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Wertewandel Arbeitsmarkt

Nach zwei Jahren COVID-bedingter Maßnahmen und Einschränkungen werden nun auch am Arbeitsmarkt erste Langzeitfolgen der Krise sichtbar. Allerdings andere, als ursprünglich befürchtet.

INHALT

Denn der große Job-Kahlschlag ist in vielen Branchen vorerst ausgeblieben. Im Gegenteil, viele Unternehmen suchen derzeit vergeblich nach neuem Personal. Während wieder andere Firmen verzweifelt darum kämpfen, Ihre bestehenden Teams weiter an Bord zu halten.

Eine paradoxe Entwicklung in Krisenzeiten. Was passiert hier gerade?

Die COVID-Krise als Werte-Katalysator

„Man sollte nie so viel arbeiten, dass zum Leben keine Zeit mehr bleibt.“  Dieses Zitat eines unbekannten Autors beschreibt einen Trend, der schon seit einigen Jahren am Arbeitsmarkt spürbar ist. Im Zentrum dieser Entwicklung: Zunehmend mehr Menschen hinterfragen die Sinnhaftigkeit ihrer aktuellen Jobs. Und ziehen entsprechende Konsequenzen. Offensichtlich hat die COVID-Krise auch am Arbeitsmarkt einen Katalysator-Effekt ausgelöst. Und zwar für einen bereits seit längerer Zeit wahrnehmbaren Wertewandel unter den Beschäftigten.

The great resignation“ (das große Kündigen) wird dieses Phänomen in Amerika genannt. Dort wird seit geraumer Zeit die Beobachtung gemacht, dass immer mehr Menschen ihren Arbeitsplatz freiwillig räumen. Und zwar egal, ob Billig-Job oder gut dotiert. Ein möglicher Erklärungsansatz: Die Pandemie ist für viele Beschäftigte zu einem „Moment des Erwachens“ geworden. Wie unter einem Brennglas ist sichtbar geworden, dass der aktuelle Job nicht der gewünschten Work-Life-Balance entspricht.

Auch wenn diese Entwicklungen in Amerika unterschiedlich interpretiert und kontroversiell diskutiert werden: Im deutschsprachigem Raum kommen verschiedene Studien zu ähnlichen Ergebnissen  (Xing E-Recruiting oder Arbeitsklima-Index). Und bereits vor COVID-19 haben Personalberatungs-Agenturen die Erfahrung gemacht, dass zunehmend mehr Jobsuchende vorzugsweise nur noch 30 oder 35 Stunden arbeiten möchten.

Dieser Trend zum Umdenken und Umorientieren am Arbeitsmarkt ist also nicht neu. Sehr wohl jedoch der Umstand, dass nun auch in unsicheren Krisenzeiten ein Jobwechsel für viele kein NOGO mehr zu sein scheint. Hier hat sich am Mindset der Mitarbeitenden etwas verändert.

Mitarbeiterbindung in einer distanzierten Arbeitswelt

Aber nicht nur die sich ändernden Werthaltungen Ihrer Mitarbeitenden stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Auch die Folgen des COVID-bedingten Digitalisierungsbooms sind vielfach noch unklar. Wohin führt eine zunehmend über digitale Kanäle geführte Kommunikation in den Unternehmen? Was bedeutet hybrides Arbeiten für den Spirit im Team? Und geht mit der Distanz auch leichter die Bindung zum Unternehmen verloren?

Es könnte sein, dass durch die zunehmend digitalisierten Kommunikationskanäle auch die Kommunikation inhaltlich oberflächlicher wird. Solange alles rund läuft, ist das kein Problem. Aber wenn es zu Unstimmigkeiten kommt, spricht man diese erst gar nicht an. Durch die Distanz bekommt eine Führungskraft von möglichen Unzufriedenheiten somit auch nichts mit – mit der Konsequenz, dass Mitarbeitende dann vielleicht wie aus heiterem Himmel kündigen.

Durch das hybride Arbeitsmodell kommt es generell zur Distanzierung: Die Mitarbeitenden haben nicht mehr so viel Kontakt und sind nicht mehr so nah am Unternehmen dran. Die Folge kann sein, dass sie wechselbereiter sind, Loyalität geht verloren, der Arbeitsplatz wird austauschbarer. Wenn ich den ganzen Tag im Home-Office sitze, ist es vielleicht irgendwann egal, für welches Unternehmen ich dabei tätig bin. Viele der jungen, gut ausgebildeten digital natives bringen dieses Mindset bereits in den Arbeitsmarkt mit.

Fazit (Wertewandel am Arbeitsmarkt)

„Wenn der Wind des Wandels weht, setzen die einen Segel und die anderen mauern sich ein.“ Bisher wurden in unsicheren Zeiten in der Regel Mauern aufgezogen. Die COVID-Krise scheint hier einen Paradigmen-Wechsel ausgelöst zu haben. Immer mehr Menschen wollen Segel setzen – weil sie erkannt haben, dass sie nicht bis zu ihrem Lebensende einen miesen, schlecht bezahlten und/oder sinnentleerten Job ausüben wollen.

Wie nachhaltig dieser Trend am Arbeitsmarkt ist, wird sich weisen. Es könnte gut sein, dass diese „Sinnorientierung“ nur so lange anhält, solange diese vom Staat mittels üppigem sozialem Auffangnetz abgesichert ist. Oder bis alle Erbschaften der Vorgenerationen verbraucht sind.

Es könnte aber auch sein, dass diese Entwicklungen auf einen fundamentalen Wertewandel in unserer Gesellschaft hinweisen. Und der Job zukünftig nur mehr als ein Aspekt unseres Lebens gesehen wird und nicht mehr als der alleinige Lebensinhalt. Unberechenbarer wird der Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren jedenfalls….

„Die heutigen Sklaven werden nicht mehr mit Peitschen,
sondern mit Terminkalendern angetrieben“

(John Steinbeck, Autor)

Harald Schmid | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Harald Schmid ist Berater und hat sich auf firmeninterne schwierige Situationen wie Konflikt- und Trennungsmanagement, Personalkostenoptimierung und Outplacement spezialisiert. Er kann dabei auf seine langjährige Erfahrung als Personalleiter in namhaften Unternehmen zurückgreifen. Seit 2012 agiert er mit seinem Unternehmen klaglos.at erfolgreich am Markt.

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