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Vor 10 Jahren sahen Trainings noch völlig anders aus. Ganz objektiv gesehen. Oder ist es eher die subjektive Meinung, da man oder – im konkreten Fall – ich vor 10 Jahren einfach noch weniger Seminar-Besuchs-Erfahrung hatte und Weiterbildungen heute als alter Hase natürlich aus anderen Augen betrachte? Wenn es sich – ganz objektiv gesehen – tatsächlich wandelte, dann müssten ja auch die Train-the-Trainer-Ausbildungen nachziehen … oder noch besser vorn weg preschen.

Daher umringe ich mich gerne wieder mit meiner Experten-Runde und werfe Fragen in den Raum:

Experten-Interview

Inwieweit haben sich die Inhalte Ihrer Trainerausbildung in den vergangenen 10 Jahren verändert?

Mag. Sabine Prohaska (seminar consult prohaska): Unternehmen fordern zunehmend kurze, kompakte Seminare und Workshops. Konnte man sich früher für manche Themen 3 Tage Zeit nehmen, soll nun dasselbe in nur einem Tag erreicht werden. Das bedeutet für Trainer, die Inhalte in kurzer Zeit zu vermitteln und auch nachhaltig zu verankern. Keine leichte Aufgabe, denn man muss Dinge schon ziemlich auf den Punkt bringen können, um auch noch Übungen für den optimalen Lerntransfer einbauen zu können. Damit kommt der Seminarplanung und dem Seminardesign eine immer größere Bedeutung zu – auch ein wichtiger Punkt in unserer Trainer-Ausbildung.
Gerne werden auch firmeninterne Impulsvorträge von ca. 1 bis 3 Stunden vor einem großen Auditorium gebucht. Somit wird Weiterbildung einem Großteil der Mitarbeiter auf einen Schlag zugänglich gemacht. Hier braucht es aber andere Skills als in der Arbeit mit Gruppen von bis zu 15 Teilnehmenden. Eine Differenzierung zwischen den beiden Berufsbildern Trainer  und Speaker ist daher notwendig.
Und nicht zuletzt sind die Seminarteilnehmer mündiger geworden. Sie lassen sich nicht mehr so leicht mit schönen Worten beeindrucken. Viele Teilnehmer gehen regelmäßig zu Seminaren und lassen sich daher auch nicht mehr mit abgelutschten Theorien oder allseits bekannten Übungen abspeisen. Wir sind als Trainer gefordert, uns mit unseren Teilnehmenden weiterzuentwickeln und bei unseren Themen selber am Ball zu bleiben.

Corinna Ladinig, MBA (CTC-Academy): Es sind die Konzepte von „accelerated learning“ und von den Ergebnissen der Gehirnforschung und deren Einfluss auf Lernprozesse vermehrt eingeflossen. Auch die Technik und die Medien haben sich verändert – E-Learning ist mehr zu einem Thema geworden

Günther Mathé, MBA (careercenter): Leider wurde der Trainerausbildungsmarkt die letzten Jahre von vielen schlechten Anbietern übersät. Es gibt Trainerausbildungen mit 3 x 3 Tagesseminaren und im Anschluss erhält man ein Zertifikat. Den Teilnehmern wird ernsthaft vermittelt, sie können nach 9 Seminartagen (ohne Praxis und Co-Trainings) Trainings halten. Das ist unseriös, schadet dem Image des Berufsbildes Trainer und verleitet Menschen dazu, Trainings zu halten, die weder die Ausbildung noch das Talent dazu haben.
Sehr stark verändert hat sich der Bereich Präsentation. Früher haben wir viel Zeit investiert zum Thema digitales Präsentieren. Heute können die meisten eine Präsentation erstellen, haben ein Notebook und können einen Beamer bedienen. Der digitale Bereich verändert sich sehr rasch, die Trainerausbildung muss hier immer am aktuellsten Stand sein.
Verändert hat sich auch unser Fokus auf schwierige Seminarsituationen und eigenwillige Seminarteilnehmer. Unsere Teilnehmer müssen auf so etwas ausreichend vorbereitet werden, ansonsten werden sie am Markt nicht lange bestehen.

Mag. Susanne Riegler (WIFI Wien): Die Themen wie Gender und Diversity, die vor 15 Jahren noch keiner kannte, vor 5 Jahren unumgänglich waren, sind heute beispielsweise  ein fixer Bestandteil der Ausbildung. Neue Erkenntnisse der Lernforschung werden in entsprechenden Methodenschulungen umgesetzt. Die einzelnen Veranstaltungen sind inhaltlich koordiniert und dennoch individuell auf die Lernenden abgestimmt – nicht immer eine leichte Herausforderung.

