinsbildung im Umgang mit seinen eigenen Ressourcen, spielen mittlerweile bei vielen Unternehmen eine bedeutende Rolle. Um es für die Mitarbeiter schmackhaft zu machen, werden die Angebote auch attraktiv verpackt.

Was noch?

Mag. Ina Lukl (IBG): In der Werbebranche gibt es diesen Trend ja schon lange, vom Wellnessurlaub bis zur Autofahrt: Ein vermeintliches Wohlfühlabenteuer jagt das nächste. Die Realität liegt dann kritisch betrachtet doch eher beim Plantschen inklusive üppigem Essen in überheizten Räumen oder Stopp and Go auf verstopften Autobahnen.

Beim Thema Gesundheit als Erlebnis sehe ich zumindest zwei Trends. Zum einen Gesundheit als Event, vielleicht sogar Abenteuer im Außen (Stichwort: Action). Zum anderen Gesundheit im Sinne des Selbsterlebens, des Bewusstwerdens von Gesundheit, der Achtsamkeit sich selbst gegenüber, um zu merken: Wo geht es mir gut, wo bin ich heil? Wo fühle ich mich nicht wohl, wo ist etwas aus der Balance geraten und was brauche ich, um wieder besser bei mir sein und für mich einstehen zu können. Ganz im Sinne von: Ich stehe da, wo ich mich hinstelle.
Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass Gesundheit immer schon ein wunderbares Erlebnis war und immer eines sein wird, fernab aller Trends. Im Erlebnis steckt ja schon das Wort Leben, und Leben und Gesundheit gehören doch einfach zusammen.

Haben Sie zur dazu praktische Beispiele für mich zum Thema betriebliche Gesundheitsförderung?

Viktoria Steinhauser, MSc (Colited management consultancy): In einer Zeit in der Unternehmen um die besten Arbeitskräfte kämpfen muss, eignen sich Gesundheitsprogramme ideal um sich von Martktbegleitern abzuheben. Das kann von ärztlicher Beratung im Unternehmen, über gesunde Ernährung in der Kantine bis zu Bewegungsprogrammen reichen. Das gemeinsame Sporttreiben erfüllt dabei auch gleich zusätzlichen Nutzen, so können neue Mitarbeiter schneller Anschluss an ein Team finden und die neuen Kollegen kennen lernen. Ebenso fördert z.B. eine gemeinsame Laufeinheit oder Rückenstunde den Zusammenhalt und Teamgeist und ermöglicht abteilungsübergreifend den Austausch der Mitarbeiter. Oft reicht in der Mittagspause eine kleine Spazierrunde um den Häuserblock. Im Idealfall lässt man sein Handy dabei im Büro und lässt kurz die Gedanken schweifen. Oder aber kurze Lockerungs- und Mobilisierungsübungen am Schreibtisch. Oft ist sind weniger aufregende Erlebnisse, die regelmäßig wiederholt werden, sinnvoller.

Mag. Ina Lukl (IBG): Zum Thema Gesundheit & Action fallen mir diverse Sportveranstaltungen oder Firmenevents ein, wo Mitarbeiter sich in Gruppen oder auch individuell sportlich betätigen und sich zudem auf Wunsch auch messen und vergleichen können. Dafür bieten sich viele Outdoor Veranstaltungen an, z.B. Orientierungsmärsche, Team Challenges wie Bogenschießen im Gelände, Baumstämme werfen (alternativ können auch Gummistiefel verwendet werden) oder gemeinsame Winter- oder Bergsportaktivitäten. Solche Aktivitäten ermöglichen gleichermaßen ein Erleben im Innen und im Außen, somit ist für jeden etwas dabei. Gesundheitstage mit Stationencharakter sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, Themen wie Ernährung, Stress, Schlafverhalten usw. auf einfachem Wege erlebbar zu machen und somit eine Bewusstseins- möglicherweise sogar eine unmittelbare Verhaltensänderung zu triggern.

