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Führen in der Flaute | Zwischen Spardruck & Leadership

2Mai2025
3 min
Führen in der Flaute

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Wenn die Konjunktur schwächelt, braucht es mehr als Durchhalteparolen. Gerade die Führungskräfte der 2. und 3. Ebene stehen im Zentrum des Geschehens: Sie sind Umsetzende, Stabilisatoren und Vermittelnde zwischen Strategie, Team und Realität.

Während im Top Management Pläne geschmiedet werden, muss in der Mitte geliefert werden: mit weniger Ressourcen, mehr Unsicherheit und oft widersprüchlichen Erwartungen. Was das konkret bedeutet und welche Skills jetzt wirklich zählen? Mehr dazu in diesem Beitrag.

Wirtschaftlicher Druck trifft operative Realität

Die Konjunktur schwächelt und daher ist in vielen Branchen Zurückhaltung spürbar. Investitionen werden verschoben, Budgets gestrafft und neue Projekte auf den Prüfstand gestellt. Für die Führungskräfte der 2. und 3. Ebene bedeutet das in der Regel weniger Spielraum bei gleichzeitig steigenden Erwartungen.

Budgetverantwortung und Ressourcensteuerung rücken stärker in den Fokus. Wer Prozesse führt oder Teams leitet, muss nun besonders achtsam priorisieren: Was bringt kurzfristig Wirkung, was ist verzichtbar? Diese Entscheidungen finden nicht auf dem Papier statt – sie betreffen tägliche Abläufe, Team-Mitglieder, Kundschaft.

Konjunkturelle Unsicherheiten wirken zudem direkt auf die emotionale Lage im Team. Fragen wie „Wie sicher ist mein Job?“ oder „Warum wird dieses Projekt gestoppt?“ landen bei den mittleren Führungskräften und nicht bei den Vorstandsmitgliedern. Wer in dieser Situation empathisch und klar kommuniziert, stiftet Orientierung. Wer nicht, verliert Vertrauen.

Sichtbar führen – Auch ohne perfekten Plan

In Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit erwarten Mitarbeitende mehr als Aufgabensteuerung – sie suchen auch nach Orientierung. Und zwar nicht in Form von „Alles wird gut“-Parolen, sondern durch sichtbare, authentische Führung.

Für Führungskräfte bedeutet das: präsent sein, Entscheidungen erklären, auch Ungewissheiten benennen und trotzdem Richtung vorgeben. Denn in der Mitte der Organisation wird nicht nur operativ gearbeitet, sondern auch Stimmung gemacht. Die Art, wie Führungskräfte kommunizieren, wirkt sich direkt auf das Teamklima und die Leistungsbereitschaft aus.

Gerade auf der 2. und 3. Ebene ist die eigene Haltung entscheidend. Wer hier klar, aber menschlich auftritt, wird als verlässlich wahrgenommen, auch wenn nicht alle Antworten parat sind. Denn Vertrauen entsteht nicht durch Allwissenheit, sondern durch Konsistenz, Transparenz und Mut zur echten Kommunikation.

Zudem braucht es den Willen, Spannungsfelder auszuhalten: etwa zwischen kurzfristigem Kostendruck und langfristiger Teamstabilität. Oder zwischen widersprüchlichen Erwartungen von oben und unten. Diese Realität lässt sich nicht ändern, aber man kann sie aktiv gestalten. Führung heißt in harten Zeiten: mitten im Spannungsfeld stehen und trotzdem handlungsfähig bleiben.

Konflikte führen, nicht vermeiden

Konflikte sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Veränderung. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten entstehen Spannungen: durch unklare Prioritäten, knappe Ressourcen oder gestiegene Belastung. Die Frage ist nicht, ob Konflikte auftreten, sondern wie wir damit umgehen.

Führungskräfte auf mittlerer Ebene sind oft mitten im Geschehen. Sie spüren den Druck von oben und von ihren Teams. Und sie sind gleichzeitig erste Anlaufstelle, wenn etwas nicht rund läuft. Die Fähigkeit, Konflikte frühzeitig zu erkennen, aktiv anzusprechen und auch konstruktiv zu begleiten, ist daher eine Kernkompetenz.

Das beinhaltet:

  • Konflikte nicht persönlich zu nehmen, sondern als systemische Spannungen zu erkennen.
  • Zuhören können, ohne sofort zu bewerten.
  • Emotionen zuzulassen, ohne dass sie das Gespräch dominieren.
  • Einen Dialog zu initiieren, auch wenn es unangenehm wird.

Konfliktkompetenz ist nicht bloß ein Soft Skill, sondern eine strategische Fähigkeit. Wer sie beherrscht, kann Spannungen in produktive Energie verwandeln. Und wird damit zum Motor für Veränderung, gerade in unruhigen Zeiten.

Fazit | Die Mitte macht den Unterschied

Die wirtschaftliche Großwetterlage mag von außen gesteuert sein. Aber wie ein Unternehmen darauf reagiert, wird innen entschieden. Und zwar genau dort, wo Führung konkret wird: in der 2. und 3. Ebene. Hier zeigt sich, wie gut eine Organisation in der Lage ist, Unsicherheit zu verarbeiten, Entscheidungen umzusetzen und Teams stabil zu führen.

Diese Führungskräfte brauchen jetzt mehr als Tools oder neue Prozesse. Sie brauchen Vertrauen, Sichtbarkeit und Entwicklung – nicht als Bonus, sondern als bewusste Investition in die Stabilität der Organisation.

Denn in der Mitte entscheidet sich, ob Unsicherheit in Lähmung oder in Bewegung führt. Ob Konflikte spalten oder zu neuen Lösungen führen. Und ob Führung Orientierung gibt oder sich im Klein-Klein verliert.

Gerade in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten zeigt sich: Wer die mittlere Führungsebene stärkt, stärkt das gesamte Unternehmen.

„In der Krise beweist sich der Charakter.“
(Helmut Schmidt, dt. Politiker)

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