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Der IT-Bereich ist nach wie vor stark in Männerhand. Dennoch übernehmen die bereits vorhandenen Managerinnen in der IT die Vorbildfunktion für den weiblichen IT-Nachwuchs.

Frauen in Führungspositionen sind hierzulande eine rare Spezies. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten zählt Österreich sogar zu den Schlusslichtern. Eine Studie der Arbeiterkammer Wien kam zu dem nüchternen Ergebnis: In den heimischen Top-200-Unternehmen liegt der Frauenanteil in der Geschäftsführung bei lediglich 5,3%. Nimmt man insbesondere den IT-Bereich genauer unter die Lupe, ist die Suche nach Frauen in Führungspositionen wie nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Angesichts der bescheidenen Anzahl an Mädchen und Frauen, die sich für eine technische Ausbildung entscheiden, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Laut den Zahlen der Technischen Universität Wien stehen 4.671 männlichen Studenten der Informatik nur 834 Studentinnen gegenüber, damit beträgt der weibliche Anteil nur knapp 15%. Noch schlechter schaut es bei den Schülerinnen aus: An den höheren technischen Lehranstalten sind es 12% und in den  technischen Lehrberufen gerade einmal 8%.

 

Interesse für die IT

Voraussetzung für eine Karriere in der IT ist das Interesse an dem Fach. Das hat sich bei Heidrun Strohmeyer bereits in den Achtzigerjahren entwickelt, zu einer Zeit, als die IT noch in der Pionierphase war. Die  Bereichsleiterin im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur ist mittlerweile für den Bereich Informationstechnologie, Bildungsstatistik und Gender, und damit in einer CIO-Rolle für 900 Mitarbeiter im Ministerium, für 9 Landesschulräte mit mehr als 2.000 Beschäftigten und für die Verwaltung von 40.000 Lehrern verantwortlich. Neben der Personalverwaltung gilt es für die IT-Verantwortliche auch, über den Einsatz von Software in Schulen, die Schülerverwaltung, das elektronische Klassenbuch, aber auch E-Learning-Lösungen für den Unterricht zu entscheiden. Die gelernte Lehrerin kam mit der IT während ihres Russisch und Geschichte-Lehramtsstudiums in einem Studentenjob in Berührung. Um ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu erhöhen, absolvierte sie das Informatik-Lehramt gleich zusätzlich mit. Zunächst als Informatiklehrerin im Einsatz, wechselte Heidrun Strohmeyer zu Beginn der 1990er-Jahre dann als Fachexpertin ins Unterrichtsministerium. Nach einigen IT-Projekten im Bereich Schulnetzwerke, Mailing- und E-Learning-Systeme folgten erste Führungserfahrungen im Personalwesen. Als oberste Chefin der Bundeslehrer war sie nicht nur für die Planstellenzuteilung, sondern auch für die Einführung von SAP und Personal-Controlling zuständig. „Die technische Kompetenz war am Arbeitsmarkt gefragt und für mich zu Beginn der Türöffner. Es war aber auch wichtig, Flexibilität zu zeigen und die Fachgebiete zu wechseln. Mein Ziel war es, mich zur Managerin weiterzuentwickeln.“

Ebenfalls mit einem Zwischenschritt ist Andrea Feitek in der IT gelandet. Die Managerin, die bei Pankl Racing Systems AG als Head of IT Infrastructure tätig ist, hat ursprünglich eine Ausbildung zur Kindergarten- und Hortpädagogin absolviert. Nach einem beruflichen Schwenk und einigen Ausbildungen im IT-Projektmanagement hat sie bei Pankl die Möglichkeit bekommen, sich sehr rasch im IT-Bereich weiterzuentwickeln und Anfang 2008 die Leitung des Infrastruktur-Bereichs zu übernehmen. „Der Kontakt mit Menschen war mir immer wichtig, an der Technik hat mich die ständige Weiterentwicklung und Veränderung gereizt.“

 

