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KI als Führungsinstrument: Strategie statt Aktionismus

14Mai2025
5 min
Führungskräfte-Entwicklung

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

KI kann für Führungskräfte ein unschätzbares Werkzeug sein – doch nur, wer sie strategisch, reflektiert und gezielt einsetzt, wird vom Mehrwert profitieren und nicht in blinden Aktionismus verfallen.

Meine Experten-Runde erzählt von ihren Erfahrungen.

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Experten-Interview

Der gezielte Einsatz von KI durch Führungskräfte

Wie können Führungskräfte KI gezielt für sich nutzen?

Richard Melbinger (ARS)

Eine gezielte Nutzung von KI bzw. KI-Tools muss sich an der Unternehmens- bzw. Bereichsstrategie ausrichten. Denn nur weil etwas möglich ist, sichert es noch keinen positiven Beitrag zum Unternehmenserfolg.

Den zweiten Eckpfeiler bildet die Regelung des Umganges mit KI-Tools. Nachdem viele der Tools auch kostenlose Versionen anbieten, sind Mitarbeitende versucht, diese in Eigenregie auszuprobieren. Zum einen lauern hier die Gefahren der unbeabsichtigten Datenschutzverletzung oder Veröffentlichung von Dienstgeheimnissen. Zum anderen kann die Technologie letztendlich mehr Arbeit bereiten, wenn man sie nicht korrekt einsetzt. Ein Beispiel: Ein Konzept über ChatGPT erstellen zu lassen funktioniert einwandfrei, sofern man das richtige Prompting verwendet. Wird die Maschine nicht mit den korrekten Informationen gefüttert, kann es schnell zu Pannen kommen – Stichwort Themenverfehlung. Dadurch entsteht unterm Strich mehr Zeitaufwand und damit Arbeit für die Person, als wenn sie sich ohne Unterstützung der KI an die Aufgabe gewagt hätte. Die klare Empfehlung lautet daher eine Richtlinie im Unternehmen zu erarbeiten.

Der dritte Eckpfeiler ist es, eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe zu haben, um im Unternehmen die Bemühungen zu steuern und Aktionismus zu vermeiden.

Und mit dem vierten Eckpfeiler, der Weiterbildung der Mitarbeitenden, schließt sich der Kreis. Mitarbeitende müssen in Workshops mit den Tools vertraut gemacht werden, es müssen gemeinsam Ideen für den Einsatz gesammelt und Grenzen abgestimmt werden.

Erich Nepita (OTM)

Führungskräfte können KI gezielt nutzen, indem sie sich aktiv mit ihrer Anwendung und den strategischen Möglichkeiten auseinandersetzen. Der größte Hebel liegt in der eigenen Weiterbildung, da viele noch nicht verstehen, wie KI sinnvoll implementiert wird.

Neben der persönlichen Schulung sollten Führungskräfte ihr Unternehmen gezielt auf digitale Transformation vorbereiten – durch die Einführung effizienter KI-gestützter Prozesse, Automatisierung von Routineaufgaben und datenbasierter Entscheidungsfindung. Nur wer KI versteht, kann sie gewinnbringend einsetzen.

Frank Bieser (ITO)

Besonders spannend ist der dialoghafte Einsatz: Führungskräfte können KI wie einen elektronischen Mentor nutzen, um Perspektiven zu erweitern, kritische Fragen zu entwickeln oder Ideen zu verfeinern. Der Schlüssel liegt darin, die KI nicht als „Alleswisser“ zu betrachten, sondern sie in einem aktiven Austausch zu nutzen. Fragen wie „Welche weiteren Alternativen sind denkbar?“ oder „Wo übersehe ich potenzielle Risiken?“ fördern kreative Lösungen. Erfolgreich ist KI-Nutzung, wenn sie Intuition und Erfahrung ergänzt, statt sie zu ersetzen.

Mag. Marina Begic, CMC (MDI)

Ich selbst nutze KI, um meine Arbeit effizienter zu gestalten. Tools wie ‚Rational‘ helfen mir, Entscheidungen fundierter zu treffen. Gleichzeitig setze ich KI-Coaches ein, um personalisierte Lernangebote für meine Teams zu entwickeln. Besonders hilfreich finde ich es in der Kommunikation, es hilft mir, mich selbst in meinem Kommunikationsstil zu verbessern und somit besser auf mein Team und deren Bedürfnisse einzugehen. KI ist für mich eine tägliche Unterstützung – sie schafft Freiräume, damit ich mich auf strategische Themen und die Menschen konzentrieren kann.

