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Burn Out hat einige Tücken auf Lager. Eine der größten ist, dass es für Betroffene oftmals schwierig ist, sich Burn Out selbst einzugestehen. Und es Freunden / Kollegen / dem Arbeitgeber gegenüber zuzugeben. Da spielen auch jede Menge Ängste eine Rolle. Teilweise sind es „nur“ interne Ängste, teilweise jedoch handfeste Konsequenzen. Meine Experten-Runde gibt mir im Interview Einblick in unterschiedliche Blickwinkel.

Interview

Interview-Happen

Ein langes Interview zum Thema Burnout erscheint in Einzel-Happen ⇒ hier werden nun alle Burn Out-Themen gesammelt.

 

Ich beginne das Gespräch zum Thema Burn Out mit einer sehr offenen Fragestellung und strukturiere die Antworten für Sie – meine Leser – im Anschluss. Hier die Einstiegs-Frage: Gibt es mitunter auch große Hemmungen, sich Burnout selbst einzugestehen? Und/oder es dem Vorgesetzten / Arbeitgeber gegenüber offen auszusprechen? Mit welchen Ängsten sind Betroffene konfrontiert? Welche Konsequenzen kann es für Betroffene tatsächlich haben?

Der Weg ins Burn Out

DI Elisabeth Alder (Alder Consulting): Tough, erfolgreich und unbegrenzt belastbar so sieht das Idealbild in der Wirtschaft aus und ähnlich das Idealbild im Sozialbereich: immer professionell und unbegrenzt belastbar. Sich eigene Grenzen zugzugestehen und das als Realitätssinn und Stärke zu verkaufen, ist in dieser Welt nicht leicht. Völlig irreale Selbstbilder sind gefährlich für den einzelnen und für das Unternehmen, weil nach dem Fliegen der Crash kommt.
Das erkennt, wer drüber erwachsen reflektieren und die Situation analysieren kann. Ab einer gewissen Stufe im Burn Out gibt es aber nur mehr den Tunnelblick und da zieht sich alles zusammen auf „Schaffen“ und „Nicht Schaffen“.

Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Ein Phänomen ist ja, dass die Betroffenen es selbst nicht sofort bemerken und erst wenn der Körper nicht mehr mitspielt durch Krankheit die Erkenntnis gewinnen. Die Angst, die viele haben ist natürlich, dass sie den Arbeitsplatz und somit die geschaffene Existenzgrundlage verlieren.

Volker Sotzko, MSc (KICK OFF): Betroffene Menschen werden auch von Ängsten und/oder Angst vor Panikattacken gequält. Diese werden kaum angesprochen. Genauso wie die Lustlosigkeit bis hin zur Apathie gegenüber Kollegen, Prozessen etc. Die Konsequenzen können dementsprechend weitreichend sein.

Wie noch?

Mag. Regina Nicham (IBG): Zur Burnout-Symptomatik gehört auch die Verleugnung der eigenen Burnout-Gefährdung bzw. der ersten Symptome. Deswegen gestehen sich die Betroffenen selbst erst in weit fortgeschrittenen Stadien oder wenn es wirklich nicht mehr geht die Burnout-Symptomatik ein. Verleugnung der Realität und Verdrängung von Symptomen und auch Veränderungen (auch in Hinblick auf die Arbeitsleistung und Situation) erschweren es den Betroffenen sich Unterstützung zu suchen und darüber zu reden.

Mag. Renate Strommer (ASO & WiLAk): Der Mensch will grundsätzlich funktionieren und sein Aufgaben meistern. Die Entwicklungsstufen von Burn Out zeigen, dass der Antrieb zu leisten und noch mehr Einsatz zu leisten, wenn ein Lebensbereich nicht so funktioniert wie erhofft, die Entwicklung von Burn Out unterstützen kann. Die persönlichen Antreiber leisten ihren Betrag. Daher ist es für die Betroffenen schwer, sich diese Belastungen einzugestehen, weil alles wirksam wird, was aus der Lebensgeschichte an Beziehungserfahrung gesammelt wurde. Wartet der Mensch lange zu, kann die Entwicklung bis zum gesundheitliche Zusammenbruch führen mit allen Konsequenzen eines langfristigen Arbeitsausfalls.
Dabei wäre ein begleiteter Entwicklungsprozess in einem frühen Stadium berufsbegleitend konstruktiv gestaltend möglich.

