ESG-Ziel 3 fokussiert Gesundheit und Wohlergehen; das ESG-Ziel 13 zielt auf Klimaschutz ab. Dass dabei der Arbeitsplatz eine zentrale Rolle spielt, ist klar. Genauso klar ist es, dass in der Folge HR genau dieses Ziel aktiv verfolgen muss.
Daher freue ich mich sehr, dass uns Mag. Dr. Birgit Espernberger (ASZ) und Mag. Irmgard Prosinger (Prosinger-Beratung) mehr darüber erzählen.
Im heutigen Interview geht es um
ESG-Ziel 3: Gesundheit & Wohlergehen
ESG-Ziell 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
ESG-Ziele
Interview mit Mag. Dr. Birgit Espernberger (ASZ)
Ziel 3: Der Einfluss von HR
Was kann HR konkret beitragen, dieses ESG-Ziel zu erreichen?
Das HR-Team spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden innerhalb der Organisation. Mittels Evaluierung psychischer Belastungen, Beseitigung von negativen Fehlbeanspruchungen, Implementierung von Gesundheitskonzepten und flexiblen Arbeitszeiten kann HR das psychische und physische Wohlbefinden der Mitarbeitenden fördern. Zudem sollte eine offene Kommunikationskultur gefördert werden, in der Mitarbeitende ihre Bedürfnisse äußern können.
Die Einführung von ergonomischen Arbeitsplätzen und Gesundheitsaktivitäten können ebenfalls dazu beitragen. Weiterhin ist die Sensibilisierung für psychische Gesundheit von großer Bedeutung, um Stigmatisierung zu reduzieren. Es können auch Workshops angeboten werden, um das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil zu stärken. Die Integration von flexiblen Arbeitsmodellen und Home-Office-Optionen ermöglicht Mitarbeitenden, ihre Arbeit besser mit ihrem persönlichen Leben in Einklang zu bringen. Durch diese Maßnahmen trägt HR aktiv dazu bei, das ESG-Ziel Gesundheit und Wohlbefinden erfolgreich zu realisieren.
Ziel 3: 2030 – realistisch gesehen
Was wird sich hinsichtlich dieses Ziels – realistisch gesehen – bis 2030 in Österreich getan haben?
Gesundheit und Wohlbefinden wird bis 2030 weiter an Bedeutung gewinnen. Im Wettbewerb um fähige Mitarbeitende wird die Förderung der Gesundheit zur entscheidenden Strategie. Unternehmen, die flexible Arbeitsmodelle bieten und sich um Arbeitslebensqualität kümmern, sind attraktiver. Das steigende gesellschaftliche Gesundheitsbewusstsein erfordert von Firmen, Gesundheitsförderung als integralen Bestandteil anzusehen. Technologische Fortschritte ermöglichen personalisierte Gesundheitslösungen – man denke an Apps, Wearables und Onlineberatungen. Prävention wird zentral, um Krankheitsausfälle zu reduzieren und die Produktivität zu steigern.
Was ist grundsätzlich notwendig, um diesem Ziel einen entscheidenden Schritt näher zu kommen?
Um das Ziel von Gesundheit und Wohlbefinden im betrieblichen Kontext zu erreichen, ist eine gründliche Auseinandersetzung mit Prävention unabdingbar. Das beinhaltet proaktive Maßnahmen, um gesundheitliche Risiken zu minimieren und das Wohlbefinden zu steigern. Die Integration von präventiven Gesundheitskonzepten, individuell angepassten Maßnahmen und die Förderung von Bewusstsein und Selbstverantwortung der Mitarbeitenden sind entscheidende Schritte. Eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Belegschaft und die Schaffung eines unterstützenden Umfelds fördern langfristig die Gesundheit und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz.
Ziel 3: Konkrete Beispiele
Bitte um ganz konkrete Beispiele, die Sie in Ihrem Unternehmen bereits umsetzen, oder bei Geschäftspartnern erlebt haben.
Viele der von uns betreuten Unternehmen setzen auf betriebliches Gesundheitsmanagement, das von Bewegungs- und Ernährungsangeboten bis hin zu Stressmanagement reicht. Flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice verbessern die Arbeitslebensqualität, während Unterstützung für die psychische Gesundheit, etwa durch ein psychologisches Beratungsangebot, zunehmend an Bedeutung gewinnt. Unternehmen kombinieren oft verschiedene Initiativen, um die ganzheitliche Gesundheit und Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern.
Interview mit Mag. Dr. Birgit Espernberger (ASZ)
Ziel 13: Der Einfluss von HR
Was kann HR konkret beitragen, dieses ESG-Ziel zu erreichen?
Die HR-Abteilung kann Klimaschutz-Wissen in der betrieblichen Weiterbildung fix integrieren und so Mitarbeitende sensibilisieren.
