Mitarbeiterbefragungen kosten Geld. Keine Mitarbeiterbefragungen kosten auch Geld – aber die Kosten, die dadurch entstehen sieht man häufig nicht.
Während die meisten Personalisten und Personalistinnen Mitarbeiterbefragungen zu recht längst als Standardinstrument moderner Personalarbeit sehen, ist manche Geschäftsführung skeptisch. „Das brauchen wir nicht! Wir wissen doch eh, wie die Stimmung ist.“
Ein häufiger Irrtum: Die Geschäftsführung kann nicht alles wissen oder vollständig beurteilen. Mitarbeiterbefragungen sind essenziell: sie liefern verlässliche Daten, decken blinde Flecken auf und verbessern Entscheidungen.
Daher hier 5 Argumente, mit denen man eine Geschäftsführung überzeugen kann:
1. Fluktuation kostet viel
Die Fluktuation von Mitarbeitenden ist für Unternehmen nicht nur mit administrativem Aufwand verbunden, sondern verursacht oft erhebliche Kosten durch Einarbeitung, Rekrutierung und den Verlust wertvollen Know-hows. Viele dieser Kosten bleiben auf den ersten Blick unsichtbar, da sie sich in Produktivitätseinbußen, gestörten Arbeitsabläufen und einem geschwächten Betriebsklima niederschlagen.
Eine systematische Mitarbeiterbefragung kann hierbei als Frühwarnsystem dienen: Sie ermöglicht es, die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden regelmäßig zu messen und Trends oder Muster rechtzeitig zu erkennen. So können beispielsweise Themen wie mangelnde Anerkennung, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten oder überhöhte Arbeitsbelastung identifiziert werden, bevor sie zur Kündigung führen.
Stellen Sie sich vor, ein mittelständisches Unternehmen mit 250 Mitarbeitenden verzichtet auf Mitarbeiterbefragungen. Die jährliche Fluktuationsrate liegt bei 12 %, was bedeutet, dass etwa 30 Personen das Unternehmen verlassen. Schätzungen zufolge kostet die Nachbesetzung – inklusive Rekrutierung, Einarbeitung und Wissensverlust – pro Person mindestens 37.000 €. Das ergibt Gesamtkosten von rund 1.000.000 € pro Jahr.
Im Vergleich dazu belaufen sich die Kosten für eine professionelle Mitarbeiterbefragung, inklusive Auswertung und Folgeworkshops, auf etwa 15.000–20.000 €. Sollte durch die Befragung und gezielte Verbesserungen auch nur ein oder zwei Austritte vermieden werden, spart das Unternehmen bereits Geld. Die Kosten für Befragungen sind ein Bruchteil der Fluktuationskosten. Frühzeitige Problemerkennung hat die Chance kostspielige Kündigungen zu verhindern.
2. Engagement steigert Leistung
Das Engagement der Mitarbeitenden zählt zu den wichtigsten Treibern für den Unternehmenserfolg. Engagierte Teams zeigen nicht nur eine höhere Produktivität, sondern zeichnen sich auch durch mehr Innovationskraft, geringere Fehlzeiten und eine stärkere Identifikation mit den Unternehmenszielen aus. Mitarbeiterbefragungen bieten einen direkten Zugang zu den Einstellungen und Erwartungen der Belegschaft: Sie schaffen Raum für Lob, Kritik und Anregungen und geben Führungskräften die Möglichkeit, gezielt auf Bedürfnisse einzugehen.
Besonders eindrücklich zeigen Studien wie der Gallup Engagement Index, wie bedeutend Mitarbeiterbefragungen für den Unternehmenserfolg sind. Mitarbeitende mit hoher emotionaler Bindung fehlen im Schnitt 6,4 Tage weniger pro Jahr als ungebundene Personen und wechseln seltener den Arbeitsplatz. Unternehmen, die gezielt Maßnahmen zur Förderung von Engagement ergreifen – wozu Mitarbeiterbefragungen als Grundlage dienen – berichten von bis zu 21 % höherer Profitabilität und einer um 41 % reduzierten Fehlzeitenquote im Vergleich zum Branchendurchschnitt.
3. Branchenstandard und Wettbewerbsvorteil
In unserer dynamischen und komplexen Arbeitswelt setzen immer mehr Unternehmen auf systematische Mitarbeiterbefragungen als festen Bestandteil ihres Personalmanagements. Über 60 % der großen Unternehmen nutzen diese Instrumente, um ihre Prozesse, Führung und Unternehmenskultur kontinuierlich weiterzuentwickeln. Wer darauf verzichtet, läuft Gefahr, wichtige Erkenntnisse zu verpassen und im Wettbewerb um Talente und Innovationen ins Hintertreffen zu geraten.