Mag. Carmel Lee Paul, MSc (ITO): Wir gehen davon aus, dass „Minderleister“ nicht unbedingt ins Burn Out schlittern, sondern solche Menschen, die ständig über ihre körperlichen und mentalen Grenzen gehen. Zuerst unter Umständen mit großer Begeisterung, Pausen werden nicht regelmäßig eingelegt, Ermüdung wird negiert. Wenn dann irgendwann die Sinnhaftigkeit in Frage gestellt wird, ohne eine Änderungsmöglichkeit zu sehen, wird es möglicherweise riskant. Viele überspielen im Gespräch die Probleme, versuchen gute Miene zu machen.
Natürlich fühlen sich Betroffene gewissermaßen stigmatisiert, Selbstständige glauben nicht anders zu können, Angestellte haben sehr oft Angst um den Job.
Achtung: Meistens sind es die Anderen, die es merken, die schon längst ständig darauf hinweisen. Der Betroffene reagiert darauf meistens unwillig, kann/will es nicht wahrhaben.

Ängste & Berufliche Konsequenzen von Burn Out

Mag. Ulrike Kriener (AUMAIER COACHING | CONSULTING): Meist hindern Existenzängste, die mit der Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes verknüpft sind, die Betroffenen, offen darüber zu sprechen. Auch Gefühle der Scham, krank zu sein, nicht gut genug zu sein, nicht mehr hilfsbereit, nicht mehr alles zu schaffen, oder nicht mehr alles unter Kontrolle zu haben, bzw. das Gefühl versagt zu haben, können ein offenes darüber Sprechen verhindern.

Dr. Josef Krobath (bfi): Burn Out wird gesellschaftlich eher akzeptiert und toleriert als Depression, obwohl hier die Grenzen schwer zu ziehen sind. Es läuft fast nach dem Motto: Wer noch kein Burnout hat kann kein „Guter“ sein. In unserer leistungsorientierten Gesellschaft ist es schwierig öffentlich Schwächen einzugestehen. Wer nicht mehr leistungsfähig erscheint, läuft Gefahr vom System ausgeschieden zu werden. Wesentlich ist die informelle Unternehmens- und Führungskultur. Wie wird informell mit Schwächen, persönlichen Krisen und Krankheit umgegangen?

Mag. Brigitta Giselbrecht (bGesundheitsmanagement): Die Ängste sind unterschiedlich, aber in den meisten Fällen geht es um die Existenzangst, um die Angst, die Arbeitsstelle oder die Position zu verlieren. Sabbaticals, Vernetzen, wie mobile workplace, und Arbeitsteilung, wie topsharing, sind noch keine Selbstverständlichkeiten in den Unternehmen.
Burn Out wird häufig als Schwäche aufgefasst, oder die Mitarbeiter werden sogar als Simulanten abgestempelt.

Was noch?

Mag. Susanne Hickel (Health Consult): Selbstverständlich gibt es Hemmungen – auch wenn landläufig neben dem negativen Bild „Der ist nicht stressresistent genug…“ auch die Würdigung erbrachter Leistung besteht: „Burnout hat nur wer einmal gebrannt hat“.

Mag. Regina Nicham (IBG): Den Betroffenen fällt es schwer sich einzugestehen, dass sie selbst nicht mehr können und auch den äußeren wie den inneren Ansprüchen nicht gerecht werden können. Versagensängste und auch Verlustängste sowie Existenzängste spielen in diesem Zusammenhang immer wieder eine wichtige Rolle.

Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Viele Betroffene, die einmal ein Burnout hatten, berichten, dass sie danach nicht mehr so hart arbeiten konnten wie davor – das schränkt natürlich in vielen Firmen karrieretechnisch ein oder man wird auf weniger anspruchsvolle Tätigkeiten reduziert. Daher ist es ja so wichtig, präventiv zu handeln.

Die Arbeitgeber-Seite von Burn Out

Mag. Ulrike Kriener (AUMAIER COACHING | CONSULTING): Arbeitgeber gehen unterschiedlich mit Burout-Betroffenen um. Viele Arbeitgeber bringen Verständnis für einen längeren Ausfall bei Bur Oout auf. In jedem Fall ist es wichtig den Ausfall auch mit Manpower zu überbrücken, damit kein weiterer Burn Out-Fall im Team auftritt, weil das Team voll den Ausfall kompensieren muss. Für die Überbrückungszeit kann eventuell jemand Stunden erhöhen, oder jemand aus einer anderen Abteilung, wo gerade weniger zu tun ist, Arbeit übernehmen, oder ein Praktikant kann unterstützen etc.

Mag. Susanne Hickel (Health Consult): Wann und wie sich Betroffene mit ihrem Burnout(verdacht) an ihren Arbeitgeber wenden sei sorgfältig überdacht. Ich mache sehr oft die Erfahrung dass Betriebe ihre Mitarbeiter gut unterstützen in Krisenzeiten, Führungskräfte Erstaunliches leisten und Kollegen mit Verständnis reagieren. Selbstredend dass das nicht immer so ist, gerade Ältere oder weniger Qualifizierte befürchten (nicht immer unbegründet) negative Konsequenzen.

