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Der Purpose = das WHY des Unternehmens ist der große Motivator für alle Beteiligten. Gehen wir dem Why auf den Grund:

Gast-Autor: Gerold Maier (nextshift)

Eigentlich habe ich mit der HRweb-Redaktion ausgemacht, die besten „5 Hacks aus dem Sport für die Wirtschaft“ zu präsentieren. Das wollte ich auch. Leider bin ich beim Schreiben des ersten Punktes bereits so in den Flow geraten, dass ich den ganzen Platz für ein einziges anstatt für fünf Themen verwenden muss.

INHALT

Purpose in aller Munde

(Fast) jede erfolgreiche Organisation hat ihn: Einen mehr oder weniger guten Grund für die Mitarbeitenden und die Kundschaft, mit dem Unternehmen verbunden zu sein. Bereits 2014 schaffte es Simon Sinek mit seinem Buch „Start with WHY“ (dt. Titel „Finde dein Warum“) das Thema „sinnvolle Beschäftigung“ so populär zu machen, dass es sowohl in der Wirtschaft als auch im organisierten Sport breite Beachtung und Anwendung fand. Hier die Kurzerklärung des WHY von Simon Sinek:

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Für die angeblich so sinnsuchende Gen Z dürfte Purpose auch eine wichtige Komponente im Sinne des Employer Brandings sein. Aber ehrlich gefragt: Wer von uns möchte nicht seine Arbeitszeit für eine sinnvollen Tätigkeit nützen? Tausch von Zeit gegen Geld war gestern. Der neueste Hype, der gerade anrollt, ist bekanntlich das große AUS der Work-Life-Balance. Es wird suggeriert, dass der Job so sinnerfüllt sein muss, dass es eigentlich kein Privatleben mehr für die Erholung braucht. Die Arbeit ist ein wertvoller Teil des Lebens.

Burn- und Boreout sterben aus, meint die Zukunftsforschung zu wissen.

Purpose in Perfektion

Namhafte Unternehmen spielen die Klaviatur des Purpose grandios und haben ihre Mission in Richtung großer Sinnhaftigkeit ausgerichtet. Beispiele gefällig?

  • Harley Davidson: „We sell you the dream, the bike is for free“ Ein Spruch, der dazu führt, dass sich Menschen das Firmenlogo in die Haut tätowieren lassen.
  • United Airlines spricht kurz und knackig das Gefühl der Verbundenheit an: „Connecting People“
  • Bayern Münchens Mission berührt Spielende und Fans gleichermaßen: „Wir begeistern mit herausragenden Erlebnissen“. Am Ende der etwas längeren Werteliste auf der Website kommt dann der letzte Kommentar: „Mir san mir“. Klingt lustig, ist es auch und spricht gleichzeitig die Gruppenzugehörigkeit an – und jeder Mensch ist als soziales Wesen gerne Teil einer Gruppe.
  • Selbst die Bestattung Wien hat für ihr totsicheres Geschäftsmodell einen neuen Slogan, „Abschied leben“, entwickelt, der Kundschaft und dem Unternehmensteam eine größere, psychologische und gesellschaftliche Dimension gibt.

Purpose auf den Grund gegangen – was ist der Kern der Sache?

Entscheidend ist, dass die Message nicht an die Ratio (den Verstand) gerichtet ist, sondern das Herz erreicht. Rein physiologisch gesehen wird (statt dem Herz) das limbische System gereizt, eine entwicklungsgeschichtlich ältere Hirnstruktur des Menschen. Die Message schlägt buchstäblich ein wie eine Bombe und wirkt ein Leben lang. Die Kontrolle über die Vernunft versagt dabei, weil es nicht zu einer bewussten Bewertung im Cortex (Hirnrinde) kommt. Alles wird in einer kleinen, tiefliegenden Hirnstruktur gespeichert. Ein raffinierter wie auch nachhaltiger nervaler Prozess.

Der kompetitive Sport ist und war der Prüfstand

Der Sport ist für mich die verlängerte Werkbank der Wirtschaft zur Prüfung der Wirksamkeit von Leadership & Motivation. Viele Beispiele für Purpose sind im Sport belegt. Eine besonders markante Geschichte, die auch die Wirtschaftspsychologie beschäftigt, ist kurz erzählt:

Case Study

Die beste Eishockeyliga der Welt, die National Hockey League (NHL), fasste den Entschluss in der Saison 2017, ein weiteres Team in deren Liga aufzunehmen. Bei der Wahl der passenden Stadt machte Las Vegas (Nevada) das Rennen. Die größte Herausforderung bestand nun darin, konkurrenzfähige Spieler für das neu gegründete Team, die Vegas Golden Knights, zu finden. Die bestehenden 31 Klubs einigten sich darauf, dass der neue Klub Spieler von jedem Verein verpflichten könne, wobei jeweils 11 Spieler „geschützt“ sind, die für den „Expansion Draft“ eben nicht zur Verfügung stehen.

