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Berechtigt / ermöglicht eine Coaching-Ausbildung auch zur Arbeit als Mediator und Mentor? Na klar, ist doch ohnehin alles das selbe!
Ich ließ mir sagen: Mit nichten – so pauschal könne man das nicht beantworten. Na gut, ich lasse mich eines besseren belehren und frage konkret nach:

Experten-Interview

..

Heute im Interview: Coaches und Coaching-Ausbildner.

Können Coaches aufgrund ihrer Coaching-Ausbildung auch Mentor und/oder Mediator sein?

Mag. Renate Strommer (ASO & Wilak): Eine Coaching-Ausbildung unterstützt die Stärkung von sozialer Kompetenz. Diese ist immer in der Arbeit mit Menschen wichtig. Coaching-Kenntnisse, Erfahrungen und einzelne Techniken sind jedenfalls  hilfreich.
In dieser Frage werden aber unterschiedliche Rollen und Funktionen angesprochen, die mit dem Kunden in der Auftrags- und Rollenklärung zu definieren sind. Aufgaben, Verantwortung, Prozessführung und vieles mehr sind unterschiedlich. Die Unterschiede zu kennen und fachlich kompetent umsetzen zu können, sind zwei Paar Schuhe. Deswegen gibt es auch unterschiedliche Ausbildungen.
Ebenso sind die Einsatzgebiete unterschiedlich. Während Coaching nach den Konflikteskalationsstufen (F.Glasl) in den ersten 4 Stufen wirksam angewandt werden kann, ist Mediation bis zur Eskalationsstufe 6 möglich. Mediationsmethodik unterscheidet sich von Coaching-Methodik. Grundsätzlich reicht für Mediation in einer eskalierten Konfliktsituation eine Coaching-Ausbildung nicht. Es gibt Coaching-Methoden, die für einen Mediator und/oder Mentor allerdings unterstützend wirken können, beispielsweise der systemische Ansatz.

Mag. Harald Schmid (klaglos.at): Ja – genauso wie ein Mentor oder Mediator auch guter Coach sein kann. Entscheidend ist aus meiner Sicht nicht, ob jemand über eine entsprechende Ausbildung verfügt. Viel wichtiger ist, ob ein Coach, Mentor oder Mediator in der Lage ist, eine vertrauensvolle Beziehung zu seinen Klienten aufzubauen. Und dass er den Klienten mit seinem Anliegen dort abholen kann, wo dieser gerade steht. Dafür ist nicht zwingend eine Ausbildung erforderlich. Wer über fundierte Erfahrungen im Umgang mit Konflikten verfügt, auch die ungeschriebenen Gesetze von Organisationen kennt sowie personen- und lösungsorientiert denkt, ist meines Erachtens grundsätzlich in der Lage, die genannten Rollen gut auszufüllen. Oder kurz gesagt: Für mich stehen bei der Beantwortung dieser Frage die persönlichen Kompetenzen und Erfahrungen der Berater im Vordergrund und nicht deren formale Ausbildung.

Mag. Sabine Prohaska (seminar consult prohaska): Gemeinsamkeiten sind zum Teil in der Haltung und Arbeitsweise der drei Professionen zu finden: Coach, Mediator und Mentor sind für die Struktur und den kommunikativen Prozess verantwortlich. Dabei kommen vergleichbare Werkzeuge zum Beispiel zur Gesprächsführung (wie Fragetechniken) zum Einsatz.
Eine wertschätzende, empathische Grundhaltung sind notwendige Eigenschaften. Coach, Mediator und Mentor sollten über eine respektvolle Grundhaltung verfügen, die die Kompetenzen und Ressourcen der Menschen nutzen. Eine gesunde Neugier, Menschen und ihre Themen zu entdecken und diese zu begleiten ist in diesen drei Rollen sehr hilfreich. Darüber hinaus ist ein hohes Maß an Fähigkeiten zur Selbstreflexion gefordert, um eigene Lernerfahrungen, Gefühle etc. nicht mit Fragestellungen bzw. Konfliktthemen der Gesprächspartner zu vermischen.
Eine Coaching-Ausbildung vermittelt die angesprochene Haltung und Arbeitsweise. Trotzdem liegt der Fokus auf unterschiedlichen Bereichen und es gibt auch augenscheinliche Abgrenzungsmerkmale.

