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Sie haben sicher auch schon mal den Spruch „Wissen ist die einzige Ressource die sich durch das Teilen vermehrt“ gehört, oder? Klingt gut. Ist es auch. Aber v.a. ist es schwierig, wie die Praxis vieler Unternehmen zeigt.

Unter „Wissensmanagement“ oder „Knowledge Management“ versteht man laut Wikipedia alle strategischen bzw. operativen Tätigkeiten und Managementaufgaben, die auf den bestmöglichen Umgang mit Wissen abzielen. Wissensmanagement ist daher eine zentrale Aufgabe für jedes Unternehmen. Je stärker es sich dabei um eine wissensintensive Branche oder Expertenorganisation handelt, umso wichtiger ist Knowledge Management.

Daten – Informationen – Wissen

Betrachten man Wissen und seine Bestandteile systematisch, so kann man zunächst davon sprechen, dass Wissen auf Daten und Informationen beruht. Daten sind dabei objektive, meist mess- oder beobachtbare Fakten über Gegenstände oder Ereignisse, die in ein Bezugssystem gebracht zu Informationen umgewandelt werden können. Informationen sind damit in einen Kontext gesetzte Daten.
Wie ein viel zitiertes Beispiel darstellt: Die drei Daten „205, 198, 202“ sagen Ihnen nichts. Mit dem Kontext „Körpergröße in Zentimetern“ und „Geschlecht“ haben Sie die Information, dass es sich um drei große Männer handelt.

Wissen setzt sich aus vielen Daten und Informationen zusammen. Anders als Information ist Wissen handlungsorientiert: Es entsteht erst durch das Zusammenfügen verschiedener Informationen zu Handlungsmustern und führt damit zu praktischen, alltäglichen Anwendungen. Das führt auch schon zum zweiten wesentlichen Aspekt von Wissen: Es ist zunächst an ein Individuum gebunden, das dieses Informationen verarbeitet hat und damit Wissen „generiert“. Zwar kann man das erworbene Wissen in gewissem Umfang auch wieder für andere zugänglich machen, aber dies ist wesentlich schwieriger als Daten und Informationen mit anderen zu Teilen. Wissen ist dazu meist zu komplex.

Knowledge Management: Drei Wissensquellen

Im Wesentlichen gibt es – um Wissen in einem Unternehmen zugänglich zu machen – nur 3 Hauptgruppen von Wissensquellen: Dokumente, Menschen und Interaktionen.

1) Menschen, die Wissen besitzen, können versuchen dieses bestmöglich in Dokumenten zu verschriften und abzulegen. Ob das in Form eines WIKIs passiert, in Mikro-Artikeln oder Checklisten. Das Problem des Wissensmanagements ist es dabei, diese Dokumente gut aufzubereiten und breiten Gruppen zugänglich zu machen.

2) Gleichzeitig bleiben aber immer die Menschen selber auch Wissensquellen. Denn die Menschen die das Wissen verschriftet haben (oder könnten) besitzen meist noch viel mehr (Erfahrungs-) Wissen als einfach ablegbar wäre. Wissensmanagement / Knowledge Management strebt daher auch danach, Menschen auffindbar und zugänglich zu machen, die bestimmtes Wissen besitzen. Experten-Datenbanken sind hier ein vielleicht simples Beispiel.

3) Auf oberster Ebene gibt es aber auch noch jene Wissensquellen, die erst durch Interaktion, den Austausch von unterschiedlichen Wissensträgern entstehen. Wir sprechen hier von offenen Lern- und Erfahrungsstrukturen, die meist über Abteilungsgrenzen hinweg Wissen generieren und verteilen helfen sollen (bspw. Best Practice Zirkel).

Wissen-teilen als soziales Dilemma

Soweit die graue Theorie. Klingt ja einfach. Aber warum funktioniert der Wissensaustausch in Unternehmen meist nicht so, wie es sich das Unternehmen erhofft? Weil es sich um ein soziales Dilemma handelt in dem der übergeordnete Nutzen und die individuellen Ziele kollidieren.

