KI kann für Führungskräfte ein unschätzbares Werkzeug sein. Doch nur, wer sie strategisch, reflektiert und gezielt einsetzt, wird vom Mehrwert profitieren und nicht in blinden Aktionismus verfallen.

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Experten-Interview
TOP-Bereiche für den KI-Einsatz durch Führungskräfte und Manager
Welche Bereiche eignen sich besonders gut für den Einsatz von KI?
Erich Nepita (OTM)
Laut LHH eignet sich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) besonders in Bereichen mit repetitiven Aufgaben und hohem Datenaufkommen. Im Kundenservice können KI-Technologien wie Chatbots und virtuelle Assistenten Routineanfragen effizient bearbeiten, wodurch menschliche Mitarbeitende entlastet werden. Auch in der Personalverwaltung, etwa bei der Vorauswahl von Bewerbungen, kann KI den Prozess beschleunigen und objektivieren. Zudem profitieren Buchhaltung und Finanzwesen von KI-gestützter Software, die automatisch Ausgaben kategorisiert und Finanzberichte erstellt, was die Genauigkeit erhöht und den manuellen Aufwand reduziert.
Mag. Marina Begic, CMC (MDI)
In meiner Erfahrung bietet KI besonders im Bereich Learning & Development großes Potenzial. Es fängt an bei der sinnvollen Formulierung der Lernziele, geht über das Trainingsdesign und -material hin zu personalisiertem Feedback und Lerntransfer mittels KI-gestützten Rollenspielen oder Knowledge-bots. Auch im Talentmanagement, z. B. zur Identifikation von Skill-Gaps, leistet KI wertvolle Unterstützung.
Dr. Gerlinde Macho (MP2)
KI eignet sich dann besonders gut, wo wir mit Daten zu tun haben – wie für datengetriebene Analysen, Automatisierung von laufend wiederkehrende Aufgaben und die Erkennung von Mustern, wie beispielsweise in der IT-Sicherheit, im Kundenservice oder auch bei HR-Analysen, sofern die Daten datenschutzrechtlich verwendet werden dürfen. Dabei können Prozesse effizienter gestaltet und Fehler reduzieret werden, um fundierte Entscheidungshilfen zu liefern. Ausgangsbasis sind, wie gesagt, Daten und dabei ist es besonders wichtig, auf die Qualität dieser zu achten. Denn die Ergebnisse sind nur so gut, wie es die Datenbasis ist. Als Führungskraft beziehungsweise Entscheidungsträger muss einem genau dieses bewusst sein. Und dabei sind gerade auch mögliche Bias in KI-Systemen zu berücksichtigen, um eventuelle Verzerrungen wie auch diskriminierende Entscheidungen zu vermeiden und ethische Standards einzuhalten.
FLOP-Bereiche für den KI-Einsatz durch Führungskräfte und Manager
Wovon sollte man tunlichst die Finger lassen?
Richard Melbinger (ARS)
Ich würde die Finger von zu großen Versprechen lassen. Die KI wird unsere Arbeit nicht vollständig erledigen oder uns ersetzen, auch den Erwerb von Bildung wird sie nicht unnötig machen. Meine These ist: „KI macht jene produktiver, die wissen, wie man sie richtig einsetzt.“ Dass Allgemeinbildung auch in einem Zeitalter wichtig ist, wo jedes Wissen einen Mausklick entfernt ist, zeigt das einfache Beispiel der Navigation. Meine Generation lernte noch, mit Straßennamen, Himmelsrichtungen und einer Straßenkarte durch Städte zu navigieren. Die Generation meiner Kinder ist ohne Google Maps verloren. Das mag ein überspitztes Beispiel sein, aber das Muster lässt sich erschreckend häufig erkennen. Es bleibt also auch im Zeitalter der KI ungemein wichtig, Wissen zu erwerben, Ergebnisse einordnen zu können, korrektive Eingriffe vorzunehmen und dabei die Offenheit für den Austausch mit anderen zu erhalten. Der größte Fehler wäre sich zurückzulehnen und zu sagen: „Das macht doch eh alles die KI.“
