Globales Recruiting, lokale Hürden – wie ein Employer of Record (EOR) internationale Fachkräfte über Ländergrenzen hinweg einstellen und somit die Lösung für nationale Unternehmen darstellen können.
Ein Employer of Record (EOR) ermöglicht Unternehmen, internationale Talente schnell und rechtskonform einzustellen – ohne eigene Niederlassung vor Ort. Der EOR übernimmt alle Arbeitgeberpflichten, von Gehaltsabrechnung und Steuerabführung bis zur Einhaltung lokaler Arbeitsgesetze. So können Unternehmen global wachsen, ohne sich mit komplexen regulatorischen Hürden auseinanderzusetzen.
Besonders wertvoll ist ein EOR, wenn neue Märkte erschlossen, Remote-Teams aufgebaut oder kurzfristige Projekte international besetzt werden. Statt langwieriger Bürokratie erhalten Unternehmen eine sofort einsatzbereite Lösung – rechtssicher, effizient und ohne versteckte Risiken.
Da dieser Markt aktuell rasant wächst, lud ich 3 EOR-Vertreterinnen und -Vertreter zum Experten-Interviews. Sehen wir uns an, worin ihre Schwerpunkte liegen, wer bei ihnen falsch ist und wie sich Nachfrage und Rahmenbedingungen in den letzten 5 Jahren änderten. Zum Schluss hinterfrage ich noch kurz, ob sich meine Expertinnen auch für das Thema „international Workation“ zuständig fühlen.

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Experten-Interview
USPs der Employer of Record-Anbieter
Was bieten Sie als Employer of Record konkret an & worin liegt Ihr USP?
Alexis Seyfried (Remote)
Talent gibt es überall – Möglichkeiten nicht. Remote hat eine Mission: Arbeitgeber und Fachkräfte aus der ganzen Welt zusammenzubringen und herausragende Möglichkeiten zu schaffen, von denen beide profitieren. Als Employer of Record (EOR)-Anbieter ermöglichen wir Unternehmen, rechtssicher Talente weltweit einzustellen, zu bezahlen und zu verwalten, ohne eigene Niederlassungen gründen zu müssen. Unser USP: Ein eigenes globales Infrastrukturnetzwerk, das maximale Compliance, Kosteneffizienz und schnelle Expansion ermöglicht. Anders als viele Wettbewerber setzen wir auf direkte, eigene Niederlassungen, wodurch wir volle Kontrolle über Arbeitsverträge, Steuern und Sozialversicherungen haben – für höchste Sicherheit und Transparenz.
Stefan Lang (Safeguard Global)
Safeguard Global bietet Employer-of-Record-(EOR)-Services, mit denen Unternehmen Mitarbeitende in Ländern beschäftigen, in denen sie keine eigene juristische Einheit haben. Unser USP: globale Expertise kombiniert mit lokalem Know-how. So stellen wir die Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorgaben sicher – und ermöglichen gleichzeitig maximale Flexibilität beim internationalen Wachstum. Wir übernehmen Payroll, Benefits und Compliance, damit sich Unternehmen ganz auf ihr Wachstum konzentrieren können – ohne sich in den Fallstricken internationaler Arbeitsgesetze zu verlieren.
Louisa Siekmann (WorkMotion)
WorkMotion ermöglicht die rechtskonforme Einstellung von Mitarbeitenden im Ausland mit Fokus auf Compliance und Transparenz. Als deutsches Unternehmen verstehen wir insbesondere die Komplexität europäischer Einstellungen – auch wenn wir insgesamt in 160+ Ländern agieren.
Neben dem klassischen Employer of Record-Modell, bei dem WorkMotion als offizieller Arbeitgeber fungiert, bieten wir auch eine europäische Lösung an: Unternehmen werden direkt im jeweiligen Land als ausländische Arbeitgeber registriert und können dort Mitarbeitende direkt einstellen. WorkMotion übernimmt den Registrierungsprozess, lokale Arbeitsverträge und HR-Support – besonders vorteilhaft, wenn das lokale Recht die EOR-Nutzung zeitlich begrenzt.