Diverse Selbsttests können dazu eine gute Ausgangsbasis bilden und sind bei Mitarbeitern sehr beliebt. Liegt der Fokus noch stärker im bewussten Erleben der eigenen Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen, dann bieten sich Achtsamkeits- bzw. Resilienztrainings oder beispielsweise Workshops mit diversen Entspannungsmethoden (Yoga, Autogenes Training,…) als Impulsgeber und Wege zu mehr Zentriertheit und damit Zufriedenheit und Gesundheit an.

Haben Sie noch mehr Beispiele aus der Praxis hinsichtlich BGF?

Michael Leitner (Virgin Pulse): Viele Unternehmen die auf uns zukommen haben bereits Gesundheitsinitiativen implementiert wie z.B. Vergünstigung im Fitnessstudio, Obstkörbe oder Vorsorgeuntersuchungen. Diese werden aber oftmals nur von den Mitarbeitern wahrgenommen, welche bereits Gesundheitsexperten sind und dies auch ohne die Unterstützung der Firma tun würden. Durch den unterhaltsamen, spaßigen und teambasierten Ansatz unserer Produkte, stellen wir sicher, dass die breite Masse der Belegschaft angesprochen und aktiviert wird. Primär geht es erst einmal darum niederschwellig Bewusstsein bei den Mitarbeitern für die eigene Gesundheit zu schaffen, was die Basis für alle weitere Gewohnheitsveränderung ist und essentiell für die nötige Selbstverantwortung für die eigene Gesundheit. Die niedrigen Eintrittsbarrieren und leicht verständliche Inhalte führen zu einem gesteigerten Bewusstsein der Mitarbeiter, wodurch die weiteren bestehende Angebote verstärkt genutzt werden.

Doris Spadt (People in focus): Die Unternehmen wählen unterschiedlichste Formen. Anreize beim Sport können da Mitgliedschaften bei Fitness Clubs, eigene Fitnesseinrichtungen im Betrieb oder die Teilnahme an Veranstaltungen sein. Es wird immer beliebter Lauf- oder Walkinggruppen zu organisieren, gemeinsam zu trainieren und dann an Business Läufen, Staffel Marathons oder ähnlichem teil zu nehmen. Oft auch mit extern gebuchten Trainern.

Bei der Ernährung ist ein Trend zu Kooperationen mit lokalen Lebensmittelanbietern bemerkbar. Frisches saisonales, regionales Obst und Gemüse wird zur Verfügung gestellt. Die Mitarbeiterverpflegung wird nach modernen diätetischen Erkenntnissen zusammengestellt. Ein gutes vegetarisches Angebot ist heute nicht mehr wegzudenken. Hier ist allerdings noch viel Luft nach oben.
Im Weiterbildungskatalog vieler Unternehmen stehen  Themen wie Burn out Prävention, Work-Life Balance, Achtsamkeit und Resilienz hoch im Kurs. Sie schaffen das Bewusstsein seine eigenen Ressourcen sparsam und gezielt einzusetzen um möglichst lange aktiv und vor allem produktiv zu bleiben.

Wie kann das Thema betriebliche Gesundheitsförderung noch attraktiver für Führungskräfte und Mitarbeiter werden? Wie können sie noch leichter sensibilisiert werden?

Mag. Pia Kasa (wings4minds): Wir machen die Erfahrung, dass sich Führungskräfte mehr involvieren, wenn Sie selbst betroffen sind. Z. B. durch einen Check Ihrer Gesundheit mittels AVEM Test oder 24 Stunden Herzfrequenzvariabiltitäs Messung. Wichtig ist, dass die oberste Führung hinter dem Projekte und Thema steht. Was haben Sie davon? Was ist der Nutzen? Wie kann man das Thema BGM mit ökonomischen Kennzahlen und der Unternehmensstrategie verknüpfen? Was verstehen die Führungskräfte unter BGM? Wie könnte es gemessen werden? Diese Fragen klären wir am Anfang eines Projektes. Es klappt dort, wo die Mitarbeiter entsprechend informiert werden. Am besten über viele verschiedene Kanäle wie z. B. persönliche Veranstaltung mit Interaktion (auch mit anderen Medien). Es kann die ganze Veranstaltung als Erlebnis aufbaut werden. Wie z. B. verschiedene Stationen als Checks, kurz Inputs zu Stressbewältigung, gemeinsames, gesundes Kochen, etc.