Was zählt, ist die Leistung

Eine wirtschaftliche Karriere, allerdings im Technikumfeld, absolvierte Christine Sumper-Billinger. Die  kaufmännische Geschäftsführerin des Bundesrechenzentrums hat ihre berufliche Laufbahn nach ihrem WU-Studium auf dem Gebiet der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung in internationalen Kanzleien begonnen. Die geprüfte Steuerberaterin wechselte 2003 ins Finanzministerium und war dort vier Jahre lang für Steuer, Zölle, Glücksspiel und Budgetfragen zuständig. Im Zuge der Umstellung auf Finanz Online und die elektronische Erklärungsabgabe für Unternehmen ergab sich ein enger Kontakt zur IT-Sektion im BMF. Seit ihrem Aufstieg in die Geschäftsführung des BRZ Anfang 2007 ist sie auch für die Personalagenden von mehr als 1.200 Mitarbeitern verantwortlich. Die Top-Managerin und Mutter eines einjährigen Sohnes ist der Überzeugung, dass Leistungswille und hohes Engagement auch den Frauen die Tür zu einer Karriere öffnen: „Wenn man die nötige Leistung bringt, dann wird es auch geschätzt. Aber es gehört natürlich auch ein Umfeld dazu, wo die Möglichkeit besteht, sich zu entfalten.“

Dass erfolgreiche Frauen mehr leisten müssen, davon ist Heidrun Strohmeyer überzeugt: „Die fachliche Leistung spielt eine große Rolle. Aufwand und Einsatz für Frauen sind höher, und sie müssen sich ihre Position härter erkämpfen.“

 

 

Bestehende Vorurteile

Im männerdominierten Feld der IT sind Frauen immer noch mit Vorurteilen konfrontiert und werden in ihren technischen Fähigkeiten unterschätzt. Vieles hat mit Klischees und alten Rollenbildern zu tun. So erinnert sich Heidrun Strohmeyer: „In meiner Zeit als Informatiklehrerin bin ich von meinen Schülern noch mit ‚Herr Professor‘ angesprochen worden.“

Auch mit Vorurteilen von Lieferanten, die offensichtlich nicht allzu oft Frauen als Geschäftspartnern  gegenübersitzen, sind die weiblichen Manager manchmal konfrontiert. Und in Bewerbungsgesprächen geraten Frauen immer wieder in Situationen, die sich ihren männlichen Kollegen so nicht stellen. So war Andrea Feitek schon öfters mit der Frage konfrontiert: „Wie passt eine Frau in ein Männerteam?“ Die IT-Managerin hat die Erfahrung gemacht, dass in solchen Fällen „bei gleicher Qualifikation oft der Mann eingestellt wird, weil  Vorgesetzte das unbekannte Risiko nicht eingehen wollen“.

 

 

Förderung am Karriereweg

Um Karriere zu machen, braucht es neben dem fachlichen Können und dem persönlichen Einsatz auch entsprechende Möglichkeiten und Förderer. In vielen Fällen sind es die direkten Vorgesetzten, die Talente erkennen und unterstützen. „Wichtig waren die Führungskräfte, die mir Verantwortung übertragen haben. Diese Herausforderung habe ich dann gerne angenommen“, meint BRZ-Geschäftsführerin Christine Sumper-Billinger. Andrea Feitek ist davon überzeugt, dass es vonseiten des Unternehmens besonders wichtig ist, „einen Vorschuss an Vertrauen entgegenzubringen“.

Auch Bereichsleiterin Strohmeyer ist der Meinung, dass es Unterstützung am Karriereweg braucht. Aus diesem Grund nimmt die erfahrene Managerin gezielt am Cross-Mentoring-Programm des Bundeskanzleramts teil, um junge Kolleginnen zu beraten und zu unterstützen. Vor kurzem hat sie auch ein Frauennetzwerk ins Leben gerufen. Das „Netzwerk Bildungsarchitektinnen“ soll die Stärken von weiblichen Führungskräften im Bildungsbereich bündeln. „Die Frauen sollen sich gegenseitig stärken. Wenn sie dann zusammenkommen, dann spürt man das auch“, erzählt die Initiatorin Heidrun Strohmeyer nicht ohne Stolz.

 

Rahmenbedingungen schaffen

Da in Österreich immer noch das gesellschaftliche Denken vorherrscht, dass Frauen in Karenz gehen sollen, benötigen Unternehmen flexible Modelle, um Frauen mit Familienpflichten eine Karriere zu erleichtern. Das Bundesrechenzentrum hat eigens einen Familien- und Frauenförderungsplan entwickelt, um den Mitarbeitern die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie zu ermöglichen. Bei Teleheimarbeit besteht die Möglichkeit, bis zum dritten Lebensjahr des Kindes vom Home Office aus zu arbeiten. Ab dem sechsten Lebensjahr, bei Schuleintritt des Kindes wird nochmals für ein halbes Jahr die Möglichkeit der Teleheimarbeit geboten. Zusätzlich gibt es das Angebot des Teleworking, das von jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter einen Tag pro Woche genutzt werden kann. Führungskräfte erhalten die Möglichkeit, nach der Karenz für eine bestimmte Dauer in Teilzeit zu arbeiten. Christine Sumper-Billinger versteht diese erfolgreichen Beispiele als ein Signal: „Wir wollen Akzente setzen. Als Unternehmen im staatsnahen Bereich haben wir auch eine Vorbildfunktion.“