Veränderung des Employer of Record-Marktes seit 2020
Inwiefern hat sich EOR seit 2020 / durch Covid verändert?
Stefan Lang (Safeguard Global)
Seit 2020 ist der Bedarf an agilen Workforce-Lösungen regelrecht explodiert. Remote Work und grenzüberschreitendes Hiring sind längst keine Option mehr – sie sind zur Notwendigkeit geworden. EOR-Modelle haben sich weiterentwickelt, um Unternehmen bei der Steuerung hybrider und verteilter Teams zu unterstützen – und gleichzeitig die Einhaltung dynamischer gesetzlicher Vorgaben sicherzustellen.
Der Fokus geht dabei heute weit über die reine rechtliche Anstellung hinaus: Employee Experience, gleichwertige Benefits und lokalisierter HR-Support rücken in den Mittelpunkt. Ein Employer of Record ist damit nicht mehr nur ein Compliance-Tool, sondern ein strategischer Enabler für globales Wachstum.
Louisa Siekmann (WorkMotion)
Der EOR-Markt hat sich seit Covid sehr stark gewandelt. Während Unternehmen früher nur vereinzelt Mitarbeitende im Ausland eingestellt haben, setzen Unternehmen seitdem vermehrt auf Remote-Arbeit und internationale Talente. Die häufigsten Anwendungsfälle für EOR sind heute
- die Relocation bestehender Mitarbeitender,
- die gezielte Einstellung von Fachkräften im Ausland,
- der Aufbau internationaler Teams zur Expansion in neue Länder sowie
- die Umwandlung von Freelancern in Festangestellte.
Die Nachfrage nach flexiblen, grenzüberschreitenden Beschäftigungsmöglichkeiten ist stark gestiegen. Gleichzeitig wurden aber auch die regulatorischen Anforderungen verschärft, weshalb EOR-Anbieter inzwischen wichtige Compliance-Partner für Unternehmen sind. Digitale Prozesse und Automatisierung sind wichtig, um schnelle und reibungslose Prozesse in allen Bereichen (Onboarding-, Payroll- und Lifecycle-Management) sicherzustellen. Damit hat sich EOR von einer eher kurzfristigen Nischenlösung zu einem strategischen Instrument für globales Wachstum entwickelt.
Alexis Seyfried (Remote)
Seit 2020 hat sich das Arbeitsmodell grundlegend verändert.
- Remote Work ist zur Norm geworden, und immer mehr Unternehmen suchen nach Lösungen, um internationale Talente legal und effizient einzustellen.
- Die Nachfrage nach Employer of Record (EOR)-Diensten ist sprunghaft gestiegen, da viele Unternehmen schnell auf remote arbeitende Teams umstellen mussten.
- Gleichzeitig haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen in vielen Ländern verändert, insbesondere in Bezug auf Steuer- und Sozialversicherungspflichten für remote arbeitende Mitarbeitende.
- Auch digitale Nomaden und langfristige Remote-Arbeitsmodelle sind stärker in den Fokus gerückt.
Unternehmen erwarten heute von EOR-Anbietern nicht nur Compliance-Sicherheit, sondern auch eine nahtlose Integration in ihre HR- und Payroll-Prozesse.
Wenn Employer of Record nicht die richtige Wahl ist
Welche Kunden sind bei Ihnen als Employer of Record falsch?
Louisa Siekmann (Workmotion):
Viele setzen EOR mit Outsourcing oder Zeitarbeit gleich. Ein EOR ist jedoch keine kurzfristige, kostensparende Lösung, sondern eine strategische Lösung für rechtskonformes internationales Wachstum. Wenn Unternehmen also ausschließlich kurzfristig Mitarbeitende beschäftigen oder die gesetzlichen Vorschriften in den jeweiligen Ländern umgehen möchten, werden sie mit EOR nicht glücklich.
Auch Unternehmen, die absolute Kontrolle über sämtliche HR-Prozesse wünschen und keine externen Partner involvieren möchten, sollten möglicherweise von der Zusammenarbeit mit einem Employer of Record absehen.
