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… wer ist der schönste Arbeitgeber im ganzen Land? So oder so ähnlich würde wohl die Märchen-Version von Arbeitgeberattraktivität lauten. Und die Suche nach dem attraktivsten & besten Unternehmen begegnet uns auf vielfältige Art und Weise. U.a. mit der Arbeitgeber Bewertung. Arbeitgeber bewerten ist nach wie vor in. Aber ist es immer sinnvoll und aussagekräftig?

Die vielzitierte Kampf am Arbeitsmarkt um die besten Talente, hat rund um COVID19 ein retardierendes Moment erfahren. Denn einerseits regiert in vielen Ländern Europas Kurzarbeit und erhöhte Arbeitslosigkeit und andererseits sind in vielen Unternehmen Planungsunsicherheiten gegeben, die zumindest breite Personalaufstockungen unwahrscheinlich machen. Aber auch hier bestätigt die Ausnahme diese Regel und qualifizierte Fachkräfte suchen weiter qualitätsvolle Betriebe – die sich in COVID19-Zeiten wieder neu beweisen müssen.

Arbeitgeberattraktivität – Arbeitgeber bewerten

Ob die Lage der Weltwirtschaft dem Arbeitgeberattraktivitäts-Hype der letzten Jahre ein Ende bereitet will ich gar nicht mutmaßen. Denn ich bin der Überzeugung: Gute Mitarbeiter wollen weiter gute Arbeitgeber. Und auch wenn ggf. der quantitative Bedarf zurückgeht gilt es qualitativ weiterhin zu überzeugen. Also wie beweist man sich als Arbeitgeber als attraktiv?

Der Artikel versucht eine kritische Bestandsaufnahme mit drei klassischen Ansätzen zur Arbeitgeber Bewertung.

Gute Arbeitgeber Bewertungen in einem Bewertungsportal

Der „Krieg der Sterne“ hat auch in Form von Portalen zur Arbeitgeber Bewertung Einzug gehalten. Mitarbeiter können anonym auf Kununu, Glasdoor und Co. Ihren Arbeitgeber bewerten. Mit Sicherheit ist dies für jobsuchende Bewerber einen interessierten Blick wert. Aber die Möglichkeit entbehrt jeglicher Repräsentativität. Sagt der Hausverstand. Auf der Startseite von Kununu steht: „Auf kununu wurden bereits 4.131.807 authentische Erfahrungsberichte über Gehalt, Betriebsklima und Bewerbungsprozesse zu 944.831 Unternehmen abgegeben.“ Bin ich der einzige der hier im Kopf auf rd. 4 Antworten pro Arbeitgeber kommt? ????

Schneller Test bei einem meiner Kunden: bei rd. 1.000 Mitarbeitern gibt es 43 Bewertungen von Mitarbeitern, 50% davon älter als 2 Jahre. Sofort auffallend dabei, dass 25% der Arbeitgeber-Bewertungen von ex-Mitarbeitern abgegeben wurden und signifikant schlechter ausfallen als von im Bewertungszeitpunkt Bestandsmitarbeitern. Schaut nach Abrechnung aus. Und wie es aussieht werden veraltete Bewertungen auch nicht gelöscht. Was drin steht, steht drin.

Beste Arbeitgeber bewerten  in einem Wettbewerb

Es gibt vielfältige Arbeitgeberwettbewerbe: von Great Place to Work bis Top Jobs. Sie alle haben unterschiedliche Kriterien, Modelle und Bewertungsinstrumente mit dem Ziel, beste Arbeitgeber zu finden. Im Kern steht sehr häufig entweder eine Befragung der eigenen Mitarbeiter oder eine Art Experten-Assessment aufbauend auf einer Selbstauskunft des Unternehmens. Per se eine gute Sache, weil hier sehr häufig versucht wird, ein repräsentatives Meinungsbild der Belegschaft einzuholen und abzubilden. Mindestrücklauf und Mindestergebnisniveaus bilden in den seriösen Wettbewerben ein Qualitätsgerüst mit hoher Aussagekraft.