Wird betriebliche Gesundheitsförderung mitunter auch als (pures) Employer-Branding-Tool eingesetzt?

Mag. Pia Kasa (wings4minds): Ich erkenne, dass Betriebe interessiert sind, Zertifikate wie z. B. das BGF Gütesiegel für die Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber zu erhalten. Außerdem berichten mir Personalmanager, dass sich junge Mitarbeiter auch nach BGF Programmen im Betrieb erkundigen.

Michael Leitner (Virgin Pulse)Employer Branding und Gesundheitsprogramme gehen Hand in Hand. Mitarbeiter sind bekanntlich wertvolle Markenbotschafter des Unternehmens und je zufriedener diese sind, desto lauter wird deren Stimme gehört und bleiben auch der Firma länger erhalten. Ein Mitarbeiter fokussiertes Arbeitsumfeld verhilft auch der Firma sich auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Potentielle Bewerber entscheiden sich eher für ein Unternehmen, welches sich um die Mitarbeiter kümmert. Unternehmen können nicht den wirtschaftlichen Druck verändern welcher sich unmittelbar auch bei den Mitarbeitern bemerkbar macht. Sie können jedoch die Mitarbeiter im Umgang mit diesem Druck unterstützen und diese Unterstützung hat viele positive Auswirkungen intern sowie extern auf das Unternehmen. Mitarbeiter bekommen die Unterstützung die Sie benötigen und werden zu Botschaftern Ihres Unternehmens.

Mag. Ina Lukl (IBG): „Tu Gutes und sprich darüber“, ist in diesem Fall ein Muss. Der Faktor Wohlfühlen gewinnt, nicht zuletzt durch das Eintreten der jüngeren Generationen in die Arbeitswelt, an Bedeutung. Networking und damit auch Peer Recruiting sind aus der neuen Arbeitswelt mitunter nicht mehr wegzudenken. Jeder Mitarbeiter, sich positiv zum vorhandenen Gesundheitsprogramm äußert, wirkt im Sinne der Gesundheit und macht damit auch Werbung für das eigene Unternehmen, und zwar innerhalb und – im besseren Fall – auch außerhalb des Arbeitsplatzes. Unter der Voraussetzung, dass die gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind, setzen partizipativ gestaltete Gesundheitsprogramme klare Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung und bieten oftmals auch Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung. All dies sind Aspekte, die unter den jüngeren (potenziellen) Mitarbeitern laut aktueller Literatur zunehmend Entscheidungskriterien für die Arbeitgeberwahl oder den Verbleib darstellen. Mit gutem betrieblichem Gesundheitsmanagement darf und soll auch nach außen hin geworben werden.

Die Gesprächspartner

zur Frage: Zeigt BGF (Betriebliche Gesundheitsförderung) einen Trend dazu, Gesundheit im Unternehmen zum Erlebnis zu machen?

ladinig_corinna_ctc_150_qCorinna Ladinig, MBA
Geschäftsführung

CTC Academy OG

www.ctc-academy.at


Betriebliches Gesundheitsmanagement, BGF, BGMMag. Ina Lukl
Leitung Generationenbalance und Betriebliche Gesundheitsförderung

IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement GmbH


HRwebDoris Spadt
Inhaberin

People in focus e.U.


HRweb

Michael Leitner
Director Europe

Virgin Pulse


Viktoria Steinhauser, New Work, Arbeitswelt 4.0, Zukunft der Arbeit, Arbeit 4.0Viktoria Steinhauser, MSc
Analyst

Colited management consultancy


HRweb

Mag. Pia Kasa

wings4minds Kasa KG


# BGF, betriebliche Gesundheitsförderung

Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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