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TeamImpuls
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Der ständig spontane & flexible Trainer, wird mächtig auf die Probe stellt, wenn das Konzept aufgrund externer Widrigkeiten ins Wasser fällt. Trainer-Ausbildungen bereiten die Trainer auf viele Situationen vor – auch auf diese:

 

Mit folgender Frage & Themenstellung wandte ich mich an Vertreter von Train-the-Trainer-Ausbildungen und bin auf die Lösungs-Ansätze gespannt:

Wie bereiten Sie die Trainer in Ihrer Ausbildung auf folgende Situation vor:

Der Trainer (für Teambuilding) wird von der Firma XY kontaktiert, er kennt ähnliche Unternehmen in der Branche, er wurde der Personalabteilung empfohlen, mit diesem Unternehmen war er noch nie in Kontakt, die Eckpunkte erhält er in einem Email:

  • 1 Unternehmen
  • 10 Teams mit je 1 Training für je 1 Tag
  • Die Ausgangssituation ist für alle Teams die selbe, daher ist nur 1 Konzept erforderlich
  • Ziel: die generell negative Stimmung im Unternehmen verbessern. Die GF möchte den Mitarbeitern mit diesem Seminar etwas plakativ Gutes tun und somit die Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeiter erhöhen.
  • Seminarhotel in der Nähe mit Outdoor-Möglichkeit vorhanden.
  • Das Teambuilding eilt, Zeit um mit allen Abteilungsleitern Vorgespräche zu führen gibt es nicht.

Ein kurzes persönliches Briefing mit der Personalabteilung bringt keinerlei Zusatzinfo.

 

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Interview

Sabine, eine exzellente Trainerin – und ganz nebenei HRweb-Autorin – lacht und ich ernte ein wissendes Nicken, offensichtich habe ich mit diesem Thema den Nagel auf den Kopf getroffen:

Mag. SabineProhaska (seminar consult): Diese Situationen kenne ich nur allzu gut. Einerseits sind die Erwartungen der GF überzogen. Ein Tag soll sofort die Stimmung im Unternehmen verbessern. Wenn wir das leisten könnten, wären wir Wunderwuzzis. Andererseits braucht es 10 unterschiedliche Konzepte, da jedes Team anders tickt und andere Herausforderungen hat. Als Trainer müssen wir auf diesen beiden Ebenen arbeiten und Vorbereitungen treffen. Das bedeutet:

  • Arbeit an realistischen Zielen „Was könnten erste kleine Anzeichen nach den Trainings sein, an denen man den Weg in die richtige Richtung erkennen kann?“ Diese Frage sollte der GF gestellt werden.
  • Andererseits wären ein paar Vorinfos von den Teams dringend notwendig.

Ich arbeite in der Trainerausbildung gerne mit solchen Praxisbeispielen. Die Teilnehmer des Lehrgangs diskutieren ihre Vorgangsweise in diesen Fällen in Kleingruppen und präsentieren dann ihre Ergebnisse. Im Plenum wird nochmals über die einzelnen Ideen reflektiert. Diese Sequenzen sind für die Teilnehmer immer ein Highlight. Sie erhalten Einblick in die Praxis und können im Austausch mit den Kollegen ihre Ideen überprüfen bzw. neue Ideen gewinnen. Dadurch wird die Rolle des Trainers und auch die „nicht sichtbare Arbeit“ außerhalb des Seminarraums immer deutlicher.

Vor dem Training:

Wie sieht Ihre Vorbereitung für den Trainingstag aus? Inhalt, Ziel, …?

