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Ein Streifzug durch 20 Jahre e-learning und die Kernfrage: Was ist wichtiger, die Euphorie an technischen Entwicklungen und möglichen Kosteneinsparungen oder Didaktik – das Wissen darüber, wie Menschen effektiv lernen? Ein differenzierter Ansatz, der ein „sowohl als auch“ zulässt, ist gefragt!

e-Learning: Ein Trend wird 20 Jahre alt.

Die erste Euphoriewelle rollte in den 90er Jahren durch die Unternehmen: Lernen am Computer! In vielen Großunternehmen wurden Lernstationen eingerichtet und eine große Zahl an Trainingsinhalten für den Computer aufbereitet.  „Multimedia“ war das Wort des Jahres 1995. Um die Angebote zu verwalten wurden später Lernplattformen eingerichtet. Präsenzlernen im Seminar und Lernen am Computer existierten meist parallel und unabhängig voneinander. Getrieben wurde diese Entwicklung vor allem durch Einsparungen bei Reise- und Aufenthaltskosten, durch die zeitliche Flexibilität für die Teilnehmer und durch die Freude an den technologischen Möglichkeiten.

Dann kam die erste Ernüchterung hinsichtlich der Lerneffekte. Und damit trat eine Kombination ins Leben: Blended Learning (ca. ab 2002) verknüpft das Lernen am Computer und das Lernen in Seminaren miteinander. Meist in wechselnder Abfolge reihen sich individuell gesteuerte e-learning-Einheiten an Seminarblöcke, zur Anwendung und Vertiefung des Wissens und für das Lernen im sozialen Austausch. Zum ersten Mal seit der e-learning-Euphorie rückte das Lernen selbst bzw. der Inhalt und die Didaktik wieder mehr in den Fokus.

Ab 2006 tauchen neue Begriffe und Technologien auf, die den sozialen Austausch auch im Netz ermöglichen sollen: Web 2.0-Learning mit Anwendungen wie soziale Netzwerke, gemeinsam zu gestaltende Wissensdatenbanken (Wiki´s), Blogs, Podcasts für mobile Medien usw. Web 2.0 ist ein Mitmachweb, das einen höheren sozialen Austausch zwischen den Teilnehmern ermöglicht, gleichzeitig aber auch höhere Anforderungen an die Medienkompetenz stellt und den Teilnehmern eine höhere Gestaltungsbereitschaft abverlangt.

Auf der Learntec 2012, der Messe für Bildungs- und Informationstechnologie in Karlsruhe, waren die Top-Trends Social Media, Serious Games und mobile Anwendungen auf Smartphones. Diese Begriffe sind nicht neu, neu jedoch war ein zunehmend nüchterner bzw. angenehm pragmatischer Blick auf die hype-trächtigen Lernformen: „e-learning darf kein Selbstzweck sein“ – so könnte man die Aussagen von einigen Rednern zusammenfassen.

Technologie vs. Lernen?

„Dann klicke ich mich so schnell wie möglich durch und versuche gleich die Multiple-Choice-Fragen am Ende zu machen.“  In Gesprächen mit Teilnehmern von e-learning-Maßnahmen treffen einerseits Anerkennung, wenn das Tool ansprechend und modern gestaltet ist, auf das Bestreben andererseits, sich so kurz wie nur nötig („Es gibt ja genug anderes zu tun!“) damit auseinanderzusetzen.

Wie viel Wissen bleibt so hängen? Und Wissen ist ja nur die unterste Stufe bei einem professionellen, dreidimensionalen Lernziel.  Nächster Punkt: Was sollen die Teilnehmer danach können? Das bedeutet: verstehen, aktive Auseinandersetzung, Ausprobieren in geschützten Situationen und Real-Life-Situationen. Diese Stufe kann meiner Ansicht nach e-learning bei sehr guter Aufbereitung und abhängig vom Thema noch recht gut erfüllen.

Aber schließlich: Was sollen die Teilnehmer danach wollen? Der motivationale Aspekt bzw. die Einstellung zu dem Bildungsthema (z.B. Mitarbeiterführung, …) ist ganz zentral dafür verantwortlich, ob der Teilnehmer das Verhalten dann überhaupt einsetzt. „Können täte ich vielleicht schon, aber wollen…?“ Und diesen Aspekt kann man eigentlich nur durch aktive zwischenmenschliche Auseinandersetzung bzw. soziales Lernen bewerkstelligen. In einem Chat funktioniert das nicht und auch eine Computersimulation mit gestellten Interaktionsszenen wird das nicht bewältigen können.  Ein Trainer, der eine gute Lernatmosphäre mit gelebter Wertschätzung und Begeisterung zu dem Thema schafft und die entsprechenden didaktischen Maßnahmen einsetzt (da könnten auch e-tools dabei sein) ist meiner Überzeugung nach nicht zu toppen.

Fazit

Zuerst das Lernziel für die jeweilige Zielgruppe festlegen, dann die passende Maßnahme bzw. Maßnahmenkombination (Präsenztraining, Workshop, Coaching, e-learining-Tools, …) auswählen.

Das heißt: an oberster Stelle steht das, was die spezifischen Teilnehmer danach wissen, können und wollen sollen. Abhängig vom Thema und der Zielgruppe kann das mit oder ohne e-learning oder in Kombination am besten erreicht werden. Der lerneffektivste Weg heißt: weg von einer tool-zentrierten Sichtweise und hin zu Maßnahmen, die dem Gegenstand und den Teilnehmern gerecht werden.

P.S. Für die Gestaltung von e-learning-tools braucht es im Team (oder „in Personalunion“) also sowohl technische Kompetenzen als auch ausgezeichnete didaktische Kompetenzen.


Weiterführende Informationen zu Lernen mit Technologien

L3T – das innovative, open-source Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (TU Graz): http://l3t.tugraz.at/index.php/LehrbuchEbner10

e-Learning: Technologie wichter als Lernen?

MMag. Silena Sabine Piotrowski | Teil unseres fixen Autoren-Teams

MMag. Silena S. Piotrowski, Unternehmensberaterin und Psychologin, gestaltet „Positive Workplaces“: Menschen und Unternehmen durch ein neues Mindset & Verhalten zukunftsfit im Hier & Jetzt machen. Ihre Expertise liegt in der Positiven Psychologie, ihre Leidenschaft beim Menschen in Veränderung.

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