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Showing Pride oder Rainbow-Washing im Unternehmen | Kritischer Check

Pride Month

Regenbogenfahnen, Farben und Paraden wohin man blickt. Es ist unübersehbar: Juni ist Pride-Month. Weltweit zeigen Unternehmen und Privatpersonen Flagge für die Rechte von homosexuellen, bisexuellen, intersexuellen, queeren und Transgender-Menschen, kurz LGBTIQ-Personen. Das ist wichtig und gut so.

Und gleichzeitig regt sich auch immer wieder Kritik aus den Communities. Und auch diese ist gut und recht, vor allem wenn sie sich gegen jene richtet, die lediglich in diesem Monat die bunte Flagge hissen. Hier ein kleiner Check und Guide für Unternehmen im Pride-Monat.

INHALT

Pride-Monat: LGBTIQ-Personen werden immer noch diskriminiert

Manch eine:r unter den Lesenden mag sich vielleicht noch immer fragen, warum gerade diese Gruppe so stark in den Vordergrund gehoben wird im Juni.

Der Grund ist einfach: Es ist keine kleine Gruppe, aber immer noch eine, die vielfacher Diskriminierung ausgesetzt ist. Etwa 10% der Menschen geben in Befragungen an, „etwas anderes als rein heterosexuell“ zu sein. Rechnen wir das auf Österreich hoch, dann sprechen wir von weit mehr als 800.000 Menschen und damit mehr alsdie Bevölkerung von Graz, Linz, Salzburg, Klagenfurt und Innsbruck zusammen.

48%, also fast die Hälfte der LGBTIQ Personen in Österreich, haben bereits persönlich Diskriminierung oder Belästigung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erfahren, wie eine Befragung der EU Agentur für Grundrechte vor einigen Jahren ergeben hat.

Viele würden sich zudem am Arbeitsplatz gerne outen, wagen dies aber aus Furcht vor Disrkiminierung und Repressalien nicht. Um ihre sexuelle Orientierung zu verheimlichen wird dabei bis zu 20% der Arbeitsleistung (Arbeitszeit) aufgewendet, wie eine andere Untersuchung ergeben hat.

Echte Teilhabe oder Rainbow Washing?

Besonders viele Unternehmen haben sich der Bewegung angeschlossen und setzen gerade im Juni aktiv ein Zeichen gegen Ausgrenzung und für gleiche Teilhabe und Rechte. Die Aktivitäten reichen dabei von Teilnahmen an den diversen Paraden, über Information der Beschäftigten, dem Hissen der Regenbogen-Flagge bis hin zu speziellen Produktkreationen.

Gerade bei letzteren wird aber zurecht Kritik laut: Wer das Pride-Month lediglich als eine Möglichkeit versteht, um mehr Geschäft mit Produktkreationen zu machen, sich aber sonst keinen Millimeter um dieses wichtige Thema kümmert, hat den Hintergrund schlichtweg nicht verstanden. Und dieser Unmut wird auch in Sozialen Medien sehr offen geäußert, wie etwa eine namhafte Fast-Food-Kette, die einen Rainbow-Burger auf den Markt gebracht hat, oder aber ein Hersteller von Nagellacken für seinen Regenbogennagellack zum Pride Month zuletzt schmerzlich feststellen mussten.

Relevante Fragen für Unternehmen für echte Pride-Beteiligung

Damit Ihnen das nicht auch passiert, hier ein paar Fragen und Themen sowie Anregungen, sich auch außerhalb des Pride Month für die Rechte von LGBTIQ Personen einzusetzen:

  • Wie wird im Unternehmen sichergestellt, dass Menschen im Bewerbungsverfahren keine ungleiche Behandlung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erfahren?
  • Wie wird im Unternehmen sichergestellt, dass Menschen bei Beförderungen keine ungleiche Behandlung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erfahren?
  • Und wie wird im Unternehmen sichergestellt, dass es in Teams keine ungleiche Behandlung, Belästigung oder Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung gibt?
  • Wie geht das Unternehmen mit intersexuellen Menschen um? Was wird über die verpflichtende Ausschreibung „m/w/d“ noch getan? Wie sind diese Menschen in den Personalsystemen und Statistiken abgebildet?
  • Welche diskriminerungsarme und sensible Sprache wird im Unternehmen gewählt? Wie werden Beschäftigte verschiedener Geschlechtsidentitäten angesprochen?
  • Wie sehr hat sich das Unternehmen auch mit anderen Geschlechtsidentitäten außer Mann und Frau bereits beschäftigt? Welche Maßnahmen gibt es hier?
  • Wo können sich Beschäftigte informieren über LGBTIQ-Belange? In welchen Medien werden die Beschäftigten aktiv informiert und wie regelmäßig?
  • Wie ist sichergestellt, dass alle Beschäftigten einen gleichbereichtigen Zugang zu Sozial- und Nebenleistungen haben, unabhängig derer Familiensituation / -konstellation (zB „Heiratsbonus“)
  • Wo und wie können Vorfälle von erlebter Diskriminierung gemeldet werden und wie ist sichergestellt, dass mit diesen professionell umgegangen wird?
  • Welche Aktivitäten werden außerhalb des Pride-Monats getätigt, um auf die Rechte von LGBTIQ Personen aufmerksam zu machen und diese sicherzustellen?

Dies sind nur einige der Fragen und Themen, mit denen sich alle Betriebe auch außerhalb des Juni beschäftigen sollten. Nutzen Sie diese als Anregungen für Ihr eigenes vertieftes Engagement.

Weitere Infos

  • Eine Broschüren Reihe zu Diversity, die auch die Dimension der sexuellen Orientierungen umfasst, finden Sie unter www.vielfalt-managen.at
  • Der am 1.6.2022 neu erschienene Leitfaden „Geschlechtervielfalt im Unternehmen“ mit vielen Ansatzpunkten und Tipps kann unter https://varges.at/angebote/bildungsangebote/ heruntergeladen werden.

Für diesen Betirag weichen wir gerne von unserer Gender-Schreibweise ab und verwenden ganz bewusst „:“.

Showing Pride oder Rainbow-Washing im Unternehmen | Kritischer Check

Mag. (FH) Peter Rieder | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. (FH) Peter Rieder ist Gründer der Arbeitswelten Consulting sowie geschäftsführender Gesellschafter des Diversity Think Tank Austria und begleitet Unternehmen in den Themen Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Audit berufundfamilie), Diversity Management und nachhaltiges Personalmanagement.

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