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das Büro ist tot

In den letzten beiden Pandemie-Jahren haben Unternehmen neben vielen schwierigen Phasen auch etwas Faszinierendes über das Büroleben gelernt: a) Büro-Unternehmen funktionieren auch ohne Büro. b) Viele Menschen arbeiten gerne von zuhause. Aber was bedeutet das für Ihr Büro der Zukunft?

INHALT

Mein Gedanken in diesem Artikel sind stark von meinem eigenen Erleben als Unternehmer mit einer rd. 20 Personen Unternehmensberatung gefärbt. Gleichzeitig fließen Beobachtungen ein, die ich bei unseren Kundenunternehmen gemacht habe und weiter mache. Da tut sich etwas in der Arbeitsorganisation und der Büroorganisation. Und wir alle sind Teil dieser überdeutlichen Entwicklung.

Die Geburt des Büros

Rein neutral betrachtet war „das Büro“ für eine lange Zeit seit seiner „Erfindung“ der Ort an dem man sei musste um überhaupt seiner Tätigkeit nachzugehen. Sowohl die Arbeitsprozesse als auch vielfach die Arbeitsmittel haben einen an den Ort gebunden, den man aufsuchen musste um überhaupt arbeitsfähig zu sein. Mit der aufkommenden IT-fizierung der Arbeits- und Privatwelt wurde es plötzlich für viele Berufe möglich theoretisch auch von zuhause aus zu arbeiten. „Homeoffice“ war geboren, wurde aber zum Fringe Benefit, zur Belohnung für Leistungsträgerinnen. Es war nicht jedem erlaubt, sondern wenigen vorbehalten.

Und dann kam COVID

Spätestens die Pandemie hat dann Homeoffice als Risikomanagement und Notlösung zum Leistungserhalt ganzer Firmen pauschalisiert und egalisiert. #stayhome wurde zum Mantra des ersten Pandemiejahres. Und danach? Man darf sich nicht wundern, dass es vielen gefiel und weiter gefällt. Weniger Pendeln, direkterer Übergang von Berufs- und Privatleben, mehr Flexibilität für Systemerhalt und Privatleben. Hat es nur Vorteile? Nein – aber für die meisten birgt die gesteigerte Flexibilität Vorteile, die nicht mehr wegzudenken sind. Wehe dem Arbeitgeber, der dies immer noch nicht verstanden hat und die Hühner wieder in ihre Legebatterien sperren will. Freilandhaltung ist artgerechter! 😉

Wozu noch Büro?

In dieser Phase stellt sich die Frage, wozu es Büros überhaupt nicht braucht. Nein – ich stelle diese Frage nicht ernsthaft, sondern im Erkenntnisinteresse eines offenen Denkens, dass Bestehendes infrage stellt. Denn für die Arbeit selbst braucht es den Arbeitsort Büro nicht mehr exklusiv. Es braucht in inklusiv – es braucht eine Aufwertung und muss mehr sein als nebeneinander in Webmeetings zu sitzen und einander zu stören.

4 Arbeitsorte/-zonen

Aus meiner Sicht sind es vier verschiedene Zonen oder Orte, die die moderne Arbeitswelt nun fordert:

1. Together-together

Das arbeiten zur selben Zeit am selben Ort verdient v.a. dort ein Büro, wo es um die direkte physische Interaktion von Menschen geht in Form von Workshops, Kick Offs, Brainstorming und Problemlösung. Das Büro als Interaktionsort und soziale Austauschplattform. Der Meetingraum und der Sozialraum werden die Epizentren dieser Sichtweise. Und müssen auch so neu gestaltet werden.

2. Alone-alone

Dezentrales Arbeiten ermöglicht, dass jeder ungestört im eigenen Rhythmus arbeiten können sollte. Das Homeoffice ist eine Variante des produktiven Rückzugs. Die Büroumgebung muss dies für fokussiertes Arbeiten aber ebenso ermöglichen. Das Rauschen des Büroalltags braucht Stille und Möglichkeit zum Rückzug, um für fokussiertes Arbeiten geeignet zu bleiben. Rückzug nicht nur im Homeoffice, sondern auch Ruhe im Büroalltag.

3. Together, but alone

Zur selben Zeit am selben Ort, aber dennoch arbeitet jeder und jede für sich alleine. Das Nebeneinander im Büro für störbare Routinetätigkeiten. Austausch ist möglich, Einzelarbeit aber dennoch im Vordergrund. Ob das Großraumbüro ausgedient hat wage ich nicht zu prognostizieren, aber dass es keinen Sinn macht, einander den ganzen Tag in nebeneinander geführten Webmeetings wechselseitig zu stören, hat inzwischen wohl auch jeder begriffen. Die Bürogestaltung wird zum Katalysator der Ablenkung oder Fokussierung erleichtert.

4. Alone, but together

Trotz Dezentralität und mobile working bleiben Menschen durch Zoom, MS Teams und Webex verbunden. Man arbeitet über digitale Whiteboards und Kollaborationslösungen. Ja, wir haben uns alle daran gewöhnt. Ja, es funktioniert. Nein, ich kenne wenige die Jubeln „yes, noch ein Webmeeting“. Es ist funktionale Erleichterung, aber selten Freude-erfüllte Jubelzeit. Es ist zweck-konformistische Leistungserbringung. Diese wird benötigt und braucht dringend Humanifizierung und Diversifizierung.

Der Zweck der Zukunft

Der Arbeitsort der Zukunft ist in meiner Sichtweise in funktionale Zonen aufgeteilt, die Grundbedürfnisse und Arbeitsweisen entsprechen. Das Büro muss eine neue Rolle finden. Nicht als Arbeitsort sondern

  • Einerseits als Kollaborationsort der das Miteinander der Menschen spüren lässt und
  • andererseits als Identität-stiftender Ort der die Unternehmensseele sichtbar und erlebbar macht. Eine Manifestation des „Why“ (Simon Sinek lässt grüßen).

Warum ich heute darüber schreibe? Weil ich unser aktuelles Büro bald aufgeben werde und mich nach einem neuen Ort, der uns dieses bietet, suchen werde. Denn für NIEMAND im Büro ist unser Büro zu teuer. Für ALLE im Büro ist es zu klein. Für VIELE im Büro bietet es nicht genug Rückzug. Für KOLLABORATION im Büro ist es nicht kollaborativ genug.

Das Büro ist tot! Lang lebe das Büro!

Mag. Gerd Beidernikl | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Gerd Beidernikl ist geschäftsführender Gesellschafter von vieconsult, der Vienna Corporate Research and Development GmbH und Lehrvortragender für Organisationssoziologie.

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