Welche Ausbildungstrends erkennen Sie für die kommenden 5 Jahre?

Martina Krausz (Mentor): Ich denke, dass sich immer mehr Interessierte auf einzelne Bereiche im sozialen aber auch auf dem gesundheitlichen Sektor (Prävention, Gesundheitscoaching) spezialisieren möchten.

Günther Mathé, MBA (careercenter): Die Teilnehmer kommen völlig gestresst vom Beruf zu den Ausbildungsmodulen. Der Trend wird sein, bewusst auf Druck, Stress und Tempo zu verzichten. Wir sind übersättigt von Powerpoint Präsentation. Viele Trainer kehren bewusst wieder zurück zu Pinnwand und Flipchart. Den Umgang mit modernen Medien lernen die meisten Teilnehmer in ihrem Stammberuf. Dafür brauchen die wenigsten mittlerweile eine Trainerausbildung.

Corinna Ladinig, MBA (CTC-Academy): Ich glaube, dass man noch mehr die Medien mit einbeziehen wird, dass man wirklich gute, brauchbare E-Learning Konzepte entwickeln wird, Webkonferenzen etc. noch viel mehr ins Training einbeziehen wird und man in Zukunft die Theorie mit diesen technischen Mitteln vermitteln wird und Training noch mehr Fokus auf das Üben der Umsetzung legen wird. Das ist auch zeitsparender und effizienter

Michaela Kellner (AKH.AT): Da viele Unternehmen ihre Mitarbeiter mit Aus- und Weiterbildungen gut unterstützen ist der Wissensstand bei vielen Teilnehmern sehr hoch – sie kennen vieles. Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie in Peer Groups oder Selbststudium vieles an „kennen“ vertiefen und erweitern, die Präsenztrainings dienen dem Festigen des „Könnens“ (Lerntransfer). Feedback zum eigenen Verhalten, zur Wirkung und zum Aufbau und Gestaltung der Präsentation ist nun mal der wichtigste und nützlichste Meilenstein in einer Trainerausbildung. Um eine hohe Qualität sichtbar und teilweise auch Leistungen vergleichbar zu machen, werden Zertifizierungen in den kommenden Jahren immer mehr vorausgesetzt und damit wichtiger.

Ist ein Selbststudium (zB: in Form von Online-Lernen) oder Einzelunterricht für die Ausbildung von Trainern geeignet?

Mag. Sabine Prohaska (seminar consult prohaska): Ich finde es gerade bei Trainerausbildungen, in denen wir den angehenden Trainern das Arbeiten in und mit einer Gruppe vermitteln wollen, erstaunlich, dass es Ausbildungen gibt, die zu 80% mit Einzelarbeit (Trainer und 1 Teilnehmer) bzw. mittels Selbststudium arbeiten. Wo lernen da die Teilnehmenden den Umgang mit der Gruppe?! Eine gute Ausbildung ist so aufgebaut, dass sie mir genug praktisches Handwerkszeug für meine Arbeit als Trainer mitgibt. Es werden relevante Inhalte wie Methoden, Seminarplanung, lerntheoretische Grundlagen behandelt, darüber hinaus gibt es aber ausreichend Zeit für das eigene Erleben, das praktische Ausprobieren mit anschließender Feedbacksequenz und Diskussion in der Gruppe. Nicht zu vernachlässigen ist das Lernen durch Beobachtung, also am Vorbild. Unsere Teilnehmenden schätzen besonders die Vielfalt an Trainern in der Ausbildung, von denen sie sich sehr viel im praktischen Umgang mit der Lehrgangsgruppe abschauen können.

Train the Trainer-Ausbildungen sind dazu da, die Teilnehmer zu entwickeln. Danke, dass sich die Ausbildungs-Institute selbst ebenfalls einer Entwicklung unterziehen!


Die Gesprächspartner

„Train the Trainer-Ausbildungen: alles neu?“

Corinna Ladinig, MBA Corinna Ladinig, MBA
Geschäftsführerin

CTC-Academy OG


Günther Mathé, MBA

Günther Mathé, MBA
Geschäftsführer

careercenter


Mag. Sabine Prohaska Mag. Sabine Prohaska
Inhaberin

seminar consult prohaska


Martina KrauszMartina Krausz

Mentor Management Entwicklung Organisation GmbH & Co OG


Mag. Susanne RieglerMag. Susanne Riegler

WIFI Wien


Michaela KellnerMichaela Kellner

ANKH.AT Coaching & Training


Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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