DI Wolfgang Paul Eisserer (Braining): Vorabfragebogen entwickeln, versenden (mit der Bitte an die Teilnehmenden, ihn noch vor Beginn des Seminars ausgefüllt zu retournieren) und hoffen, dass wertvolle Infos noch dazukommen. zB so:

  • Frage 1: Die Real-Situation: Was macht unsere (Zusammen)Arbeit mühsamer als nötig? Erinnern Sie sich an konkrete Situationen, in denen Sie sich eine Verbesserung gewünscht hätten? Welche Situationen waren das? (bitte 2-3 Situationen finden) Nun versuchen Sie herauszufinden, was in der jeweiligen Situation fehlte, um sie besser zu durchleben, und notieren Sie bitte das Resultat.
  • Frage 2: Persönliche Wünsche und Interessen: Welche persönlichen Wünsche und Interessen verbinden Sie sonst noch mit dem Seminar?
  • Frage 3: Erfolgsmessung: Woran werden Sie nach dem Seminar erkennen können, dass es auch für Sie erfolgreich war?

Egal, ob und wie viele Antworten reinkommen: es ist/war ein „Lernangebot“ und ich darf nicht erwarten, dass sich jeder die Zeit dafür nimmt. Alle, die nicht antworten konnten, haben am Beginn des Seminartages nochmals die Möglichkeit, ihre Gedanken einzubringen; alle, die geantwortet haben, werden dadurch belohnt, dass ihre Antworten bereits auf der Pinnwand angeführt sind.
Ganz allgemein werden als mögliche Inhalte die acht Faktoren aus dem TwinStar vorbereitet, die über das Betriebsklima bestimmen. Liefern die Antworten konkrete Ansatzpunkte, werden entsprechende Impulse und Kommunikationsmodelle vorbereitet.
Als Ziel wird mit den Teilnehmenden am Beginn eine Maßnahmen-Liste vereinbart, in der alle ihre individuellen Beiträge zur Verbesserung des Betriebsklimas festhalten.

Günther Mathé, MBA (careercenter): In unserer Trainerausbildung lernen die angehenden Trainer, dass eine gute Vorbereitung wesentlich für den Trainingserfolg ist, ein gutes Training aber meist von der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Trainers abhängt.
Wichtig ist, die Hardfacts der Firma zu kennen: Wie ist der Webauftritt der Firma? Wie tritt sie in sozialen Medien auf. Ein Trainer sollte sie auch Leitbilder, Kataloge und zusätzliche Firmeninfos zuschicken lassen, um sich wirklich über Produkte und das Kerngeschäft genau zu informieren. Sehr oft gibt es eine Infomappe für neue Mitarbeiter, die dem Trainer auch behilflich ist, sich gedanklich gut auf die Firma und deren Mitarbeiter einzustellen.
Jeder Trainer sollte, auch wenn kein persönliches face to face Gespräch mit einer Führungskraft oder Teamleiter möglich ist, zumindest ein längeres Telefonat führen, um Details über die Mitarbeiter der einzelnen Teams rauszufiltern und um mögliche Bedürfnisse, Wünsche, Erwartungen für das Training abzuklären.
Gerade bei einem Teambuilding ist es sinnvoll, den Mitarbeitern im Vorfeld eine Infomail zu schicken, wo wichtige Eckdaten über das Hotel, den Seminarablauf und Dresscode beinhaltet sind. Bei Outdoortrainings kommt es immer wieder vor, dass Mitarbeiter im Anzug oder Frauen mit hohen Schuhen auf Grund fehlender Vorfeldinformation, die Übungen nicht mitmachen können bzw. wollen. Das kann man mit einem Infomail fein umgehen.
Wir empfehlen in der Ausbildung auch, bei Teambuildingseminaren immer mindestens zu zweit auf ein Training zu fahren, um möglichst spontan und flexibel zu bleiben. Gruppendynamische Aspekte und Wetter lassen es oft nicht zu, am geplanten Ablauf festzuhalten.
Die Trainer bekommen von uns während ihrer Ausbildung eine eigene Trainermappe mit den wichtigsten Inhalten und Übungen für persönlichkeitsbildende Seminare, um sich wirklich schnell auf ungewisse Rahmenbedingungen einstellen zu können. Diese Übungen trainieren wir während unserer Ausbildung, damit für fast jede Situation der Trainer eine Übung mit wenig Vorlaufzeit und Material parat hat.