Mag. Eva Ayberk (NewZone)

Damit KI in der Führungsarbeit echten Mehrwert bietet, braucht es eine klare Strategie. Entscheidend sind:

  1. Datenqualität & Strategie – KI ist nur so gut wie die Daten. Führungskräfte müssen saubere, strukturierte Daten sicherstellen.
  2. Gezielte Anwendungsfälle – KI sollte gezielt dort eingesetzt werden, wo sie echte Effizienzgewinne oder bessere Entscheidungen ermöglicht.
  3. Integration in die Unternehmensstrategie – KI darf kein isoliertes Tool sein, sondern muss strategisch eingebettet werden.
  4. Mitarbeitereinbindung – Transparenz, Schulungen und KI-Kompetenzen (z. B. Prompting) fördern Akzeptanz und effektive Nutzung.
  5. Entscheidungsunterstützung statt Ersatz – KI liefert Analysen, die Führung bleibt jedoch eine menschliche und strategische Aufgabe.
  6. Kontinuierliches Lernen – KI-Technologien entwickeln sich ständig weiter, Unternehmen müssen ihre Nutzung regelmäßig anpassen.

Führungskräfte, die KI bewusst und zielgerichtet nutzen, schaffen echte Wettbewerbsvorteile – nicht, indem sie „auch dabei sind“, sondern durch strategische Anwendung.

Dr. Gerlinde Macho (MP2)

Ich finde, dass im Leadership KI praxisgerecht und gezielt eingesetzt werden kann, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen, Prozesse und Abläufe zu optimieren und um Ressourcen gezielt einzusetzen. Das entlastet Mitarbeitende vor allem von repetitiven Aufgaben. Dadurch werden Ressourcen frei – es schafft mehr Raum für Kreativität, und Innovationskraft im Team kann gestärkt werden. Führungskräfte sind nun aufgefordert, genau dieses Potenzial zu erkennen und den zielgerechten sowie sicheren Einsatz von KI zu fördern. Im Unternehmensalltag bedeutet das konkret, dass KI beispielsweise Analysen schneller und präziser durchführen kann und Muster in Daten erkennt. Das liefert Führungskräften eine datenbasierte Entscheidungsgrundlage.

Eine besondere Führungsaufgabe ist es, über den Einsatz und sinnvolle Nutzung von KI und Tools zu entscheiden – dabei spielen Aspekte wie Ethik, Datenschutz und die Berücksichtigung von Bias eine zentrale Rolle. Als Unternehmerin kann ich empfehlen, Werte zu definieren und Richtlinien über die KI-Nutzung in der Organisation zu implementieren. Denn KI sinnvoll und zielgerecht eingesetzt ist eine Chance, die genutzt werden soll. So bleibt mehr Zeit für kreative und zwischenmenschliche Aufgaben – das braucht professionelles Leadership um diese geschaffenen Ressourcen zukunftsorientiert und nachhaltig einzusetzen.

Fazit

KI kann Führungskräften immense Vorteile bringen – wenn sie gezielt, reflektiert und strategisch genutzt wird. Die Experten dieses Interviews sind sich einig: Weiterbildung ist essenziell, denn wer KI nicht versteht, kann sie nicht gewinnbringend einsetzen. KI sollte als Sparringspartner dienen, Perspektiven erweitern und datenbasierte Entscheidungen unterstützen, nicht aber menschliche Führung ersetzen. Klare Unternehmensrichtlinien sind notwendig, um Risiken wie Datenschutzverletzungen oder ineffiziente Nutzung zu minimieren. Erfolgreiche KI-Integration bedeutet, sie als Werkzeug zur Entlastung und Optimierung einzusetzen, um Freiräume für Kreativität und Innovation zu.

Interviewte Personen

KI als Führungsinstrument: Strategie statt Aktionismus

Frank Bieser

Frank Bieser, ITO

Richard Melbinger

Richard Meblinger, ARS
Erich Nepita
Erich Nepita, LHH, Artificial Intelligence

Mag. Eva Ayberk

  • Managing Partner
  • Ayberk.co/NewZone GmbH
Eva-Maria Ayberk, Feedback

Dr. Gerlinde Macho

  • Unternehmensführung
  • MP2 IT-Solutions
Gerlinde Macho, MP2

Mag. Marina Begic, CMC

  • Chief Innovation & Technology Officer
  • MDI Management Development
Marina Begic

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