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„Ein Coaching muss her!“ Bedingt durch anhaltend schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen, werden in vielen Unternehmen auch die Versäumnisse in der Führungskräfte-Entwicklung der letzten Jahre  sichtbar. Viel Zeit und Geld wurde in theoretische Leadership-Ausbildungen und -trainings investiert.

Die konkrete Umsetzung in die Praxis wurde aber nur selten eingefordert und überprüft. Und wenn, dann hatte fehlende Leadership-Kompetenz für die Betreffenden kaum Konsequenzen. Das war in den fetten Jahren auch nicht erforderlich.

Jetzt, wo’s brennt, sind diese Defizite von Führungskräften für die Unternehmen nicht mehr länger tragbar. Und immer öfter wird dabei nach dem Motto agiert: „Der muss jetzt endlich funktionieren“.

Management-Coaching braucht Selbstreflexion

Oft geht es um Führungskräfte der Altersklasse 45+. Langjährig im Unternehmen, geprägt in Zeiten mit einem stabilen wirtschaftlichen Umfeld und meist ausgestattet mit einem üppigen Gehalt. Nie gefordert,  unangenehme  Leadership-Themen anzupacken und umzusetzen. Und meistens in diesen „feel good-Jahren“ ohne kritisches Feedback von der übergeordneten Führungskraft.

Genau dieser Mix hat dazu geführt, dass diesen Management-Typ vor allem folgende Kriterien auszeichnen: Ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, wenig Fähigkeiten zur Selbstreflexion und das daraus resultierende Eigenbild, ein Erfolgstyp zu sein. Kein Wunder, dass solche Führungskräfte aus allen Wolken fallen, wenn sie sich nun erstmals in ihrer Karriere mit Kritik auseinandersetzen müssen. Oft auch von jener übergeordneten Führungskraft, mit der man jahrelang vermeintlich bestens zusammenbearbeitet hat.

Wer nie gefordert war, sein Führungsverhalten zu reflektieren, wird kritische Rückmeldungen in erster Linie als Angriff auf sein jahrelang aufgebautes Selbstbild empfinden und reflexartig mit Zurückweisung und Unverständnis reagieren. Und in weiterer Folge sehr schnell von seiner Arbeitsumgebung als uneinsichtig und veränderungsresistent abgestempelt werden.

Management-Coaching ist keine Reparatur-Werkstatt

Zeit ist heute in vielen Unternehmen ein Luxus, den man sich nicht mehr leisten kann und will. Das gilt auch für die Auseinandersetzung mit verhaltensresistenten Führungskräften. Daher ist immer öfter zu beobachten, dass diese Personalarbeit „nach Außen“ verlagert wird – und zwar ins Führungskräfte-Coaching. „Der soll nun endlich funktionieren“, „Unsere Geduld ist jetzt zu Ende“ oder „ Er soll endlich an seinen Defiziten arbeiten“ – so oder so ähnlich lauten dann die „Coaching-Aufträge“ für diese Problemfälle.

Oft kombiniert mit dem Statement, dafür maximal 3 bis 5 Coaching-Stunden investieren zu wollen und im Extremfall mit dem Nachsatz: „Das ist jetzt seine letzte Chance.“ Langjährige Versäumnisse in der Führungskräfte-Entwicklung sollen so innerhalb kürzester Zeit repariert werden. Leider scheint bei manchen Entscheidungsträgern in den Unternehmen die Ansicht vorzuherrschen, dass man eine Führungskraft wie ein kaputtes Auto in eine Werkstatt schicken kann. Damit diese endlich wie gewünscht funktioniert.

Oder noch schlimmer – die Coaching-Anfrage wird schon mit dem Hintergedanken gestellt, dadurch nachweisen zu können, dass man „ jetzt wirklich alles probiert hat“. Der zu erwartende Misserfolg in so einem Crash-Coaching dient dann als Legitimation dafür, nach all den Jahren ohne kritisches Feedback die betreffende Führungskraft sofort abzulösen. Und die eigenen Hände in Unschuld zu waschen.

Management-Coaching ist kein Feigenblatt

Als Coach tut man bei solchen Kundenanfragen gut daran, die Unmöglichkeit des Gelingens sofort transparent zu machen. Und mögliche konstruktive Handlungsalternativen einzubringen. Sehr schnell wird dadurch sichtbar, wie ehrlich die Unterstützungsabsicht wirklich ist. Oder ob es eine „hidden agenda“ gibt. Und der Abschuss der Führungskraft bereits beschlossene Sache ist.

Führungskräfte abzulösen, wenn die Performance nicht passt – das ist normal und wird immer wieder vorkommen. Aber dann sollte dieser Schritt transparent und fair gestaltet sein. Und nicht künstlich eine Situation geschaffen werden, bei der ein Scheitern der betreffenden Führungskraft bereits vorprogrammiert ist.

Management-Coaching ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem das Entwickeln von Handlungsalternativen im Fokus steht. Selbstbestimmt, selbstreflektiert und ressourcenorientiert. Sind diese Parameter gegeben, ist ein Coaching-Setting der ideale Support für Manager, um in schwierigen Führungsstituationen bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.

Wer aber glaubt, durch ein verordnetes Coaching schwache Führungskräfte sofort zum „Funktionieren“ zu bringen, hat ein falsches Bild darüber  – oder eine „hidden agenda“.

 

 „Man kann einen Menschen nichts lehren.
Man kann ihm nur helfen, es in ihm selbst zu entdecken.

(Galieo Galilei)

Low-Performer im Management | „Einmal Reparatur-Coaching bitte“

Harald Schmid | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Harald Schmid ist Berater und hat sich auf firmeninterne schwierige Situationen wie Konflikt- und Trennungsmanagement, Personalkostenoptimierung und Outplacement spezialisiert. Er kann dabei auf seine langjährige Erfahrung als Personalleiter in namhaften Unternehmen zurückgreifen. Seit 2012 agiert er mit seinem Unternehmen klaglos.at erfolgreich am Markt.

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