Mag. Paul Bischofberger (Team|Manufaktur): Um hier gewissermaßen auch gleich die Antwort auf die nächste Frage vorwegzunehmen, nämlich, wie flexibel das Teambuilding ist, um spontan auftretende Anforderungen abzufedern und aufzufangen: bei Teamklausuren gehen wir davon aus, dass das Konzept, das wir im Vorfeld erstellt haben, nicht eins zu eins halten wird. Das unterscheidet diese Art von Veranstaltung von klassischen Trainings, und wir verwenden in so einem Fall auch gar nicht so gerne den Begriff Teamtraining als vielmehr den Begriff Teamklausur oder Teamtag.
Gerade wenn im Rahmen der Vorgespräche klar wird, dass die organisationsseitigen Ziele etwas unklar oder, wie in dem von Ihnen angeführten Beispiel, fast schon ein Schuss ins Blaue sind, bestehen wir darauf, sämtlichen Teilnehmern im Vorfeld einen Kurzfragebogen zusenden zu dürfen, in dem wir sie fragen, was aus ihrer Sicht für die Klausur relevante Themen wären, worüber wir besser nicht sprechen sollten, mit was für Gefühlen sie in die Klausur gehen u.a.m.
Im Rahmen unserer Ausbildungsgänge für Trainer und/oder Moderatoren bearbeiten wir diesen Punkt insofern ausführlich, als wir u.a. verschiedene technische Möglichkeiten vorstellen und besprechen (Papier-Bleistift, Mailumfrage, Online-Umfragetools) und exemplarische Umfragen für verschiedene Ausgangssituationen erstellen.

Bei obiger Ausgangssituation würde ich u.a. auf jeden Fall folgende zwei Fragen stellen:

  • Bitte beschreiben Sie die Stimmung in Ihrem Unternehmen auf einer Skala von Null bis Zehn, wobei Null bedeutet, dass die Stimmung nicht schlechter sein könnte und zehn, dass die Stimmung nicht besser sein könnte.
  • Wenn Sie nicht Zehn angekreuzt haben: Was müsste Ihrer Ansicht nach geschehen, damit Sie Ihren Punkt um zwei höher setzen würden als Sie dies zuvor getan haben?

Über die Team|Manufaktur-Homepage haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sämtliche Fragen – anonym – zu beantworten, und in dem beschriebenen Fall würde tatsächlich auch jedes Team einen jeweils eigenen Zugang zur Umfrage bekommen. Auf Basis dieser Antworten entwickeln wir dann das Konzept für den Teamtag und reduzieren gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass wir mit einem unpassenden Konzept in die Veranstaltung gehen.

Mag. Anna Langheiter (design.train.mastery): Also ganz spontan – im ersten Moment würde ich ablehnen. Dann würden mich die Lust und die Neugierde packen. Inhaltlich ist das kein Training, sondern eine Team-Moderation. Beim Training geht es um die Vermittlung von Inhalten, das sehe ich hier nicht gegeben. Hier geht es für mich darum, die Probleme, die zur Unzufriedenheit führen, herauszukristallisieren und dann herauszufinden, was von wem geändert werden kann (was kann der Einzelne, ein Subteam, das Gesamtteam machen, was die Führung bzw. sonst wer). Ich würde aufgelockert mit einer