Mit der Verankerung von Nachhaltigkeit in den Führungsleitlinien kann HR Klimaschutz vorantreiben, denn Führungskräfte fungieren als Vorbild.
Die HR-Abteilung selbst kann mit gutem Beispiel vorangehen und Klimaschutz in die HR-Strategie integrieren.
Die Positionierung als nachhaltiger Arbeitgeber wird unumgänglich. Hat ein Arbeitgeber ein schlechtes Image im Bezug auf Klimaschutz, so werden sich Bewerbende erst gar nicht bei diesen Unternehmen bewerben, man spricht hier auch von Climate Nonstarter. Andererseits verlassen Mitarbeitende Unternehmen, die als Umweltsünder bekannt sind – man spricht von Climate Quitting.
Ziel 13: 2030 – realistisch gesehen
Was wird sich hinsichtlich dieses Ziels – realistisch gesehen – bis 2030 in Österreich getan haben?
In allen Unternehmen wird Klimaschutz im beruflichen Alltag angekommen sein. In strategischen Entscheidungen wird Klimaschutz mitgedacht und Geschäftsmodelle werden auf zukunftsfähige nachhaltiges Geschäftsmodelle umgestellt. Die Early Adopter im Klimaschutz werden 2030 davon profitieren.
Einerseits werden diese als attraktiver nachhaltiger Arbeitgeber mehr qualifizierte Bewerbende gewinnen und die Fluktuation in diesen Unternehmen wird sinken.
Andererseits werden die Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell zukunftsfähig aufgestellt haben, neue Märkte bedienen und neue Kunden-Zielgruppen gewinnen und somit ein Umsatzwachstum verzeichnen. Im Umkehrschluss wird es einige Unternehmen und auch Branchen nicht mehr geben. Dafür werden neue Branchen entstehen, sich Berufsbilder verändern, neue Jobs entstehen, neue Skills werden gefragt sein und in Folge werden sich neue Aus- und Weiterbildungen entwickeln.
Ziel 13: Konkrete Beispiele
Was ist grundsätzlich notwendig, um diesem Ziel einen entscheidenden Schritt näher zu kommen? Bzw: Welche konkreten Beispiele konnten Sie in Ihrem Unternehmen bereits umsetzen, oder bei Geschäftspartnern erlebt?
- Basis Klimawissen: HR kann im Rahmen der betrieblichen Weiterbildung dafür sorgen, dass die gesamte Belegschaft über ein Grundwissen zum Klimaschutz verfügt.
- Führungskraft als Multiplikator: HR kann die Verankerung von Klimaschutz in den Führungsleitlinien initiieren. Die Führungskräfte fungieren als Vorbild und können so Klimaschutz im Arbeitsalltag integrieren.
- Ressourcen für Klimaschutz: HR kann zeitliche Ressourcen für den Klimaschutz schaffen und Nachhaltigkeitsbeauftragte installieren.
- Mit gutem Vorbild vorangehen: Klimaschutz in der HR-Strategie integrieren und alle Prozesse entlang des Mitarbeiter-Life Cycle nachhaltig gestalten.
- positiven Zugang schaffen und ins Tun kommen: HR kann einen positiven Zugang schaffen, über Erfolge berichten, Best Practice Beispiele aufzeigen, Klimaschutz-Aktivitäten von Mitarbeitenden anerkennen und sie zu weiteren Projekten motivieren.
- Auf Freiwilligkeit setzen: Die Mitarbeitenden identifizieren, die für den Klimaschutz brennen, für zeitliche Ressourcen sorgen und sie unterstützen.
- Anreize schaffen: Z. Bsp. die öffentliche Anreise zum Arbeitsplatz finanziell fördern, vegetarische Gerichte in der Kantine werden finanziell mehr gestützt als Fleischgerichte.
- Unterstützen und coachen: die Mitarbeitenden, die für Klimaschutz brennen und sich sehr engagieren coachen und unterstützen, damit sie nicht ausbrennen.
- Alle Steakholder mitnehmen: Vom Eigentümer, die Arbeitnehmervertretung, die Geschäftsführung, das Management, Lieferanten und Kunden.
- Vernetzung und Austausch: Für Vernetzung mit anderen Unternehmen sorgen, sich gegenseitig stärken und für einen gemeinsamen Austausch sorgen. Man muss das Rad nicht zweimal erfinden.
Interviewte Personen
ESG-Ziel 3: Gesundheit & Wohlergehen | HR hat entscheidenden Einfluss
Mag. Dr. Birgitt Espernberger
- Leitung Gesundheitsmanagement
- ASZ – Das Arbeitsmedizinische und Sicherheitstechnische Zentrum in Linz GmbH
- Unternehmens-Profil
- www.asz.at
Mag. Irmgard Prosinger
- Prosinger-Beratung, Green HR-Management