Frank Bieser (ITO)
Entscheidungen, die stark von Werten, Kultur oder Kontext abhängen – etwa Konfliktlösung oder Mitarbeitergespräche – erfordern auch weiterhin den menschlichen Faktor. Auch „blindes“ Vertrauen in die KI birgt Risiken: Führungskräfte sollten Ergebnisse immer kritisch hinterfragen können (Domänenwissen!) und sich bewusst sein, dass KI keine Verantwortung übernehmen kann. Gefährlich wird es, wenn KI-Entscheidungen intransparent sind oder Diversity und Fairness gefährden, etwa durch voreingenommene Algorithmen. Daher gilt: KI ist ein Werkzeug – und keine Führungskraft.
Mag. Eva Ayberk (NewZone)
Führungskräfte sollten KI nicht blind vertrauen, sondern Ergebnisse stets kritisch hinterfragen und validieren. Ein Einsatz ohne klare Strategie und identifizierte Anwendungsfälle führt zu ineffektiven Lösungen. Besonders gefährlich ist die unkontrollierte Automatisierung sensibler Bereiche wie Personalentscheidungen oder rechtliche Bewertungen, da menschliche Urteilsfähigkeit hier essenziell bleibt. Ebenso sollte KI nicht isoliert betrachtet, sondern gezielt in die Unternehmens- und IT-Strategie eingebettet werden.
Ein weiteres Risiko besteht in schlechter Datenqualität – ungenaue oder verzerrte Daten führen zu fehlerhaften Analysen und Entscheidungen. Mitarbeitende sollten frühzeitig einbezogen und geschult werden, um Akzeptanz zu schaffen und den KI-Einsatz produktiv zu gestalten. Zudem müssen ethische und regulatorische Vorgaben wie Datenschutz, Fairness und Transparenz konsequent eingehalten werden.
Führung bleibt eine soziale und strategische Aufgabe – wer sich zu stark auf KI verlässt, riskiert den Verlust menschlicher Entscheidungsfähigkeit. Auch die unkritische Nutzung von KI-generierten Inhalten kann problematisch sein, wenn Fehlinformationen oder Verzerrungen unreflektiert übernommen werden. Schließlich sollten Unternehmen KI nicht nur aus Imagegründen nutzen – wer einfach „dabei ist“, ohne echten Mehrwert zu schaffen, verliert langfristig den Anschluss. KI bringt nur dann Vorteile, wenn sie bewusst, strategisch und verantwortungsvoll eingesetzt wird.
Fazit
KI ist ein mächtiges Werkzeug für Führungskräfte – sie optimiert Lernprozesse, Talentmanagement und datenbasierte Entscheidungen und entlastet in repetitiven Aufgaben. Doch der blinde Glaube an ihre Unfehlbarkeit birgt Risiken: Verzerrte Daten, unkontrollierte Automatisierung in sensiblen Bereichen und der Verlust menschlicher Urteilskraft können fatale Folgen haben. Wer KI strategisch, kritisch und mit ethischem Bewusstsein einsetzt, gewinnt Effizienz und Innovationskraft. Wer sich hingegen darauf verlässt, dass „die KI das schon regelt“, riskiert nicht nur Fehlentscheidungen, sondern auch die eigene Relevanz als Führungskraft.
Interviewte Personen
KI im Management | Von Top bis Flop
Richard Melbinger
- Geschäftsführer
- ARS Akademie
- Unternehmens-Profil
- www.ars.at

Erich Nepita
- Geschäftsführer
- OTM Karriereberatung GmbH
- Unternehmens-Profil
- www.lhhaustria.at

Frank Bieser
- Consultant, Coach
- ITO Individuum Team Organisation GmbH
- Unternehmens-Profil
- www.ito.co.at

Mag. Marina Begic, CMC
- Chief Innovation & Technology Officer
- MDI Management Development

Dr. Gerlinde Macho
- Unternehmensführung
- MP2 IT-Solutions

Mag. Eva Ayberk
- Managing Partner
- Ayber.co/NewZone GmbH
