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„Ich will wieder ins Büro zurück!“ – Nach fast einem Jahr COVID-bedingter Abwesenheit vom Büro-Arbeitsplatz und vom Team, hat sich bei so manchem die Einstellung zum Home Work verändert.

Eine Arbeitsform, die lange als Wunschtraum galt, bringt in der rigorosen Corona-Ausprägung immer mehr Menschen an Ihre Grenzen.

 

 

Es fehlen die Perspektiven im Team

Im März letzten Jahres wurden alle, bei denen es möglich war, von heute auf morgen in eine virtuelle Arbeitswelt geschickt. Ohne Vorbereitung, ohne passende Infrastruktur und meistens auch ohne Plan. Trotzdem wurde dieses Improvisieren akzeptiert. Weil es alternativlos schien. Und auch, weil die Aussicht, sich für einige Wochen den lästigen Arbeitsweg zu ersparen, für viele ein großer Anreiz war.

Heute, fast ein Jahr später, hat man den Eindruck, dass dieser organisatorische Workaround zur Dauereinrichtung geworden ist. Die Infrastruktur wurde nachgerüstet und mit Online-Tools hat man umzugehen gelernt. Aber in vielen Haushalten sitzen der Partner und die Kinder ebenfalls seit Monaten im Home Work. Daher wird dort die Arbeitsatmosphäre zunehmend dichter und angespannter. Und die Sehnsucht nach der Rückkehr ins Büro täglich größer.

Niemand weiß, wie lange die staatlich verordneten Maßnahmen den Wirtschaftsalltag noch einschränken werden. Daher gibt es in vielen Unternehmen auch keine Planungssicherheit. Und es fehlen damit die mittelfristigen Perspektiven, die das Management kommunizieren kann. Je länger diese Phase der Unsicherheit andauert, desto empfindsamer reagieren die Mitarbeiter in den distanzierten Teams. Und desto mehr Konfliktpotential baut sich dort auf.

Das Konfliktpotential im distanzierten Team steigt

Dass sich die Situation vielerorts zuspitzt, zeigt auch eine im Dezember 2020 erstellte Studie des Instituts für Konfliktforschung und Prävention an der Rheinischen Fachhochschule in Köln. Diese Umfrage bestätigt die Annahme, dass sich Konflikte mit zunehmender Dauer der COVID-Krise in distanzierten Teams verstärken und die Solidarität sukzessive abnimmt.

Als häufige Kritikpunkte bei der Arbeit im Home-Office werden ein „mangelndes Remote-Leadership“ sowie eine „unzureichende technische Ausstattung“ genannt. Diese beiden Aspekte liegen im Einflussbereich der Unternehmen. Dazu kommen Störfaktoren, die auf das private Umfeld der Home-Worker zurückzuführen sind. „Ungeeignete räumliche Gegebenheiten“, „starke Ablenkung durch häusliches Umfeld“ sowie „Schwierigkeit bei der Vereinbarung von Kinderbetreuung und Arbeit“ werden dabei als die größten Stressoren empfunden.

Dieser brisante Mix aus beruflichen und privaten Frustrationen beeinträchtigt die Stimmung und damit auch die Motivation in den distanzierten Teams. Und in weiterer Folge auch die Bindung zum Unternehmen. Dazu kommt, dass fehlende Präsenz ein idealer Nährboden für Gerüchte aller Art ist. Aus der Distanz haben Führungskräfte wenig Möglichkeiten, das Gemeinschaftsgefühl aufrecht zu erhalten. Auch deshalb, weil die Kommunikationsmöglichkeiten im Distance Work eingeschränkt sind. Kein idealer Status-Quo im Leadership, denn am Horizont zeichnen sich bereits die nächsten Turbulenzen ab…

Nur mit Team-Work gelingt der Turnaround

Das COVID-bedingte permanente Home-Office wird kein Dauerzustand bleiben. Dann wird diese Arbeitsorganisation wohl durch eine hybride Arbeitsform abgelöst werden – also einen Mix aus Präsenz- und Home-Work. Manche der oben genannten belastenten Faktoren werden dann wegfallen, aber dafür werden in naher Zukunft andere Themen stärker in den Vordergrund rücken.

Wie wird sich der Wirtschaftseinbruch auf mein Unternehmen auswirken? Wird es auch in meinem Team zu Personaleinsparungen kommen? Wie lange habe ich überhaupt noch einen sicheren Arbeitsplatz? Solche und ähnliche Fragen werden viele von uns noch lange beschäftigen. Denn ausgelöst durch die COVID-Krise, rollt gerade eine verheerende Wirtschaftskrise auf uns zu. Vermutlich wird die eine nahtlos in die andere übergehen. Und damit zusätzlich für Anspannung, Ängste und Konflikte in den Unternehmen sorgen.

Viele Führungskräfte werden in kommenden Jahren gefordert sein wie nie zuvor, um die Stabilität und Produktivität in ihren Teams sicherzustellen. Gelingt das nicht, kommt es zur selbst erfüllenden Prophezeiung. Denn Unternehmen, in denen Mitarbeiter aus Sorge um den Arbeitsplatz ihre Leistung nicht mehr bringen, werden dadurch erst recht gezwungen sein, Personal einzusparen. Oder anders gesagt, nur dort wo das Team-Work funktioniert, wird auch der wirtschaftliche Turnaround gelingen.

Fazit

„Den guten Steuermann lernt man erst im Sturme kennen.“ Dieser Spruch von Seneca wird in vielen Management-Seminaren gerne zitiert. In der Theorie klingt das auch logisch und liest sich nett. Wie wetterfest unsere Führungskräfte in der Praxis sind, werden wir in den nächsten Monaten erleben. Denn sie werden die Unternehmen durch den größten Konjunktureinbruch seit Jahrzehnten navigieren müssen.

Kein Grund, deshalb vor Angst zu erstarren, sondern Zeit, die Werkzeugkoffer der Führungskräfte zu packen. Mit Konfliktkompetenz, Entschlossenheit und vor allem der notwendigen Glaubwürdigkeit. Denn es braucht Vertrauen, Akzeptanz und Perspektiven, um die Kräfte in den Teams bestmöglich zu bündeln.

Gut möglich, dass sich Distance Work als Arbeitsform dafür nur bedingt eignet.

 

„Wir sind nur so stark, wie wir vereint sind und so schwach, wie wir getrennt sind.“
Albus Dumbledore in Harry Potter

Distance Work for ever? | Wenn die Stimmung im Team kippt

Harald Schmid | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Harald Schmid ist Berater und hat sich auf firmeninterne schwierige Situationen wie Konflikt- und Trennungsmanagement, Personalkostenoptimierung und Outplacement spezialisiert. Er kann dabei auf seine langjährige Erfahrung als Personalleiter in namhaften Unternehmen zurückgreifen. Seit 2012 agiert er mit seinem Unternehmen klaglos.at erfolgreich am Markt.

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