Mit den Maßnahmen zur Flexibilisierung der Arbeitszeit und des Arbeitsplatzes und zur Frauenförderung hat das BRZ mittlerweile bereits zweimal die Auszeichnung durch das Audit „Familie und Beruf“ erworben.

 

Für weiblichen Nachwuchs sorgen

Sind die Rahmenbedingungen im Unternehmen einmal geschaffen, gelingt es, Frauen zu halten und zu fördern. Für die Zukunft ist es ganz entscheidend, den weiblichen Nachwuchs für das Unternehmen und generell für die IT zu begeistern.

Im Bundesrechenzentrum sind 15% der Führungsfunktionen mit Frauen besetzt, im technischen Bereich sind immerhin 20% der Mitarbeiter weiblich. „Der Anteil ist gewachsen“, weiß Sumper-Billinger, „aber wir versuchen auch, ganz gezielt Frauen anzusprechen, damit sie sich bei uns bewerben.“ So werden zum Beispiel Karrieremessen genutzt, um den Studentinnen das Unternehmen als familien- und frauenfreundliche Organisation zu präsentieren. Die Lehrlingsbeauftragte im Unternehmen sorgt dafür, dass speziell auf die Bedürfnisse weiblicher Lehrlinge eingegangen wird. Auch hierfür ist das BRZ bereits mit einem Award ausgezeichnet worden. Durch die Teilnahme am Töchtertag sowie durch eine enge Kooperation mit Schulen versucht man, vermehrt Mädchen für die Technik zu begeistern. Trotz der vorbildlichen Initiativen einiger Technologieunternehmen herrscht hierzulande immer noch eine technikfeindliche Stimmung, vor allem unter Mädchen. Heidrun Strohmeyer sieht die Schraube einer Veränderung im Bildungswesen: „Lehrer sind Schlüsselpersonen. In der Lehrerausbildung sensibilisieren wir deren Gender-Kompetenz, damit sie später nicht zu Verstärkern der bestehenden Rollenklischees werden.“ Im Zuge der Berufsorientierung versuchen eigene Beratungslehrer an den Schulen herauszufinden, wofür sich die 13-14-Jährigen interessieren und wofür sie geeignet sind. Auch das Hineinschnuppern in Berufe und Betriebe ist gerade für Mädchen wesentlich, um neue Möglichkeiten abseits der typischen Frauenberufe wie Friseurin oder Einzelhandels- und Bürokauffrau kennenzulernen. Eigene Partnerschaften der Schule mit den Arbeitgebern der Region sollen die Verzahnung zwischen Schule und Arbeitsmarkt verbessern. Um mehr Schülerinnen für den IT-Bereich begeistern zu können, werden auch speziell in den wirtschaftlichen Schulen, die ohnehin sehr gerne von Mädchen gewählt werden, verstärkt eigene Ausbildungen mit IT-Schwerpunkt angeboten. „Damit schaffen wir zwar Konkurrenz zu den HTLs, aber Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft“, ist Heidrun Strohmeyer vom Erfolg der Initiative überzeugt.

Dass sich in Zukunft mehr Frauen in der IT finden werden, darin sind sich die Managerinnen einig. In der Generation der Digital Natives wächst der weibliche Nachwuchs genauso wie der männliche mit dem PC und Web 2.0 auf. Andrea Feitek ist deshalb optimistisch: „In den nächsten Jahren werden Frauen in technischen Berufen etwas Selbstverständliches sein. Dazu müssen die Unternehmen allerdings die weiblichen Mitarbeiter, die in diesem Bereich erfolgreich tätig sind, präsenter machen und zeigen, dass es für Frauen hier genauso möglich ist, mit Engagement Karriere zu machen.“ IT-Managerinnen wie Andrea Feitek, Christine Sumper-Billinger und Heidrun Strohmeyer sind die besten Beispiele dafür, wie es funktioniert.

 

Dieser Artikel von Mag. Andrea Jindra erschien ebenfalls im CIO GUIDE April 2011

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Der Trend zur IT-Frau?

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