  • Starten würde ich mit kurzen Teaminteraktion (PerspActive von Metalog, bei der das Team eine Aufgabe lösen muss, was nur unter Einbeziehung aller Teilnehmenden und Sichtweisen möglich ist), mit einer Begriffsbestimmung mit den TN beginnen und auch abfragen, wie die beiden Themen voneinander abhängig sind. Dann positioniert sich der Einzelnen auf einer Skala von 1-10: wo stehe ich gerade in Bezug auf Zufriedenheit und Loyalität. Dann wird ergänzt, wo der Einzelne gern wäre.
  • Nach dieser Skalierung würde ich erarbeiten lassen, was es braucht, damit man vom Jetzt-Punkt zum Zukunftspunkt kommt. Das Ganze über ein Anti-Brainstorming nach dem Motto: wie kann man es noch schlimmer machen. Die negativen Aussagen in positive umdrehen.
  • Darauf aufbauend Themenblöcke bilden, Lösungsideen kreieren lassen, und mit Aktionsplan konkretisieren lassen.
  • Als Abschluss würde ich noch eine Interaktion machen (z.B. Tower of Power, Complexity, Stackman) die das jeweilige Team stärkt.

Isabella Schnabel (Easy Train): Wenn es im Vorgespräch mit Personalverantwortlichen nicht gelungen ist, konkrete Ziele zu definieren, wird es auch nicht gelingen, ein Training durchzuführen, das mehr als ein „incentive“ sein soll. Die Nachhaltigkeit ist daher in diesem Fall nicht gewährleistet. Gleicht eher einem Arbeiten „ins Blaue“ – machen wir halt irgendwas, bevor wir den Auftrag nicht bekommen. Diese Vorgangsweise wird von mir als Geschäftsführerin und selbst aktive Trainerin nicht unterstützt.

Michaela Baumgartner (Group Austria): Vorbereitung für 3 Seminarangebote – die Mitarbeiter können aus diesen 3 unterschiedlichen Themen für diesen Tag – im Vorfeld –  ihre Priorität wählen. Das meist gewählte Thema wird als erstes Seminar abgehalten. Mögliche Folgeseminare könnten folgen.

  • Thema 1: Teambildung: Aktivitätsseminar mit Erlebnisfaktor
  • Thema 2: Kommunikationsseminar: Wie höre und verstehe ich mein Gegenüber besser
  • Thema 3: Körpersprache: Wie wirke ich und wie will ich wirken

Ziel dahinter ist, die Mitarbeiter mitbestimmen zu lassen. Es geht um Zufriedenheit und Loyalität. Das beginnt bei der Mitwirkung und Mitentscheiden des Einzelnen.

Tag des Trainings:

DAS wäre ja kaum zu erwarten gewesen: Jedes Team ist unterschiedlich strukturiert, hat verschiedene Herausforderungen und Zielsetzungen. Wie flexibel ist das Teambuilding im Laufe des Trainings-Tages, um die spontan auftretenden Anforderungen abzufedern und aufzufangen?

Günther Mathé, MBA (careercenter): Ein guter Trainer hält nicht zwangsweise an seinem Konzept fest, sondern erkennt was für die Gruppe gerade wichtig und dringend ist.
Entscheidend für die Flexibilität des Trainers ist natürlich, was die vorgegebenen Rahmenbedingungen der Personalabteilung sind. Ist der Personalabteilung wichtig, dass jedes Team genau das Gleiche macht? Gibt es im Jahr darauf aufbauende Trainings dafür, die als Basis einen Teil der Übungen und Inhalte brauchen?
Wir üben mit den Trainern in der Trainerausbildung in verschiedenen Settings, wie sie sich in veränderten Rahmenbedingungen verhalten können. Der Trainer muss erkennen, dass es wichtiger ist, die Leute in ein gutes Gefühl zu versetzen, als zwanghaft das vorbereitete Programm durch zu machen.
Der zweite Trainer unterstützt den Haupttrainer in seiner Spontanität. Wenn man merkt, dass die nächste geplante Übung jetzt unpassend für die Gruppe ist (weil sich das Wetter ändert oder die Übung zB bereits bekannt ist), bereitet der Co Trainer einen anderen Part vor und keiner der Teilnehmer wird es merken.
Wenn man merkt, dass ein Team bei diversen Themen Schulungsbedarf hat, dann muss man das in der Nachbesprechung unbedingt in der Personalabteilung deponieren.