Mündlich abgemacht und schriftlich fixiert stellte Vegas seinen Kader mit den vermeintlich besten Spielern zusammen. Als die Spieler aus allen Himmelsrichtungen in Las Vegas eintrafen und sich in der Kabine der Trainingshalle versammelten, passierte etwas Interessantes: Ein Spieler stand auf und richtete seine Stimme an alle Teamkollegen mit den Worten: „Hallo Burschen, euch ist schon klar, dass wir ein Haufen von Spielern sind, die sie beim alten Klub aussortiert haben. Die haben uns tatsächlich in die Wüste geschickt (Anm. Wüste Nevada)“. Aus dieser Sichtweise entstand ein großes Wirgefühl und die Dringlichkeit es allen zu zeigen.

Die Spieler werden zu einem Team

Damit war die erste Phase im Teambuilding – und somit der Purpose – mehr als erfolgreich absolviert, ohne dass der Coaching Staff auch nur ein Wort gesagt hatte. Leider passierte in der Vorbereitungsphase des Teams eine unglaubliche Tragödie:  Am 1. Oktober 2017 schoss ein Attentäter aus einem Zimmer eines Hotels am Las Vegas Strip auf eine Menschenmenge eines gerade stattfindenden Festivals. Dabei starben 58 Menschen, knapp 900 Menschen wurden verletzt.

Die eingeschworene Truppe wurde nun, eine Woche vor dem ersten Meisterschaftsspiel, dafür eingesetzt, Menschen in den Krankenhäusern zu besuchen und Angehörige zu trösten. Die Mannschaft wurde ein Sinnbild für die Initiative „Healing Vegas“. Beim ersten Heimspiel am 10. Oktober wurden sämtliche Rettungskräfte und Offizielle geehrt. Die rund 20.000 Fans, teilnehmenden Spieler und das Funktionärsteam in der Arena wurden eine Einheit. Die Vegas Golden Knights waren eine eingeschworene Mannschaft, aber es war jetzt noch etwas dazugekommen: Die Energie der ganzen Stadt war nun in diesem Team vereint. Es wurde nicht nur gespielt, um zu gewinnen, sondern um den Menschen eine schöne Zeit zu geben damit sie ihre Sorgen für kurze Zeit vergessen.

Die Auswirkung auf die Performance

Experten prognostizierten dem neuen Team einen Platz unter den letzten drei der Western Conference. Ein neues Team fängt immer hinten an, sammelt Erfahrung und wenn alles passt, ist eine Orientierung in Richtung Tabellenspitze möglich.
Die Golden Knights gewannen acht ihrer ersten neun Spiele und schafften es letztendlich ins Stanley Cup Finale (wo sie dann Washington unterlagen). 2023 feierten die Vegas Golden Knights den größten sportliche Erfolg im Eishockey und holten sich den Stanley Cup.

Für alle, die mehr über die Geschichte erfahren wollen, sei dieser kurze Videoclip empfohlen – Gänsehaut garantiert.

Take away

Anhand dieses Beispiels aus dem Sport wird deutlich, welche Energie ein gemeinsamer Sinn freilegt. Diese Kraft bleibt langfristig bestehen und wirkt gleichermaßen wie eine Aura auf die entsprechende Organisation und seine Stakeholder.

Betrachtet man die Wirkung und den Nutzen des Purpose, des WHY, für eine Organisation, dann kann man sich die Frage stellen, warum viele darauf (noch) verzichten. Welche Auswirkung auf die Mitarbeitenden und die Kundschaft hätte ein Elektrounternehmen, wenn es damit wirbt, für inspirierendes Licht und heimelige Wärme zu sorgen? Was wäre, wenn ein Lebensmitteländler dafür steht mit seiner guten Ware „Nahrung für den Geist“ zu liefern?  

Bewiesen ist, dass ein guter Purpose für den kleinen Elektriker in Fischamend (verhältnismäßig) die gleiche Wirksamkeit hat wie für den Sportartikelweltmarktführer Nike. Just do it.

Gast-Autor: Purpose | Bewegende Beispiele aus der Praxis

Dr. Gerold Maier ist ex Leistungssportler, promovierter Veterinärmediziner mit Erfahrung im Sportmanagement und -coaching. „Unser (kongenialer Vereinskollege ist Mike Mölschl) Ziel ist es, garantiert mehr Bewegung in die Wirtschaft zu bringen – sowohl im motorischen als auch im geistigen Sinn“.

www.nextshift.me

Gerold Maier, Purpose
Gastautor | Beiträge von Personen außerhalb des fixen Autoren-Teams

Alle Schreiberlinge, die nicht zur Stamm-Autoren-Runde zählen, subsumieren wir unter "Gastautorin". Sie treten manchmal einmalig auf, häufig auch wiederholt.

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