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Umsteigertum | Mehr Businessnähe in der IT & Security

29Mai2024
6 min
Umsteigertum

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Zwei herausragende Beispiele für einen gelungenen Umstieg bei der FACC AG von Mitarbeiterinnen aus einem anderen Bereich in die IT & Security.

Das Umsteigertum ist ein wesentlicher Ansatz, wie man durch mehr Businessnähe in der IT & Security schneller zum Punkt kommen kann, hoffentlich weniger aneinander vorbeiredet und schneller ins Handeln und damit in die Wirksamkeit kommt.

Die letzten Jahre waren und sind geprägt von großen Umbrüchen. Von der Pandemie bis zur Energiekrise, vom Lieferkettengesetz bis zur NIS 2.0, von der Klimakrise bis zu den Sustainable Development Goals, aber auch technologischer Fortschritt, Stichwort AI/KI – das alles stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Manch bestehendes Geschäftsmodell wurde auf den Kopf gestellt, Märkte haben sich verändert, oftmals sind etablierte Abläufe nicht mehr kostendeckend, weil die Beschaffung sich maßgeblich verteuert hat, die Energiekosten durch die Decke gegangen sind etc. All dies führt dazu, dass viele große Transformationsprojekte im Gange sind. Prozesse und Organisationsstrukturen aber auch Geschäftsmodelle werden neu gedacht.

Irgendwann gilt es dann auch all dies in eine neue oder veränderte IT-Landschaft umzusetzen. Also nein, nicht irgendwann. Schnell soll es gehen. Der Fachkräftemangel verschärft die Situation zusätzlich. Technische Lösungen und Künstliche Intelligenz sind wichtige Hilfsmittel, aber der Schlüssel zum Erfolg solcher Transformationen sind die Menschen, ihre Fähigkeiten und ihre Vielfalt.

Was sind Umsteiger?

Umsteigende, das sind interne Mitarbeitende, die aus anderen Bereichen des eigenen Unternehmens kommen und in die IT & Security wechseln. Sie bringen also ihr Prozesswissen, ihr Beziehungswissen, ihre Perspektive als Fachkräfte des eigenen Unternehmens mit.  Ebenso wichtig, sie müssen IT-affin sein und wollen diesen Wechsel aus eigenem Antrieb. Dieser Wille ist entscheidend. Wer will, kann das auch, man muss aber auch wirklich wollen, denn der Weg ist oft steinig.

Ein Umstieg ist kein Spaziergang

Ein Umstieg in die IT & Security ist jedoch kein Spaziergang. Es erfordert den Willen das fehlende Können und neue Fähigkeiten zu erlernen. Dafür entscheidend sind Ausdauer, Mut auch mal mit Misserfolgen umzugehen und die Bereitschaft Fragen zu stellen und Hilfe anzunehmen. Umsteigende verlassen ihre Komfortzone für lange Zeit. Es kann schon auch mal ein, zwei Jahre dauern, bis man sich wirklich angekommen fühlt.

Aber es zahlt sich aus. Erfolgreiche Umsteigerinnen zeichnen sich nicht nur durch neu erlernte technische Fähigkeiten aus, sondern vor allem durch ihre Vielseitigkeit und ihre Fähigkeit, komplexe (oft auch IT-lastige und technische) Konzepte verständlich zu kommunizieren und in den Kontext des Unternehmens zu setzen. Sie bringen frischen Wind, mehr Businessverständnis und -nähe sowie neue Perspektiven in die IT & Security Abteilungen, die aus verschiedenen Unternehmensbereichen stammen. Und das wiederum ermöglicht ihnen selbst neue Perspektiven und neue Verantwortlichkeiten. Kein Spaziergang also, aber im Erfolgsfall ein Win-Win für Umsteigende und Unternehmen.

Role Models: Theresa und Katharina

Herausragende Beispiele für einen gelungenen Umstieg in der FACC AG und stellvertretend für rund 30 % meines Teams in der IT & Security sind Theresa und Katharina. Theresa hat nach ihrem Schulabschluss im Einkauf begonnen.

„Aufgrund einer Umstrukturierung im Jahr 2017 hat sich die Chance ergeben, den Job als Key Userin im Einkauf anzutreten. In dieser Zeit durfte ich bereits einige große Projekte von FACC als Key Userin begleiten und damit wuchs auch mehr und mehr meine SAP-Affinität und mein Interesse für diesen Bereich.“

Vor rund zwei Jahren entschied sie sich für den Wechsel in die IT. Wie schon erwähnt, war der Umstieg auch für Theresa nicht immer einfach:

„Nach 5 Jahren als Key Userin hat es mich einfach immer mehr gereizt, noch weiter hinter die SAP-Anwenderseite zu blicken und so habe ich den Schritt gewagt und mich für die Position als SAP MM-Consultant beworben. Alex meinte ganz am Anfang zu mir ‚Theresa, das wird jetzt sicher eine Zeit dauern, bis du dich wieder in der gewünschten Komfortzone befindest‘ und er hatte recht. Der Anfang war sicher nicht ganz einfach, doch mit Unterstützung von meinem Mentor, allen anderen hilfsbereiten Kollegen, viel Motivation und Durchhaltevermögen, fühle ich mich jetzt, fast 2,5 Jahre später richtig wohl in meinem neuen Job.“

Und was macht Theresa heute in meinem Team?

