Das frische Magazin
für Human Resources
FOW West
Teamimpuls

Ressource Bikulturalität in multikulturellen Teams

23Jun2025
4 min
Bikulturalität

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Zahlreiche Mitarbeitende heute sind bikulturell und mehrsprachig. Das ist eine ganz besondere Ressource, die nicht immer erkannt wird. Darauf wollen wir hier genauer eingehen.

Arbeiten in multikulturellen Teams ist bereits zur Routine geworden. International tätige Unternehmen rekrutieren international und gleichzeitig wächst die interne Multikulturalität der Belegschaft in Unternehmen.

Folgende Aspekte zum Thema erwarten Sie hier:

  • Was ist Bikulturalität?
  • Welche Kompetenzen haben bikulturelle Personen?
  • Worin liegt der Benefit von Bikulturalität für multikulturelle Teams?

Was ist Bikulturalität?

Ein Beispiel:

Mariana ist in Wien geboren, ihre Eltern sind vor vielen Jahren aus Kolumbien nach Österreich gekommen, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. Das ist ihnen gelungen. Sie wollten ihrer Tochter die beste Ausbildung ermöglichen. Mariana hat Matura und ein Studium an der technischen Universität Wien absolviert. Heute arbeitet sie in einem internationalen Unternehmen. Sie ist hundertprozentig zweisprachig – Spanisch und Deutsch – und ist in beiden Kulturen sozialisiert – der kolumbianischen und der österreichischen. Mariana fühlt sich als Österreicherin, auch wenn ihr das von außen manchmal abgesprochen wird, da sie anders aussieht. Sie lebt beide Kulturen und switcht sprachlich spielerisch zwischen beiden Sprachen hin und her. In Ihrem Beruf kann sie diese Fähigkeiten gut nutzen.

Bikulturelle Personen sind in zwei Kulturen sozialisiert und haben diese beiden Kulturen internalisiert. Sie sind Bestandteil ihrer Identität geworden. Daher haben diese Personen ein tief fundiertes implizites Wissen über beide Kulturen, ebenso wie sie beide Sprachen sprechen.

Bikulturalität wird nicht immer bewusst gelebt und nicht immer sind beide Kulturen und beide Sprachen gleich stark verteilt. Zuweilen dominiert eine von beiden – das kann die Herkunftskultur sein – vor allem dann, wenn die Befürchtung in der Familie besteht, die Herkunftskultur zu verlieren. Oder es liegt der Akzent auf der Kultur des Einwanderungslandes, dann spricht man von Assimilierung – kulturelle Anpassung unter Hintanstellen der Herkunftskultur.

Im Idealfall sind beide Kulturen gleichwertig in die Identität der Betroffenen integriert.

Welche Kompetenzen haben bikulturelle Personen?

Bikulturelle Personen verfügen über eine Reihe von häufig unerkannten Kompetenzen. Sie sind zweisprachig, das bedeutet, sie sprechen in ihrem Lebensalltag beide Sprachen, und sie kennen dadurch sämtliche Idiome und Ausdrucksweisen in den jeweiligen Sprachen. Darüber hinaus können sie zwischen den Sprachen switchen – dies nennt man auch Translanguaging.

Sie kennen ihre Kulturen sehr gut und haben implizites Wissen in beiden Kulturen. Ist ihnen dieses Wissen bewusst, entwickeln sie ein kulturelles Bewusstsein und die Fähigkeit des Perspektivenwechsels zwischen ihren Kulturen. Beide Aspekte sind wesentliche Bestandteile interkultureller Kompetenzen.

Durch die Fähigkeit des Perspektivenwechsels können sie auf einer Metaebene auf beide Kulturen schauen und über beide Kulturen sprechen und die jeweiligen Werte oder Sichtweisen, aber auch Normen und Gepflogenheiten abwägen bzw. sie im jeweiligen Kontext sehen und verstehen. Dadurch sind sie die idealen Kultur-Vermittler, denn sie können die Hintergründe für kulturelle Unterschiede erklären.

Worin liegt der Benefit von Bikulturalität für multikulturelle Teams?

In multikulturellen Teams fühlen sich bikulturelle Personen sehr wohl. Sie können mit kulturellen Unterschieden gut umgehen, da sie die Fähigkeit haben, kulturelle Erscheinungsformen im jeweiligen Kontext zu sehen und zu verstehen. Für sie ist es normal, dass Dinge so oder anders gemacht werden – je nach kulturellem Kontext. Das gilt für alle Kulturen. Sie verfügen somit über enorme Toleranz und Respekt gegenüber kulturellen Unterschieden.

Aufgrund dieser Fähigkeiten sind sie die idealen kulturellen Brückenbauer in einem Team. Sie sehen kulturelle Unterschiede, die möglicherweise von monokulturellen Personen nicht bewusst wahrgenommen werden und so genannte blinde Flecken sind.

Im interkulturellen Bereich wollen wir ja gerade die blinden Flecken entdecken, auf deren Basis leicht kulturelle Missverständnisse passieren – da gewisse Gewohnheiten oder Routinen so „normal“ bzw. selbstverständlich sind, dass nicht explizit auf sie hingewiesen wird, wenn z.B. eine neue Mitarbeiterin ins Team dazukommt.

Bikulturelle Personen verfügen über einen besonders breiten Wahrnehmungsradius, der sie befähigt, mehr zu sehen als andere. Sie können kulturelle Unterschiede auf einer Metaebene erklären und so das kulturelle Verständnis in einem Team verstärken.

Darüber hinaus sind sie mehrsprachig und haben damit viele Vorteile, weil sie in vielfachen Bereichen eingesetzt werden können.

Bikulturelle Personen in Teams zu fördern und sie in ihrer Bikulturalität wertzuschätzen und zu unterstützen bringt daher viele Vorteile. Durch ihre Eigenschaft als kulturelle Brückenbauer gleichen sie mögliches Konfliktpotenzial von vornherein aus und gehen wertschätzend mit kulturellen Unterschieden um.

Sie sind auch eine ideale Besetzung für Führungspositionen, denn all die genannten Eigenschaften sind auch in leitender Funktion von großer Bedeutung.

Ressource Bikulturalität in multikulturellen Teams

Quelle

Schlagwörter:

Teilen:

Ähnliche Beiträge