Mitarbeiterbefragungen ermöglichen es, den eigenen Status quo mit dem von Mitbewerbern zu vergleichen, branchenspezifische Benchmarks zu nutzen und Entwicklungen objektiv zu beurteilen. Darüber hinaus schaffen sie Transparenz und fördern eine offene Kommunikation im Unternehmen – das steigert das Vertrauen und die Loyalität der Belegschaft.
Unternehmen, die Mitarbeitenden regelmäßig eine Stimme geben und deren Rückmeldungen als Chance zur Weiterentwicklung begreifen, positionieren sich als attraktive Arbeitgebende und innovativer Mitbewerb. In einem Arbeitsmarkt, in dem qualifizierte Fachkräfte die Auswahl haben, kann das das entscheidende Plus sein, um die besten Talente zu gewinnen und zu halten.
4. Employer Branding stärken
Das Bild, das ein Unternehmen nach außen vermittelt, entscheidet maßgeblich darüber, wie es von potenziellen Bewerbenden, Kundschaft und Geschäftsbeziehungen wahrgenommen wird. Ein authentisches und modernes Employer Branding ist heute wichtiger denn je, um Talente auf sich aufmerksam zu machen und langfristig zu binden. Mitarbeiterbefragungen spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie liefern glaubwürdige Einblicke in die Unternehmenskultur und die Arbeitsbedingungen, die offen kommuniziert werden können.
Die Ergebnisse bieten nicht nur eine fundierte Basis für interne Verbesserungen, sondern können auch gezielt in der externen Kommunikation eingesetzt werden, zum Beispiel auf Karriereseiten, in Social-Media-Kampagnen oder anderen Kampagnen. Unternehmen, die zeigen, dass sie auf die Stimme ihrer Mitarbeitenden hören und daraus konkrete Maßnahmen ableiten, heben sich positiv vom Wettbewerb ab. Sie signalisieren Offenheit, Lernbereitschaft und Innovationskraft – alles Eigenschaften, die eine moderne Arbeitgebermarke auszeichnen.
Gerade junge Talente, die Wert auf Beteiligung und Entwicklung legen, fühlen sich von solcher Transparenz und Partizipation besonders angesprochen.
5. Synergien von Pflichtbefragungen nutzen
Gesetzliche Vorgaben, wie zum Beispiel die regelmäßige Überprüfung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz, ESG Reporting oder verpflichtende Gleichstellungsberichte, machen Mitarbeiterbefragungen in vielen Unternehmen ohnehin notwendig. Wer diese Anforderungen jedoch geschickt in eine umfassendere Befragungsstrategie integriert, erzielt einen doppelten Nutzen: Zum einen werden die gesetzlichen Pflichten effizient erfüllt, zum anderen entstehen wertvolle Impulse für die Organisationsentwicklung.
Statt jede Anforderung isoliert zu betrachten, können Synergien genutzt und Prozesse gebündelt werden. Das spart Ressourcen und erhöht die Akzeptanz im Unternehmen.
Mitarbeiterbefragungen sind ein strategisches Managementinstrument. Sie helfen Risiken zu minimieren, Potenziale zu nutzen und die Organisation zukunftsfähig zu machen: mehr Leistung, Bindung und Klarheit inklusive.
Ein Fazit mit Augenzwinkern
Ein bekanntes Bonmot aus dem Personalwesen bringt die Bedeutung guter Personalentwicklung auf den Punkt: „Was ist, wenn wir unsere Mitarbeitenden fördern und sie gehen? – Was ist, wenn wir es nicht tun und sie bleiben?“ Diese Frage trifft genau den Nerv, wenn es um systematische Mitarbeiterbefragungen geht.
Denn Unternehmen, die auf ehrliches Feedback setzen, schaffen nicht nur Transparenz und Entwicklungsmöglichkeiten, sondern sorgen auch dafür, dass Talente sich engagieren und wachsen können. Die eigentliche Gefahr besteht nicht darin, dass gut ausgebildete Personen neue Wege gehen, sondern darin, dass unzufriedene oder unbeteiligte Mitarbeitende das Unternehmen prägen.
Wer Innovation und Fortschritt will, sollte die Stimmen im eigenen Haus ernst nehmen, und damit das Risiko minimieren, dass genau diejenigen bleiben, die eigentlich schon längst innerlich gekündigt haben. Mitarbeitenden zuzuhören bedeutet also, in die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität des eigenen Unternehmens zu investieren.
5 Argumente für eine Mitarbeiterbefragung