„Heute leite ich eines der größten IT-Projekte bei FACC, die Digitalisierung des Einkaufs mit SAP Ariba. Das ist eine Challenge, aber unterstützt durch erfahrene Experten an meiner Seite und meinem langjährigen Einkaufswissen, schaffe ich das.“

Katharina, ist ebenfalls ehemalige Einkäuferin. Sie nutzte aufgrund ihres juristischen Hintergrunds nach ihrer Rückkehr aus der Karenz die Möglichkeit zum Umstieg von Einkauf in die Security. Ihre fundierten Kenntnisse und Erfahrungen machen sie zu einer Schlüsselfigur beim Aufbau der Supply Chain Security. Katharina fungiert als Bindeglied zwischen den Bereichen und versteht nicht nur die Prozesse und Personen im Einkauf, sondern kann auch die Anforderungen der Security optimal einordnen und umsetzen.

„Ja, der Umstieg vom Einkauf in die Security ist schon ein großer Schritt. Aber das Gute ist, ich habe von Beginn an trotzdem eine große Stütze: Mein Fach- und Prozesswissen aus dem Einkauf kann mir niemand nehmen. Und ich kenne die Kollegen von früher und auch viele Geschäftspartner. Das erleichtert die Zusammenarbeit auch für meine neue Abteilung.“

Nun gilt es, das bestehende Wissen, um neue Kompetenzen zu erweitern, um so auch wesentlich dazu beizutragen, dass wir die Anforderungen der NIS 2.0 erfüllen.

„Wie wir nun den Einkauf sicherer machen, das lerne ich unterstützt von meinen neuen Kolleginnen und Experten. Gemeinsam machen wir unsere Supply Chain sicherer.“

Vielfalt und Expertise: Die Stärke der Umsteiger

Umsteigende in die IT & Security sind keine Quereinsteigenden im herkömmlichen Sinne, denn sie kommen eben nicht von extern. Vielmehr handelt es sich um Mitarbeitende, die bereits ein tiefes Verständnis für die internen Prozesse, Strukturen und Bedürfnisse des Unternehmens mitbringen. Sie kennen die Abläufe aus erster Hand, verstehen die Anforderungen verschiedener Abteilungen und können als Bindeglied zwischen IT & Security und den anderen Unternehmensbereichen fungieren.

Umsteigende bringen aber nicht nur das nötige Business-Know-how mit, sondern benötigen auch Unterstützung und Expertise, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Experten als Unterstützung

Expertinnen sind Unterstützer und Mentoren und unerlässlich, um den Umsteigenden eine reibungslose Integration in die IT & Security zu ermöglichen. Ihre langjährige Erfahrung und Fachkenntnis bilden eine solide Grundlage, um die Umsteigenden zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden. Sie tragen dazu bei, das Potenzial der Umsteigenden bestmöglich auszuschöpfen und somit den Erfolg von IT & Security-Projekten nachhaltig zu gewährleisten.

Ein gesunder Mix für den Erfolg

Ein gesundes Maß und ein Mix aus Experten, Quereinsteigenden, Berufseinsteigenden und Umsteigenden ist entscheidend. Berufseinsteigende können nach Bedürfnissen des Unternehmens geformt und geschult werden, Quereinsteigende bringen externes Wissen und neue Ansichten mit, während Umsteigende das interne Wissen und das Know-how des Unternehmens einbringen. IT & Security Experten sind die fachlichen Felsen in der Brandung und unerlässlich, um das Zusammenspiel dieser Vielfalt zu ermöglichen.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Dennoch ist es wichtig anzuerkennen, dass das Umsteigertum auch heikel sein kann. Wenn aktiv zum Umstieg aufgerufen wird, könnte dies intern als Abwerbeversuch in anderen Abteilungen wahrgenommen werden. Andererseits könnten Mitarbeitende das Unternehmen verlassen, wenn sie nach neuen Herausforderungen suchen oder sich weiterentwickeln möchten. Hier sollte ein ganzheitlicher Ansatz zum Tragen kommen, der den Erfolg des Unternehmens und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und auch deren Wunsch nach Veränderung und Weiterentwicklung gleichermaßen berücksichtigt. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden halten und weiterentwickeln, jedoch mit Bedacht, um keine Konkurrenz zwischen Abteilungen zu schaffen.

Fazit

Umsteigertum ist ein Win-Win für Menschen und Unternehmen

Abschließend ist festzuhalten, dass das Umsteigertum nicht nur eine Möglichkeit ist, dem Fachkräftemangel zu begegnen, sondern auch eine Chance, die Vielfalt und Innovationskraft in der IT & Security zu stärken. Ähnliches dürfte wohl auch für andere Abteilungen gelten. Indem das Unternehmen seine Mitarbeitenden ermutigt, neue Wege zu gehen und sich intern weiterzuentwickeln, kann es nicht nur seine Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern auch das Engagement und die Zufriedenheit seiner Mitarbeitenden erhöhen – und das gegenseitige Verständnis von Abteilungen fördern. Ein ganzheitlicher Unternehmensansatz, der die strategische Entscheidung zur Förderung des Umsteigertums einschließt, ist nicht nur wichtig im Employer Branding, sondern sichert den langfristigen Erfolg des Unternehmens und erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Also ein echtes Win-Win.

Umsteigertum | Mehr Businessnähe in der IT & Security