Michaela Baumgartner (Group Austria): Dadurch dass eine persönliche Wahl zum Thema getroffen wurde, ist eine Motivation zum Thema zu erwarten. Die Tagesplanung ist mit Theorie und Praxis soweit ausgearbeitet, dass eine gute Balance besteht. Das Grundsätzliche ist, dass bei diesen Themen Teambuildungssequenzen so eingebaut sind, dass reger Austausch erwünscht ist.

Mag. Anna Langheiter (design.train.mastery): Da ja nicht als Training, sondern als Moderation angelegt, äußerst flexibel. Je nachdem, was die Gruppe hier braucht, würde ich mit Teamtools variieren bzw. den jeweiligen aktuellen Aspekt stärker herausarbeiten. Die inhaltlichen Themen können zeitlich gut angepasst werden – vielleicht braucht es dafür an der einen oder anderen Stelle eine straffere Moderation.

Isabella Schnabel (Easy Train): Jedes Training muss so konzipiert sein, dass der Spagat zwischen den Zielanforderungen des Auftraggebers und der am Seminar teilnehmenden Personen geschafft wird. Wir sind als Trainer beiden „Kunden“ gegenüber gleich verpflichtet. Eine Zielabfrage zu Beginn jedes Trainings ist daher unerlässlich. Die Kompetenz – sowohl fachlich als auch methodisch – des Trainers muss daher gewährleisten, dass die diesbezügliche Flexibilität gegeben ist. Der Gestaltungsrahmen des Trainings muss bis zu gewissen Grenzen variabel sein.

DI Wolfgang Paul Eisserer (Braining): Klar, bei jeder Durchführung werden die gesammelten Situationen anders aussehen, die Hauptprobleme werden idR zu 75% deckungsgleich sein. In der Vorbereitung werden aber mehrere Lernangebote vor-ausgewählt, so dass gruppenspezifisch am besten passende In- und Outdoor-Übungen angeleitet, durchgeführt und anschließend reflektiert werden können. Meine Empfehlung sieht nicht nur in fachspezifischen Themenbereichen eine mehr moderierende Rolle; Inspirationen durch den Trainer nur dann, wenn sie konkret zur Lösung beitragen können; jedenfalls mit Vertrauen in die Lösungskompetenz der Gruppen. Dh flexibel in der Auswahl der zu behandelnden Themen (Gruppenarbeiten und Trainer-Impulse) und in der Auswahl der vorbereiteten Team-Übungen.

Was ist das wichtigste für einen Trainer, der ein Teambuildingseminar abhält?

Günther Mathé, MBA (careercenter): Weniger ist mehr. Nur weil man nur einen Tag Zeit hat, sollte der Trainer nicht versuchen, alles Mögliche unter zu bringen. Es ist nur ein Tag – und daraus wird das Beste gemacht.
Gerade Teambuildingseminare verlaufen sehr oft nicht nach Plan. Einen gut ausgebildeten Trainer erkennt man daran, dass er in nicht genau geklärten Rahmenbedingungen mit einer unbekannten Gruppe trotzdem weiß, was zu tun ist.

Wie vermitteln Sie Ihren TtT-Teilnehmern tatsächlich Spontaneität für unerwartete Situationen? Geht das überhaupt?