Das Dilemma entsteht dadurch, dass

  • Die Wissens- und Informationsdokumentation immer ein Zeit- und Energieaufwand ist. Einmal abgelegt steht es aber Vielen zur Verfügung. Damit entsteht der Nutzen immer für den Wissen-Abrufenden, der Aufwand immer für den Wissen-Dokumentierenden.
  • Solange andere Wissen dokumentieren und ich es nur abrufe ist es für mich selber daher immer zeit- und energieökonomischer mein Wissen nicht zu dokumentieren und nur das Wissen anderer zu nutzen. Es entsteht ein Egoismus. Verhalten sich alle effizient entsteht kein Wissensaustausch.
  • Unternehmen verstärken diesen Mechanismus teilweise noch zusätzlich, da üblicherweise die Verwertung und die Nutzung von Wissen belohnt werden, weniger aber die Dokumentation von Wissen. Dadurch verstärken Unternehmen oft unbewusst diesen Mechanismus. Ein Wissensmonopol ist mein Vorteil. Teile ich mein Wissen breit entsteht nicht unmittelbar derselbe Vorteil für mich. Oder überspitzt formuliert: Das Nicht-Teilen macht mich unersetzbar, das Teilen von Wissen macht mich ersetzbar.
  • Wer viel Wissen besitzt, ist Experte. Und in vielen Organisationen werden noch immer jene Personen in der Karriereleiter begünstigt, die unersetzbar sind und die man durch attraktive Positionen „halten“ möchte. Während Organisationen eigentlich danach trachten müssten – um das eigene Risikopotenzial zu senken – Wissen breit zu verteilen, belohnen diese stattdessen hohen Wissensansammlungen in Form von Experten durch privilegierte Positionen. Ein Paradoxon, das die Situation verstärkt.

Lösungsstrategien

Das Dilemma lässt sich in gewisser Weise auch nicht lösen. Es gibt aber aus meiner Sicht einige mögliche Grundstrategien um die Problematik abzumildern. Dazu zählen:

  • Senken Sie die „Eingabekosten“: Je höher der Aufwand umso weniger Eingaben. Wenn es sich Datenbanken oder Dokumente handelt sollten diese einfach und zugänglich sein. Interaktive Austauschformate sollten kompakt und fokussiert sein.
  • Machen Sie deutlich, was für andere eine wichtige Information darstellt. Je deutlicher dies ist, umso höher die Bereitschaft das eigene Wissen beizusteuern. Wenn ich weißt, was andere wissen wollen, kann ich selber einfacher dazu beitragen.
  • Machen Sie Wissensbeiträge von Experten „sichtbar“. Je höhere die allgemeine Sichtbarkeit des Wissensträgers, umso eher sind Menschen auch bereit Wissen beizusteuern. Wissen zu teilen kann daher auch soziales Prestige bedeuten.
  • Geben Sie Rückmeldung zur Nutzung des Wissens und der positiven Effekte. Wenn Wissensträger sehen wo ihr Wissensbeitrag Nutzen stiftet, ist dies ein positiver Stimulus.
  • Belohnen Sie Verhalten, das Wissen teilt und anderen zugänglich macht. Sanktionieren Sie im Gegenzug Verhalten, das Wissen Monopolisiert. Belohnen Sie dabei v.a. die Qualität, nicht zwangsläufig die Quantität. Letzteres führt ggf. nur zu mehr unnützem Wissen.

Quellen

Dieser Artikel baut stark auf Gedanken aus den folgenden zwei Artikel auf:

  • Oldigs-Kerber: Aspekte zum Wissensmanagement: Wissen-teilen als soziales Dilemma, Zeitschrift Wissensmanagement 49/2007.
  • Glückler: Zwischen Wissensaustausch und Wissensschutz, Thesenpapier, Oldigs-Kerber, o.J.

Knowledge Management | Das soziale Dilemma des Wissen-Teilens …

Mag. Gerd Beidernikl | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Gerd Beidernikl ist geschäftsführender Gesellschafter von vieconsult, der Vienna Corporate Research and Development GmbH und Lehrvortragender für Organisationssoziologie.

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