Dinge selbst entscheiden zu können, ist für jeden Menschen äußerst wichtig. Aber wenige Menschen nutzen ihren Gestaltungsspielraum bei der Arbeit wirklich aus. Dabei kann man hier mit wenigen Schritten den eigenen Job zu einer motivierenden Herausforderung entwickeln!
Ärgern Sie sich über unnötige Aufgaben? Sind Sie genervt, wenn Sie mit bestimmten Personen zusammenarbeiten? Haben Sie zu wenig Zeit für Ihre Herzensprojekte? Dann schauen wir uns an, was Sie hier optimieren können – ohne gleich zu kündigen!
Nützen Sie Ihren Gestaltungsspielraum wirklich?
Die meisten Personen können bis zu einem gewissen Grad entscheiden, wie Sie Ihre Arbeit erledigen wollen. Führungskräfte können zusätzlich entscheiden, welche Aufgaben sie delegieren wollen.
Und beides können Sie hier bewusst nutzen, um Ihre Arbeit zu gestalten. Passen Sie Ihren Job an Ihre Bedürfnisse, Ihre Kompetenzen, Ihre Vorlieben und Leidenschaften an. Hört sich unrealistisch an? Ihnen ist ja „von oben“ vorgegeben, was zu tun ist? Ein klares Nein! Gestaltungsspielraum gibt es immer und in jedem Job!
In einer Arbeitswelt, in der Wissen und Erfahrungen eine große Rolle spielen, sind größere Handlungsspielräume möglich als in starren Produktionsprozessen.
1) Überblick
Der erste Schritt ist, sich einen Überblick zu verschaffen: Schreiben Sie alle Tätigkeiten, Projekte, Verantwortlichkeiten und Rollen auf, die Sie einnehmen. Am besten schreiben Sie dies auf kleine Klebezettel oder Notizzettel. Wo investieren Sie welche Zeit in Ihrem Arbeitsalltag? Wo fließt Ihre Energie hin? Teilen Sie dafür die Aufgaben in drei Kategorien ein: „die meiste Zeit und Energie“ / „mittlerer Umfang an Zeit und Energie“ / „wenig Zeit und Energie“. Wichtig ist hierbei die tatsächliche Verteilung und nicht ihre formale Arbeitsplatzbeschreibung. Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit.
Beispiel einer Personalleiterin: „regelmäßige Besprechungen abhalten mit Abteilungen / Job-Ausschreibungen formulieren / Lebensläufe beurteilen / E-Mails an Bewerber verschicken / die Datenbank aktuell halten / Zufriedenheit in den Abteilungen nach der Besetzung abfragen / Wöchentliche Teammeetings vorbereiten und moderieren“
2) Werte, Stärken und Leidenschaften
Im zweiten Schritt reflektieren Sie: Welche Werte oder Ziele haben Sie in Ihrem Arbeitsleben? Ist es Ihnen besonders wichtig, zufrieden zu sein, oder geht es Ihnen um finanzielle Absicherung? Wollen Sie der Allgemeinheit etwas Gutes tun oder sich persönlich weiterentwickeln? Schreiben Sie maximal vier Werte auf. Dann schreiben Sie zwei bis vier Stärken auf: Welche Fähigkeiten, Kompetenzen oder Talente machen Sie persönlich aus? Nennen Sie Dinge, die für Ihren Job relevant sind oder sein könnten, wie spezielles Fachwissen oder die Fähigkeit, genau zuzuhören (z. B. sind Ihre Judo-Kenntnisse leider nicht relevant, wenn Sie als Direktorin einer Schule arbeiten). Und zusätzlich schreiben Sie noch bis zu vier Leidenschaften auf, die Sie haben. Welche Themen oder Aktivitäten sind für Sie von besonderem Interesse? Das sind vor allem Dinge, bei denen Sie oft „im Flow“ sind und sich stundenlang vertiefen könnten.
Beispiel: „Wert: stolz sein auf meine Arbeit / Stärke: ein Auge für Details / Leidenschaft: neue Kontakte knüpfen“
3) Wunsch-Aufgaben
Wenn Sie all diese Dinge aufgeschrieben haben, dann schreiben Sie in einem dritten Schritt alle Ziel-Aufgaben auf, welche Sie gerne in Ihrem Job bereits ausüben oder ausüben möchten. Verändern Sie dazu im Geist Ihre Verantwortlichkeiten und Ihren Blickwinkel auf die (meist nur scheinbar) vorgegebenen Pfeiler der formalen Arbeitsplatzbeschreibung. Welche Aufgaben würden Sie gerne in Zukunft (vermehrt) übernehmen? Wo wollen Sie weniger oder keine Energie vergeuden? Worauf wollen Sie sich fokussieren? Sie können dabei unterscheiden, welches Ausmaß an Zeit oder Energie hier jeweils einfließen sollte. Die Liste aus Schritt 1 liefert hierfür die Grundlage. Aber auch Ihre Werte, Kompetenzen und Leidenschaften sind wichtig. Notieren Sie auch gleich zu jeder Ziel-Aufgabe, wodurch diese unterstützt wird oder wie sie Ihnen helfen wird, einen Aspekt stärker auszuleben. Überlegen Sie auch dazu, welche Personen oder Teams involviert sind oder von Ihrer Arbeit profitieren. Vielleicht können Sie in Zukunft gemeinsam mit bestimmten Personen die Zusammenarbeit vertiefen. Oder umgekehrt: Mit wem wollen Sie sich den Kontakt künftig ersparen?
Beispiel: „Kommunikation mit Bewerbern stärken durch personalisierte E-Mail-Vorlagen / weniger Zeit aufwenden, um Stellenausschreibungen zu formulieren / Lebensläufe mit einem effizienteren System analysieren“
4) To-Do-Liste
Am Ende machen Sie eine To-Do-Liste. Was können Sie nächste Woche bzw. nächsten Monat machen, um Ihre Wunsch-Vorstellung zu realisieren? Nehmen Sie sich jeweils drei spezifische Schritte vor.
Beispiel: „E-Mail-Vorlagen nächste Woche mit dem Team besprechen und Verbesserungsvorschläge sammeln / in den nächsten drei Wochen Stellenausschreibungen der Abteilungen auf wiederkehrende Textbausteine untersuchen / in den kommenden vier Wochen dokumentieren, worauf ich bei den Lebensläufen achte und Kriterien schriftlich festhalten“
5) Möglichkeiten, Schwierigkeiten und Unterstützer
Reflektieren Sie: Welche Möglichkeiten eröffnen sich Ihnen durch diese neue Betrachtungsweise? Welche Schwierigkeiten erwarten Sie und wie können Sie diesen lösungsorientiert begegnen? Welche Personen können Sie dabei um Hilfe bitten?
In jedem Job ist es möglich, Dinge zu verändern und gewissen Aufgaben mehr oder weniger Beachtung zu schenken – auch in Ihrem.
Viel Erfolg beim Ausleben Ihrer Autonomie!
Was bringt Handlungsspielraum für die Gesundheit?
Selbstständig Entscheidungen treffen zu können, ist ein wichtiger Faktor von persönlichkeitsförderlicher Arbeit und essentiell für die Motivation. Fehlender Handlungsspielraum kann hingegen bestehende Muskel-Skelett-Beschwerden (wie Rückenschmerzen, Knieschmerzen oder Verspannungen im Nacken) verstärken und die Kündigungsabsicht von Beschäftigten steigern.
Buchtipp
Veronika Jakl: Aktiv führen: So schaffen Sie motivierende Arbeitsbedingungen, 214 Seiten, September 2019, ISBN: 978-1693152528
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