Mag. Sabine Prohaska (seminar consult): Wie mit dem Thema umgegangen wird hängt von der jeweiligen Unternehmenskultur ab. Es gibt Firmen, die ganz tolle Programme zur Vorbeugung und Behandlung entwickelt haben. Sie gehen mit dem Thema aktiv und transparent um. Es gibt aber auch Unternehmen, in denen Burn Out als Fake und die Betroffenen als „Schauspieler“ gelten. In zweiter Unternehmenskultur stoßen Betroffene auf Ablehnung und Unverständnis. Hier ist leider auch tatsächlich mit negativen Konsequenzen zu rechnen, wenn man seine Erkrankung offen anspricht.

Wie noch zusätzlich?

Eva-Maria Schneider: Zu Burn-Out kommt es, wenn Mitarbeiter sich selbst nicht richtig spüren, eigene Grenzen übergehen und Überlastungssymptome nicht rechtzeitig wahrnehmen. Zunehmende Arbeitsanforderungen und hoher Druck machen es notwendig, achtsam mit sich selbst, seiner Zeit und seiner Leistungsfähigkeit umzugehen. Führungskräfte sind gefordert, ihren Mitarbeitern einen Weg aufzuzeigen, der Burn-Out entgegenwirkt, wie zum Beispiel das Angebot von Achtsamkeitstrainings. Dabei können die Mitarbeiter lernen, mit geringem Aufwand während der Arbeitszeit Achtsamkeit zu üben. Durch Körper- und Atemwahrnehmung spüren Mitarbeiter gezielt körperliche Blockaden auf. Sie lernen Übungen, die Entspannung und Stressabbau bewirken und Konzentration und Leistungsfähigkeit steigern.

Mag. Brigitta Giselbrecht (bGesundheitsmanagement): Führungskräfte haben die Aufgabe auf die Veränderungen bei ihren Mitarbeitern zu reagieren. Wenn ein Mitarbeiter plötzlich öfter krank ist oder häufig krank in die Arbeit kommt, wenn regelmäßig Überstunden im Ausmaß von ca. 10 Wochenstunden geleistet werden, wenn plötzlich gravierende Veränderung am Verhalten oder bei der Leistung bemerkt werden, muss die Führungskraft reagieren.
Um Burnout offen ansprechen zu können, braucht es ein Vertrauensverhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Die Beziehung muss keine freundschaftliche oder kumpelhafte, und gar nicht väterlich oder mütterlich sein. Sie muss einfach Sicherheit, Anerkennung und Vertrauen vermitteln. Wenn die Beziehung nicht vertrauenswürdig ist, kann eine offene Aussprache über Burnout problematisch werden. Dann ist es sicher besser eine externe Fachperson wie einen Arbeitspsychologein mit einer Ausbildung zur Bunoutprävention einzubinden.


Die Gesprächspartner

Burn Out | Die schwierigen Nebeneffekte & beruflichen Konsequenzen von BURNOUT

Sabine Prohaska, Burn outMag. Sabine Prohaska
Eigentümerin

seminar consult prohaska

www.seminarconsult.at


Ulrike KrienerMag. Ulrike Kriener
Executive Coach

AUMAIER COACHING CONSULTING GmbH


Elisabeth Alder, Burn outDI Elisabeth Alder
Eigentümerin

Alder Consulting


Camel lee Paul , Burnout Behandlung SymptomeMag. Carmel Lee Paul, MSc
Coach, Consultant

ITO Individuum Team Organisation GmbH


VolkerVolker Sotzko, MSc
Geschäftsführer

KICK OFF Management Consulting GmbH


Josef KrobathDr. Josef Krobath
Inhaltlicher Leiter der Ausbildung zum Diplomierten Coach

bfi – Berufsförderungsinstitut


Regina Nicham, Burn OutMag. Regina Nicham
Arbeitspsychologische Leitung

IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement GmbH


BGM, BGF, betriebliches Gesundheitsmanagement, ÖsterreichMag. Brigitta Giselbrecht
Inhaberin

bGesundheitsmanagement


Corinna LadinigCorinna Ladinig, MBA
Geschäftsführerin

CTC Academy OG


BGM, BGF, betriebliches Gesundheitsmanagement, ÖsterreichMag. Susanne Hickel
Prokuristin, (Kollegiale) Leitung Arbeitspsychologisches Zentrum

Health Consult Gesellschaft für Vorsorgemedizin Ges.m.b.H.


Renate StromerMag. Renate Strommer
Geschäftsführerin

ASO & WiLAk GmbH


HRwebEva-Maria Schneider

Gesundheitsförderung für Frauen


Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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