Und dennoch muss man die Entwicklungsrichtung durchaus kritisch hinterfragen. Es zeigt sich in den meisten dieser Wettbewerbe über die letzten Jahre das Phänomen des „regionalen Superlativs“. Damit meint der humorvolle Statistiker das Verkleinern der Vergleichsgruppe, bis der „größte steirische Dinausaurierpark über 10.000 m² Fläche östlich von Graz“ als Spitzenkandidat übrigbleibt. Nehmen Sie es damit durchaus mit Schmunzeln zu Kenntnis, dass die meisten dieser Wettbewerbe über die Jahre regionale Listen, Größenklassen-Listen, Branchen-Listen oder deren Kombinationen hervorgebracht haben. Und falls Sie 3x hintereinander auf Platz 1 gelandet sind: Gratulation – entweder Sie sind der Marcel Hirscher Ihrer Arbeitgeber-Kategorie, der beste linkshändige Nicht-Marcel-Hirscher mit Sternzeichen Zwilling oder die echte Konkurrenz fährt auf einer anderen Weltcuppiste.

Employer of Choice in einer Studie

Ebenso weitverbreitet sind Studien, die nach dem „Employer of Choice“ bei einer bestimmten Zielgruppe fragen. Die über Jahre bekannten Universum-Studien bei Studierenden können hier ein Beispiel sein. Die meisten dieser Studien legen dabei den Befragten Namenslisten von Unternehmen vor aus denen diese dann Unternehmen als ihren „Employer of Choice“ auswählen.

Es gab 2019 eine sehr spannende Vergleichsstudie durch das Marktforschungsinstitut respondi. Darin wurden 1.000 Akademiker überregional befragt die jüngst den Job gewechselt haben. 70% gaben an, so etwas wie einen Wunscharbeitgeber nicht zu besitzen. Die restlichen machten ungestützt Angaben. Die am häufigsten genannten Unternehmen wie BMW oder Google wurden nur knapp von 1% der Befragten gewählt. Diese Studie legt nahe, dass vielzitierte Studien, in denen bspw. Studierende Ankreuzlisten ausfüllen und dann Red Bull, Google und VW Ankreuzen, keine vertiefende Aussagekraft zu besitzen scheinen. Denn es strahlt oft die Produktmarke über die Arbeitgebermarke hinweg. Und in der Mehrheit der Fälle scheint es ein fiktives Kriterium zu sein, das erst durch die Befragung selbst als Artefakt konstruiert wird.

Arbeitgeberattraktivität – was tun?

Was also sollen Unternehmen tun, die die eigene Attraktivität als Arbeitgeber nicht unter den Scheffel stellen wollen?

3 Möglichkeiten zur Arbeitgeberattraktivität

Ich gebe auf diese Frage einfach mal 3 Antworten:

  • Nutzen Sie durchaus die oben angeführten Instrumente fürs Personalmarketing. Aber tun Sie es mit Bedacht und mit gesundem kritischen Menschenverstand.
  • Aus meiner Sicht ist das Gebot der Stunde Authentizität. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter als zukünftige Kollegen zu ihren Bewerbern sprechen. Damit meine ich im Sinne von Weiterempfehlungen, von Einblicken in die Arbeitswelt und Testimonials, aber auch im Rahmen des Bewerbungsprozesses als Kontaktpunkte. Machen Sie die zukünftige „Employee Experience“ erlebbar. Authentisches Employer Branding.
  • Wenn Sie Daten und Statistiken nutzen, dann mit voller Transparenz. Und vielleicht zählt es für Ihre Bewerber noch mehr, wenn sie nicht nur eine Platzierung auf einer Bestenliste hören, sondern Ihre tatsächlichen Mitarbeiterbefragungsergebnisse zur Nachlese bekommen. „Hier, dies ist der Ergebnisbericht Ihres zukünftigen Teams.“, das wäre mal etwas!

Ich bin stolz darauf, als Unternehmer selbst ein Team aus 15 Mitarbeitern zu haben, die voll hinter dem Unternehmen stehen. Und mit Stolz zeige ich dies auch gerne nach außen. Mit 4,8 Sternen auf Kununu, mit >90% Arbeitszufriedenheit und 100% Weiterempfehlungsbereitschaft auf unsere letzte Mitarbeiterbefragung (und irgendein Gütesiegel werde ich mir in den kommenden Monaten sicherheitshalber auch noch holen), aber vor allem mit einem persönlichen und menschlichen Bewerbungsprozess bei dem Bewerber nicht Bittsteller sondern Gast sind. Und so freut mich bei all unseren Bewertungen eine Aussage am meisten. Dass ein Ex-Bewerber folgende Rückmeldung gegeben hat: „Das war die besten Absage, die ich je erhalten habe.“

 

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Mag. Gerd Beidernikl | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Gerd Beidernikl ist geschäftsführender Gesellschafter von vieconsult, der Vienna Corporate Research and Development GmbH und Lehrvortragender für Organisationssoziologie.

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