Mag. Anna Langheiter (design.train.mastery):

  • Spontaneität ist nicht der Ersatz für mangelhafte Vorbereitung sondern die Möglichkeit, auf einen reichen Schatz an Methoden und Erfahrungen zurückgreifen zu können, um aus einer unerwarteten Situation heraus den richtigen nächsten Schritt zu setzen.
  • Einerseits geht es also um Tipps und Tricks, die das Trainerleben erleichtern, sodass Spontaneität gar nicht nötig ist. Bei guter Planung und Vorbereitung haben Trainer eher den Kopf frei dafür, im Raum spontan zu reagieren. Wenn man als Trainer gedanklich mehr im Inhalt ist, als bei der Gruppe, wird es schwierig.
  • Andererseits geht es um authentisches Charisma, sicheres Standing und auch eine natürliche gewinnende Ausstrahlung. Deshalb habe ich gemeinsam mit Dale Carnegie Training eine neue Trainerakademie für kreatives Trainingsdesign und lebendiges Delivery entwickelt.

Wie stellen Sie sicher, dass die einzelnen Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden?

DI Wolfgang Paul Eisserer (Braining): Die Entscheidung darüber kann ich den Teilnehmenden nicht abnehmen. In meiner Verantwortung sehe ich, den Tag möglichst einladend zu gestalten, ihnen Mut zu machen und mit positiven Emotionen die Hemmschwellen zur Umsetzung möglichst gering zu halten. Zusätzlich kann ich noch transferfördernde Übungen (wie zB den allseits bekannten „Brief an sich selbst“) und jedenfalls nach einer Zeitspanne von ca 1 Monat daran erinnern, was alle vorgehabt haben und den Austausch von Erfolgs- und Erfahrungsberichten anregen.

Und das können Sie alles in nur einem Tag erreichen?

DI Wolfgang Paul Eisserer (Braining): Besser wären zwei; bzw ein dazwischen drüber-schlafen, da bewegt sich in der Regel etwas, das den Änderungsprozess und die Lernbereitschaft fördert. Aber ein erfahrener Trainer kann mit einer entsprechenden Vorbereitung auch in einem Tag Nachhaltiges bewirken, wobei für die Vorbereitung von nur einem Tag mehr Zeit geplant werden muss, als für zwei Tage; ein Tag statt zwei bedeutet nicht nur ein „Weglassen“ von Übungen und Inhalten!

Warum werden solche Aufträge immer wieder an Trainer weitergegeben, obwohl sie nicht besonders effizient sind?

Mag. SabineProhaska (seminar consult): Dafür gibt es mehrere Gründe:

Trainingsmaßnahmen werden oft als Feigenblatt benutzt. Nach dem Motto „Die GF hat ja etwas zur Stimmungsverbesserung getan, sogar Ressourcen dafür zur Verfügung gestellt. Also bitte beklagt euch nicht weiter!“ Ein Trainingstag- extern ausgelagert- ist natürlich bequemer, als sich in einen Prozess zu begeben und Dinge wie Kommunikation, Kompetenzaufteilungen, etc. im Unternehmen ernsthaft zu hinterfragen.

Ein weiterer Grund ist oft Unwissenheit der Auftraggeber darüber, wie Lernen und Verhaltensänderungen funktionieren. Das psychologische Wissen darüber, wie Menschen „ticken“ und was sie brauchen, fehlt.  In meinen Seminaren für Personalentwickler  zum Thema „Training, Coaching & Co“ bin ich sehr häufig mit unrealistischen Vorstellungen und Erwartungen konfrontiert. Dabei kann man aber den Kosten/Nutzen- Effekt erhöhen, wenn man dieses Wissen nutzt und die Angebote besser anpasst.

Wie wichtig ist denn Spontanität für einen Trainer bei Teambuildingveranstaltungen?

