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Pareto Prinzip & 80-20-Regel | Fokus auf das was wirklich zählt

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Die moderne Arbeitswelt bringt – neben allen Vorzügen – auch einige Nachteile mit sich. Und ein vieldiskutiertes Phänomen ist dabei die Zunahme an Geschwindigkeit bzw. parallel stattfindender Prozesse. Man könnte rund um die Uhr als Wissensarbeiter seinen Dienst verrichten. Die Notwendigkeit im Sinne des Selbstmanagements gezielt zu Fokussieren und manchmal auch Grenzen zu setzen nimmt zu. Ein Grundgedanke hilft dabei vielen: die 80-20-Regel oder auch „Pareto Prinzip“. Aber was steckt da eigentlich dahinter?

Ist Ihnen schon mal empfohlen worden doch mehr nach der „80-20-Regel“ zu arbeiten und sich das Pareto Prinzip zu nutze zu machen? Ich habe so einen Fall in einem jüngst moderierten Seminar erlebt in dem ein Teilnehmer alle anderen dazu aufrief doch mehr im Pareto Prinzip zu denken. Aber was meinte er damit eigentlich genau?

Pareto Prinzip | Die Ursprünge: Pareto und Juran

Der Entdecker und Namenspatron des Pareto Pronzipes ist Vilfredo Pareto, ein Ökonom aus dem 18./19. Jahrhundert. Er untersuchte die Verteilung des Landbesitzes in Italien und fand heraus, dass sich rd. 80 %  des Vermögens bei rund einem Fünftel der italienischen Familienclans konzentrierte.

Aber es wird einem anderen Denker zugeschrieben aus Paretos wirtschaftswissenschaftlicher Studie ein breiteres Phänomen und Grundprinzip definiert zu haben. Joseph Juran, Techniker und Pionier des Qualitätsmanagements, griff bei seinen Untersuchungen über Fehlerquellen in Industrieunternehmen rd. 50 Jahre später auf Paretos Beobachtungen zurück. Er erkannte, dass ein Großteil der Fehlerauswirkungen in Unternehmen auf eine geringe Anzahl an Fehlerursachen zurückzuführen ist. Ein Prinzip, das er in seinem „Quality Control Handbook“ vertiefte und den Begriff „Pareto Prinzip“ prägte/nutzte.

80-20-Regel | Die Verallgemeinerung

Das Grundprinzip hinter dem Pareto Prinzip ist, dass viele natürliche und soziale Systeme zu einer Konzentration und Ungleichverteilung tendieren. Eine große Zahl an Effekten kommt von einer kleinen Zahl an Ursachen – wobei die Verteilung 80-20 nicht immer sklavisch verstanden werden will sondern eigentlich nur die Grundtendenz repräsentieren soll. Hier ein paar Beispiele der 80-20-Regel:

  • Restaurants machen mit 20 % der Gerichte oft 80 % des Umsatzes
  • Man trägt 20 % der Kleidung im eigenen Kleiderschrank zu 80 % aller Anlässe
  • Microsoft spricht in einer Studie davon, dass das Beheben von 20 % der berichteten Fehler zur Lösung von 80 % der Fehlfunktionen führte
  • 80 % des weltweiten Internetverkehrs geht auf 20 % der Webseiten zurück
  • Wikipedia bietet Ihnen noch viele weitere Beispiele an

Pareto-Effizienz | Synonym für Priorisierung

Vielfach wurde das Pareto Prinzip dabei zum Synonym für Effekivität – die richtigen Dinge zu tun. Die Pareto-Effizienz es suggeriert, dass man mit Fokus auf 20 % der eigenen Arbeitsaufgaben oft 80 % der Wirkungen erzielt. Es soll in Erinnerung rufen, dass vielfach wenig Arbeit in das grundsätzliche Erstellen eines Werkes fließt; während die Fein- und Nacharbeit vielfach einen hohen Mehraufwand in sich trägt. Die 80-20-Regel und Pareto-Effizienz ruft zu Pragmatismus und Priorisierung auf. Was sind die wenigen Dinge, die die größte Auswirkung haben. Und ob direkt oder indirekt: Sie finden selbst in modernen Büchern und Werken häufig einen Bezug zu diesem simplen aber weitreichenden Prinzip. Und sogar einer der aktuellsten Bestseller zum Thema „persönliche Effektivität“ nimmt auf breiter Ebene auf Pareto Bezug: www.the1thing.com

Achtung beim Pareto-Prinzip: Vorsicht Falle!

Aber gerade in der einfachen und eingänglichen Bauart dieses Prinzips liegt die tückische Falle. Daher ein kurzer Warnhinweis:

Eine Daumenregel:

Es geht im Prinzip nicht um mathematisch exakte 80-20-Verteilungen; das in einem allgemeingültigen Pareto-Diagramm festgehalten werden kann. Die Zahlen sind in vielen Fällen nicht übertragbar sondern an Paretos Ursprungsprinzip angelehnt. Was veranschaulicht werden soll ist meist eher das Prinzip. Egal ob es sich um 90-5 oder 70-15 handelt.

Es ergibt nicht 100:

Der aufmerksame Leser wird an Ende des vorherigen Satzes auch gelesen haben, dass ich von bspw. 70 – 15 spreche. Moment: muss sich das nicht auf 100% ausgehen? NEIN! Dies ist ein häufiges Missverständnis. Es ist kein Rechenfehler zu sagen, dass 70 % der Auswirkungen in manchen Fällen von 15 % der Ursachen bewirkt wird. Ursache und Auswirkungen, Aufwand und Ertrag – sie ergänzen sich nicht auf 100 %. Ein häufiger Fehler den Sie oft in Grafiken (oder einem überexakt gemeinten Pareto-Diagramm) wiederfinden können.

Keine Kausalität:

Das Prinzip veranschaulicht Konzentrationstendenzen. Es besagt aber nicht, dass Sie nach Abarbeitung ihrer 20 % wichtigsten Tätigkeiten aufhören können. Die zweiten 80 % sind nicht irrelevant und oft nicht streichbar. Denn in manchen Situationen ist 100 % Fehlerfreiheit das Ziel.

Keine Universalität:

Ebenso ist es kein universales Prinzip: Sie können schließlich nicht mit 20 % Fliesen 80 % ihres Badezimmers sanieren.

Fazit

In diesem Sinne: Wenn Sie das nächste Mal hören, Sie sollten doch das Pareto Prinzip berücksichtigen wissen Sie … man ruft Sie zu Effizienz, Priorisierung und Pragmatismus auf. Stellen Sie sich die Frage „Was hat die größte Auswirkung?“ oder auch „Wo ist das Aufwands-Wirkungs-Verhältnis am besten?“, um das Pareto-Optimum herauszuholen.

Pareto Prinzip & 80-20-Regel | Fokus auf das was wirklich zählt

Mag. Gerd Beidernikl | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Gerd Beidernikl ist geschäftsführender Gesellschafter von vieconsult, der Vienna Corporate Research and Development GmbH und Lehrvortragender für Organisationssoziologie.

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