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In vielen Unternehmen mit Büro-Arbeitsplätzen hat sich in den letzten Monaten die Arbeitsorganisation radikal verändert. Remote Work im Home Office hat der Präsenzarbeit in den Großraumbüros den Rang abgelaufen.

Was in Zukunft dazu führen wird, dass Arbeitsteams verstärkt physisch voneinander getrennt arbeiten werden. „Eh besser“ werden sich jene Führungskräfte denken, die von den ständigen Konflikten im Team schon genervt sind.

Distanzierung mittels Home Office – eine ideale Lösung im Konfliktfall. Oder doch nicht???

Remote Work schafft Distanz zu nervenden Kollegen

Eine räumliche Trennung von Kollegen, die im Team nicht harmonieren, war schon immer eine beliebte Form der Konfliktlösung durch deren Führungskräfte. Zunehmend wurde in den letzten Jahren eine Distanzierung der Konfliktparteien auch durch die Gewährung von Home Office erreicht. In solchen Fällen nutzte man Remote Work vorwiegend als Mittel zum Zweck in einem eskalierten Teamkonflikt.

Was als provisorischer Lösungsansatz auch funktionieren kann. Distanzierung schafft immer auch eine emotionale Entlastung bei den involvierten Konfliktparteien. Den unliebsamen Kontrahenten jeden Tag über den Weg zu laufen, wird von den Betroffenen zunehmend als negativ und belastend empfunden. In weiterer Folge ist deren Arbeitsalltag empfindlich gestört und die Gedanken- und Gefühlswelt befindet sich in einer Negativspirale. Destruktives Verhalten gegenüber der anderen Seite ist die logische Folge.

Wenig verwunderlich haben sich daher durch den COVID-bedingten Lock down und dem damit verbundenen kollektiven Remote Work in vielen Teams die Konflikte schlagartig entschärft. Zum Teil sind hier sogar paradoxe Entwicklungen zu beobachten. Die „überfallsartige“ Distanzierung durch Home Office für alle hat zu einem neuen Miteinander geführt. Es galt, innerhalb kürzester Zeit als Team auch remote zu funktionieren.

Vielfach ist das gut gelungen. Auch deshalb, weil die Kommunikation in den Video- und Telefonkonferenzen vorwiegend auf der Sachebene abläuft. Und damit kaum Zeit & Platz für persönliche Befindlichkeiten bleibt. Den Konflikten wurde somit der „Nährboden“ entzogen. Vorerst….

Remote Work schafft neue Konfliktfelder

Ein gemeinsames Feindbild im Außen und möglichst viel Remote Work im Team – ideale Rahmenbedingungen für ein konfliktfreies Arbeitsumfeld? Leider nein. So einfach ist es dann doch nicht. Denn in den meisten Unternehmen wird es nicht bei dieser extremen Ausprägung an Home Office bleiben, sondern es wird sich ein sinnvoller Mix aus Remote Work und Präsenzarbeit einpendeln. Und damit werden latente Konflikte im Team über kurz oder lang wieder aufbrechen.

Darüber hinaus birgt Remote Work zusätzliches Konfliktpotential. Das beginnt schon bei der simplen Einteilung, wer wann auf Home-Office geht. Besonders beliebt sind bei vielen Montage, Freitage und Fenstertage. Das schafft zusätzliche Brisanz für die Führungskräfte bei der Personaleinsatzplanung. Aber auch gemeinsame Video-Konferenzen können zukünftig Unfrieden im Team stiften. Und zwar dann, wenn einzelne Team-Mitglieder diese am engen Wohnzimmertisch in einer überhitzten Stadtwohnung erdulden müssen, während andere ganz entspannt aus dem eigenen Garten in die Kamera grüßen.

Aber nicht nur Abwesenheitsdebatten können in einem Team zu Problemen führen. Auch das Präsenzverhalten einzelner Kollegen birgt Zündstoff. Denn wer viel zu Hause sitzt, ist vom Team isoliert und fällt vielleicht auch der Führungskraft gar nicht mehr auf. Wer hingegen dauerhaft im Büro Präsenz zeigt, hat dadurch die Möglichkeit, diese „Bühne“ entsprechend zu nutzen. Sehr leicht kann dadurch im Management folgendes Bild entstehen: Wer nicht da ist, wird auch nicht gebraucht. Und unsere wichtigen Mitarbeiter sind zum Glück immer vor Ort.

Fazit | Remote Work = Anderes Arbeitsumfeld, gleiche Kollegen

COVID war der Katalysator für die Einführung von flächendeckendem Home Office in den Unternehmen. Und zwar sowohl auf Manager- als auch auf Mitarbeiter-Ebene. Von allen Seiten werden die Annehmlichkeiten und Möglichkeiten vom Remote Work nun gelobt. Aber der entscheidende Proof of Concept für den Spirit im Team und für eine echte Akzeptanz dieser Arbeitsorganisation steht vielfach erst bevor.

Und zwar in den kommenden Monaten, wenn die meisten Mitarbeiter wieder – zumindest zeitweise – in die Büros zurückkehren. Spätestens dann wird sich auch in den Teams der Fokus zunehmend weg von COVID auf den „normalen“ Arbeitsalltag richten. Und damit endet auch die krisenbedingte „Schonzeit“ für den ungeliebten Kollegen. Vor allem dann, wenn es wirtschaftlich eng wird und die ersten Gerüchte über Stellenabbau die Runde machen.

Remote Work beinhaltet viele Chancen: Die Gestaltung effizienter Arbeitsmeetings, den Wegfall unnötiger Anfahrtszeiten, die Nutzung digitaler Arbeitsmittel oder die Möglichkeit in Ruhe an Konzepten zu arbeiten. Als Deeskalationsmittel im Konfliktfall eignet sich die Distanzierung mittels Home Office nur bedingt.

Denn wer allein zu Hause sitzt kann zwar nicht streiten, hat aber viel Zeit zum Nachdenken. Und das kann ordentlich ins Auge gehen.

Seltsam, dass Leute, die zusammen leiden, stärkere Beziehungen haben,
als jene Leute, die sehr zufrieden sind.

Bob Dylan

Remote Work | Alleine lässt sich nicht gut streiten, oder???

Harald Schmid | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Harald Schmid ist Berater und hat sich auf firmeninterne schwierige Situationen wie Konflikt- und Trennungsmanagement, Personalkostenoptimierung und Outplacement spezialisiert. Er kann dabei auf seine langjährige Erfahrung als Personalleiter in namhaften Unternehmen zurückgreifen. Seit 2012 agiert er mit seinem Unternehmen klaglos.at erfolgreich am Markt.

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