Wo liegen hier die augenscheinlichsten Abgrenzungsmerkmale?

Mag. Sabine Prohaska (seminar consult prohaska): Bei der Arbeit als Mediator ist das Thema Konflikt die große Überschrift. Im Coaching ist diese Thematik nur eine unter vielen anderen Fragestellungen. Die Mediationsausbildung gewährleistet hier eine entsprechende Vertiefung. Beim Mentoring wiederum spielt die Expertise und Beratungsfunktion eine Rolle. Ein Mentor hat zumeist auch die Funktion der Wissensvermittlung. Im Coaching und in der Mediation werden Lösungen nicht vorgegeben, die Klienten bleiben Experten ihrer Situation. Damit wird klar, dass die Feldkompetenz beim Mentoring eine essentielle Rolle spielt, während sie zum Beispiel in der Mediation keine Relevanz hat und im Coaching nur zum Teil hilfreich sein kann.

Mag. Renate Strommer (ASO & Wilak): Eskalationsgrad, Ziel (was soll erreicht werden), Beteiligte (wer ist beteiligt), …

Mag. Eva Maria Fenyö (Verein Vermittlungsexperten): Die Abgrenzung hat ganz klar zu erfolgen, indem zu Beginn des Gespräches mit den Klienten geklärt wird, welche Rolle ich in dem Gespräch übernehme – Was ist mein Auftrag? Handelt es sich um eine Mediation, so müssen meine Aufgaben wie die Gesprächsregeln klar definiert werden. D.h. ich muss in einer Mediation tw. viel resoluter sein als ich es in einem Coaching bin. Ziel ist hier schließlich eine Vereinbarung basierend auf einem klaren Zeitmanagement. Das Coaching lässt hier mehr Spielraum. Und: ein Coaching nach einer Mediation ist weniger heikel als eine Mediation aufgrund eines vorangegangenen Coachings mit einer Partei. Letztendlich gilt bei beidem: Was erfolgreich ist, bestimmt der Klient.

Gibt es Tools, die sich für Coach, Mentor und Mediator gleich gut bewähren?

Mag. Harald Schmid (klaglos.at): Mein „Erfolgs-Rezept“ in jedem Setting: zuhören und fragen!!! Egal ob Coaching oder Mediation, am Beginn schafft ein aktives Zuhören immer Entlastung und Erleichterung. Einfach einmal Dampf ablassen – diese Psychohygiene hilft im Coaching, um Denkblockaden zu lösen. Und in der Mediation ist am Beginn das Öffnen des „Überdruck-Ventils“ sowieso unverzichtbar, um eine konstruktive Gesprächsbasis zwischen den Konfliktparteien zu erreichen. Erst wenn lang aufgestauter Ärger oder Frust artikuliert wurden, sind die meisten Klienten bereit, gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln. Das ist dann der richtige Zeitpunkt, um den Prozess mit lösungsorientierten Fragestellungen zu unterstützen.


Die Gesprächspartner

Coaching-Ausbildung: Der Coach als Mentor und/oder Mediator?!


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Renate Strommer
Geschäftsführerin

ASO & Wilak GmbH


schmid_harald_100Mag. Harald Schmid
Geschäftsführer

klaglos.at – Beratung und Begleitung in schwierigen Führungssituationen


prohaska_sabine_100Mag. Sabine Prohaska
Geschäftsführerin

seminar consult prohaska


fenjoe_eva_vermittlungsexpertenMag. Eva Maria Fenyö

Verein Vermittlungsexperten


Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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