Bei der Future of Work (LSZ, 21-22mai2025 in Loipersdorf) spielt es für 350 HR-Experts Zukunftsmusik, die schon in der Gegenwart gelandet ist. Es gibt unzählige Praxis-Häppchen, Holy Aperoli und eine große Portion Hoffnung.
Event-Bericht
Event-Eckdaten: Future of Work – FOW | Veranstalter: LSZ | Bad Loipersdorf
- Event-Bericht: 21+22mai2025
- Save the date: Future of Work WEST (Tauern Spa Kaprun) 17+18sep2025
Pinkes Licht auf der Bühne. Das Kongresszentrum Loipersdorf ist gefüllt mit rund dreihundertfünfzig Menschen. Im dunkelgrauen Anzug führt der Physiker und Zukunftsforscher Franz Kühmayer durch die zwei Tage und spricht in drei Etappen über „Radikalen Optimismus“. Dazwischen auf der Hauptbühne: viel AI-Change-Digitalisierungsthemen, aber auch der Faktor Mensch und Resilienz. Der Dresscode und die Atmosphäre zwischen den Teilnehmenden ist casual: Sneakers & per Du. In der Schlange beim Kaffee und dem reichhaltigen Pausenbuffet lernt man sich schnell kennen. Die Stimmung ist gelöst und freudig.



Serve yourself: Praxisworkshops
Fünf Workshop-Slots mit je 6 parallelen Praxisthemen bieten eine wirklich große Auswahl. Es ist für jedes HR-Thema etwas dabei: Leadership, People Analytics, Learning, Employer Branding, Arbeitsrecht, Recruiting, Inclusion & Diversity, Tools&Apps. Beratende und HR-Expertinnen aus der Praxis präsentieren ihre Projekte, die Räume sind gut gefüllt, es gibt viele Fragen und Antworten. Beim Mittagstisch geht der Austausch weiter: „Was hast du dir angeschaut? Was fandest du spannend?“ Jeder kann hier seine ganz eigene Reise gestalten.Best of Bühne im Überblick
Bei den Keynotes fand vor allem der launig-humoristische, out-of-the box Vortrag von Thomas Pisar zu Change sehr hohen Anklang, bei den „Expert Views“ das beeindruckende HR-Digitalisierungsprojekt von IBM präsentiert von Madeleine Bauer-Eder. Franz Kühmayer macht Mut für Zukunft, was gut ist, denn die eine oder andere präsentierte AI-Option löst Bedrückung im Plenum aus. Aber der Reihe nach: machen wir einen kurzen Deep-Dive zum Thema „Digitalisierung“.



Hallo, hier ist dein virtueller HR Assistent!
Bei IBM war die HR weltweit der „Client Zero“ mit dem eine umfassende Digitalisierung durchgezogen wurde. „A bumpy road,“ sagt Madeleine Bauer-Eder, Head of HR and Boardmember. Aber, ein unglaubliches Ergebnis: 94% aller HR-Anfragen der insgesamt 250.000 Mitarbeitenden werden auf dem Level 1 – das ist der digitale HR Assistant – vollumfänglich abgewickelt. Nur 6% der Anfragen – „special tickets“ – kommen direkt zum HR-Personal. „Und da können wir uns viel mehr Zeit nehmen und wertvolle, persönliche Unterstützung geben.“ Was macht die HR dann jetzt überhaupt? „Wir bearbeiten strategische Themen. Wir sind gefragter, denn je.“
Ihre Tipps für Digitalisierungsprojekte:
- Think big, start small: Fang mit einem einzigen Prozess, der hohe repetitive Qualität hat, an.
- Optimierung kommt vor Digitalisierung: digitalisiere keinen Prozess, der nicht gut läuft
- Ein kleines Ethikboard einrichten und regelmäßig reflektieren, denn Effizienz ohne Ethik ist kein Fortschritt.
Change muss anders
Thomas Pisar (Physiker, Presse-Kolumnist & Consultant) sagt: „Change ist das neue Normal. Es passiert nicht mehr nur alle 4-5 Jahre. Unsere Modelle funktionieren nicht mehr – wir müssen Change neu denken.“ Egal, woher der Change-Impuls kommt, er hat immer eine zentrale Komponente im sozialen System. Und was passiert dort? Widerstand. Weil jedes System den Zustand der niedrigsten Energie sucht, und das ist der Status quo. Was ist die Wurzel von Widerstand? Angst. Angst, das Neue nicht zu bewältigen oder Angst vor Statusverlust. „Es läuft erst, wenn wir allen Managern versichern, dass sie auch danach noch ihren A6 haben,“ sagt Pisar mit launigem Ton. Und er schließt mit: „Was machen Sie morgen anders, wenn Change der Normalzustand ist?“



Radikaler Optimismus trifft auf Hoffnung
Franz Kühmayer schließt seine „Radikale Optimismus-Trilogie“ mit dem Thema Hoffnung. Hoffnung ist nicht gleich wünschen. Wünschen ist grenzenlos. In der Hoffnung steckt Demut und eigene Verantwortung: „Ja, es kann eine bessere Welt geben. Wie kann ich einen Beitrag leisten?“ Der Zukunftsforscher ergänzt, dass wir keine Vorhersagen brauchen, auch wenn es bequem ist. Technische Vorhersagen können wir ja recht gut, zeigt er mit einem Beispiel zu einer Vision von fahrerloser Mobilität aus den 50er Jahren. Aber wir haben Schwierigkeiten kulturell-gesellschaftlich wirklich innovativ zu denken, wir schreiben die Werte linear fort. „Wir dürfen unsere Sinne für das Mögliche schärfen und uns dem weißen Blatt Papier widmen: Was, wenn alles möglich ist?“
Meine Vorhersage: Holy Aperoli!
Das war jetzt viel, oder? Ich glaube, wir brauchen Bewegung! Tristan Hoffmann von Mavie lässt uns unsere Körperteile in alle Richtungen bewegen, teilweise asynchron, das Hirn raucht, wir lachen. Noch zwei Keynotes und dann geht es am Tag 1 ab zum „Holy Aperoli“ vor dem Hotel Sonnhof. Es scheint sogar die Sonne, hurra, da plaudert es sich gleich viel feiner. Die steirische Dragqueen Grazia Patricia singt und geleitet uns vom Aperitiv bis zum Nachspeisenbuffet und tanzt auch eine Runde mit uns mit. Bei der Schlafenszeit-Aufstellung am nächsten Morgen geht die Spannweite von 21 Uhr bis 3 Uhr. Trotzdem schauen alle frisch aus, es muss an der steirischen Luft liegen.
Mein Best of Zitate
Wir verabschieden uns am Nachmittag des zweiten Tages. Ich reise mit meinen neuen Bekannten – Nina, Karin und Neele – im Sammeltaxi & Zug und meinen Lieblings-Zitaten ab.
- Die Tetrifizierung der Zeit | Franz Kühmayer, Zukunftsforscher
- Heute ist der dümmste Tag der AI | Jürgen Bogner, biteme.digital
- Leben = Erleben | Phillip Hajszan, TV-Moderator
- Karriere 2.0 ist Erfüllung & Glück in der Arbeit | Georg Konjovic, karriere.at
- Change muss anders | Thomas Pisar, Physiker









Fotos: ©LSZ & Eva Selan
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