Alexis Seyfried (Remote):
Remote ist auf die rechtssichere Beschäftigung von White-Collar-Talenten spezialisiert. Unsere Lösungen richten sich insbesondere an Technologieunternehmen, Startups sowie mittelständische und große Unternehmen, die verteilte Teams aufbauen und verwalten möchten.
Unternehmen, die hauptsächlich im Blue-Collar-Bereich tätig sind, profitieren möglicherweise nicht optimal von unseren Services. Unsere Plattform ist ideal für Firmen, die internationale Mitarbeitende langfristig beschäftigen oder Freelancer weltweit beauftragen möchten – mit vollständiger Einhaltung aller arbeitsrechtlichen und steuerlichen Vorschriften.
Stefan Lang (Safeguard Global):
Unternehmen, die nach kurzfristigen Staffing-Lösungen suchen, nicht bereit sind, lokale Arbeitsgesetze einzuhalten, oder ein „One-size-fits-all“-Modell erwarten, sind für ein Employer-of-Record-Modell möglicherweise nicht die richtige Zielgruppe.
Unsere Services entfalten ihren vollen Nutzen vor allem bei Organisationen, die langfristig, gesetzeskonform und nachhaltig wachsen wollen – und nicht nur temporäre oder projektbezogene Einstellungen planen.
Workation?
Es ist mir völlig bewusst, dass Workation nichts mit EOR zu tun hat. Dennoch ist es genau das Thema, das immer wieder an mich herangetragen wird auf der Suche nach rechtlich gesicherten Rahmenbdingungen für Workation. Gemeint sind typischer Weise zB 3 Wochen Arbeiten im Ausland, Mitarbeitende bleiben dabei im Stamm-Unternehmen angestellt und arbeiten danach wie gewohnt im Stmm-Haus weiter. Doch die rechtliche Basis für diese Workation muss sichergestellt werden. Ob sich geeignete Partner dafür unter unseren drei Experten finden?
Decken sie auch das Thema Workation ab?
Louisa Siekmann (Workmotion)
Das Thema Workation decken wir bei WorkMotion nicht (mehr) selbst ab. Allerdings haben wir einen tollen Partner, mit dem wir diesbezüglich zusammenarbeiten.
Stefan Lang (Safeguard Global)
Ja, wir unterstützen Unternehmen dabei, Workation-Regelungen rechtssicher umzusetzen – mit Fokus auf Steuer- und Rechtskonformität.
Zwar erlauben viele Länder kurzfristig mobiles Arbeiten aus dem Ausland, doch für dauerhafte Lösungen braucht es eine durchdachte Struktur. Wir beraten zu sozialversicherungsrechtlichen Pflichten, steuerlichen Risiken und arbeitsrechtlichen Auswirkungen – und helfen dabei, Rahmenbedingungen zu schaffen, die flexibles Arbeiten ermöglichen, ohne unnötige Compliance-Risiken einzugehen.
Fazit
Ein Employer of Record (EOR) bietet Unternehmen die Möglichkeit, internationale Fachkräfte rechtskonform und ohne eigene Niederlassung einzustellen – ein entscheidender Vorteil in einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt.
Während sich der Markt seit 2020 stark gewandelt hat und Remote-Arbeit stark zunahm, wurden EOR-Dienstleister zu strategischen Partnern für Unternehmen, die international wachsen möchten. Allerdings ist EOR keine Lösung für kurzfristige oder kostengetriebene Beschäftigungsmodelle.
Interessant bleibt die Frage nach Workation: Während einige Anbieter hier Unterstützung bieten, bleibt die rechtliche Lage komplex und erfordert maßgeschneiderte Lösungen.
Interviewte Personen
Jenseits von Bürokratie: Employer of Record als Turbo für grenzüberschreitende Teams
Stefan Lang
- Global Solutions Advisor
- Safeguard Global
- www.safeguardglobal.com

Alexis Seyfried
- EMEA Marketing Lead
- Remote
- www.remote.com

Louisa Siekmann
- Senior Global Hiring Expert
- WorkMotion Software GmbH