Mag. Paul Bischofberger (Team|Manufaktur): Meiner Ansicht nach ist das eine der wesentlichsten Voraussetzungen, um hier einen guten Job zu machen. Und an der Stelle trennt sich für mich auch die Spreu vom Weizen. Diese Flexibilität setzt ja nämlich auch voraus, dass man gewissermaßen offenen Auges ins Unbekannte läuft ohne auch nur eine Idee davon zu haben, wohin diese Reise führen wird. Das ist der große Unterschied zum klassischen Training: hier weiß ich ganz genau, wann ich was mache, worüber ich wann in welcher Form spreche, welche Übungen ich wann einsetze und was am Ende des Tages herauskommen sollte. Natürlich kommt es auch hier vor, dass ich meine Inhalte auf die Schnelle dem Teilnehmerwissen bzw. den Teilnehmerinteressen anpassen muss, und bspw. die eine oder andere Übung oder einen Theorieblock kurzfristig rausnehme und durch einen anderen ersetze. Aber weder meine Kollegen noch ich haben es jemals erlebt, dass wir das gesamte Trainingsdesign über den Haufen werfen mussten.
In Teamklausuren ist das eher die Regel denn die Ausnahme. Hier arbeite ich uneingeschränkt prozessorientiert. Wirklich klar sind für mich normalerweise nur die ersten ein, zwei Stunden des ersten Klausurtages, wenn es darum geht, ebendiese teamrelevanten Themen zu erheben. Sobald diese bekannt bzw. benannt sind, entscheide ich spontan, wie ich welches Thema bearbeitbar mache.
Genau daran arbeiten wir im Rahmen unserer Ausbildungen für Workshopmoderatoren: einerseits viel Wissen über Teams weiterzugeben, sodass man als Trainer oder Moderator weiß, was machbar und sinnvoll ist und was nicht, andererseits Methodenkompetenz zu vermitteln, sodass die unterschiedlichsten Fragestellungen produktiv bearbeitbar gemacht werden können.

Was bedeutet für Sie Spontanität?

Belinda Veber (Triacon Consulting & Management): „Spontanität; das ist, wenn niemand die Vorbereitung bemerkt“, sagte einmal der französischer Regisseur und Schauspieler François Truffaut. Und genau das stimmt in meinem Fall als Trainerin zu 100%. Wenn mir jemand erzählt, er ist ja so spontan und bereitet sich nur wenig bis gar nicht für seine Trainings und Workshops vor, muss ich mich immer wieder wundern. Meiner Meinung nach sollte jener Grundgedanke zählen: „je besser Du vorbereitet bist, desto freier bist Du im Kopf!“. Übersetzt: Je größer unser Erfahrungskoffer (oder auch Erfahrungsschatz) ist, desto leichter können wir im wichtigen Moment darauf zurückgreifen und können dann auch „spontan“ agieren. Ist unser Erfahrungskoffer aber eher ein Köfferchen, dann sollten wir uns noch besser vorbereiten. Dazu zählt natürlich auch, für wen wir diesen Workshop machen und mit welchem Ziel die Teilnehmer nach Hause gehen.

 


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Die Gesprächspartner

 

 

eisserer-wolfgang-150_qDI Wolfgang Paul Eisserer
Berater & Trainer

Wolfgang Paul Eisserer

www.braining.at


mathe-guenther-careercenter-150_q

Günther Mathé, MBA
Geschäftsführer

careercenter

www.careercenter.at


langheiter_annaMag. Anna Langheiter
Lehrgangsleitung

Dale Carnegie Austria – design.train.mastery

www.dale-carnegie.at/TtT


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Mag. Paul Bischofberger
Geschäftsführender Partner

Team|Manufaktur GmbH

www.team-manufaktur.at


prohaska_sabine_150_qMag. Sabine Prohaska
Inhaberin

seminar consult

www.seminarconsult.at


baumgartner-michaela-groupAustria_150_qMichaela Baumgartner
Geschäftsführerin

Group Austria – besser leben mit Bildung

www.group-austria.at


schnabel-isabella-easyTrain-150_qIsabella Schnabel

Easy Train GmbH


veber_belinda_150_q Belinda Veber

Triacon Consulting & Management GmbH


selan_eva_150Interview durchgeführt von

Mag. Eva Selan, MSc
Geschäftsführerin

HRweb
Eva.Selan@HRweb.at
www.HRweb.at

Autoren-Profil | Eva Selan


Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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