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Was wenn Coaching nicht Face-to-Face abläuft? Welche Alternativen bieten sich, worin liegen die Vorteile, wer-wie-was-wo-wozu? Ein Streifzug durch Online-Coaching, Telefon-Coaching und Coaching Apps.

Ich starte heute eine 4teilige Interview-Serie zum Thema Online-Coaching, Coaching-Apps & Co. Zu diesen Experten-Interviews lade ich Business Coaches und frage nach ihren Erfahrungen.

Interview

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Muss Coaching persönlich stattfinden oder zumindest eine persönliche Komponente beinhalten, um zielführend zu sein?

Veronika Aumaier MAS, MSc (AUMAIER Coaching Consulting): Im Regelfall wird beim Business Coaching für die mit dem Unternehmen vereinbarten Zielsetzungen sehr wenig Zeit in Form von Coachingeinheiten zur Verfügung gestellt. In nur 5×2 Stunden sollen Change-Vorhaben begleitet oder Leadership-Verhalten entwickelt/verändert werden. Das erfordert vor allem ein intensives, vielfältiges methodisches Arbeiten, dessen Effektivität durch persönliche Treffen fernab vom Arbeitsumfeld unterstütz wird. Methoden, die nur persönlich zur Anwendung kommen können sind bspw. Miniaturen aus der Strukturaufstellung zur Zielerreichung und Entscheidungsfindung oder zur Teamkultur-Stärkung.  Auch Palo Alto Coaching und Entstressungs-Übungen zur emotionalen und mentalen Stärkung sind vor allem in einem persönlichen Setting wirkungsvoll. Aufgabenlandkarten, Schnittstellendefinitionen, Prozesse und Abläufe, die mit Bodenankern, Flipcharts oder Moderationskarten gemeinsam entwickelt werden sind ebenfalls Präsenzmethoden. Zusätzlich garantiert ein persönliches Treffen Diskretion für den Coachee – keiner schaut zu, keiner hört mit, keine Schriftlichkeit des Prozesses.

DI Elisabeth Alder (Alder Consulting): Wenn Sie sich an Yaloms Die Schopenhauerkur erinnern, wo es einem therapieresistenten Patienten gelingt, sich selber durch das Lesen von Schopenhauer zu helfen, dann wird klar, dass sehr unterschiedliche Wege erfolgreich sein können, um das Wachstum eines Menschen zu unterstützen. Das gilt im persönlichen Bereich und noch viel mehr im beruflichen. Es muss nicht immer Aug in Aug mit einem Coach passieren. Was wir dann Coaching nennen und was ganz anders, das wird die Zukunft zeigen.

Miglena Doneva (ITO Individuum Team Organisation): Für mich sollte Coaching immer eine persönliche Komponente enthalten. Ich bin sogar persönlich davon überzeugt, dass die Coach-Präsenz die wichtigste Komponente im Coaching ist.

Mag. Sabine Prohaska (seminar consult): Die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie hält in allen Bereichen des beruflichen und privaten Lebens Einzug. Somit ist es naheliegend, sich auch beim Coachen dieser Technik zu bedienen. Die zentrale Frage lautet „wie“ und „wann“ man diese Technik nutzt.
Als Coach professionell zu sein bzw. zu arbeiten – bedeutet beim Einsatz von digitalen Medien  zunächst, sich zu fragen:
Was ist der Coaching-Anlass?
Was ist das Coaching-Ziel?
Wer ist der Coachee – und:
Welche Beziehung besteht bereits zum Coachee bzw. den Coachees?
Denn nur abhängig von den Antworten auf diese Fragen kann entschieden werden, inwieweit beim Coaching auch digitale Medien genutzt werden können oder das Coaching ein persönliches Treffen von Coach und Coachee erfordert.
Generell gilt: Treffen Coach und Coachee sich persönlich, dann nehmen sie sich wechselseitig „ganzheitlich“ mit allen Sinneskanälen wahr. Der Coach sieht z.B.: Wippt der Coachee nervös mit dem Fuß? Weicht er dem Blickkontakt aus oder nicht? Usw. Beim digitalen Coaching ist diese Wahrnehmung stets reduziert. Diese „beschränkte Wahrnehmung“ kann zu Fehleinschätzungen führen, zudem erschwert sie den Aufbau einer persönlichen Beziehung.
Es macht gerade beim online Coaching einen Unterschied, ob der Coach den Coachee bereits kennt, und er deshalb seine Person und seine Reaktionen einschätzen kann, oder ob der Coachee sozusagen noch eine „Black box“ für den Coach ist.

Mag. Sebastian Körber (Widdfactory): Nicht bei allen Themen. Themen beispielsweise wie „außergewöhnliches Präsentieren – steuere die Gruppe“ oder „Dominanz ausstrahlen – Nimm den Raum ein“ können auch einfach über microlearning mit InAPP-Videos gecoacht werden. Jeden Tag bekommt der User ein Todo aus einer Microaction, die es dann zu trainieren gilt im Alltag. Der Spaß daran ist, dass der User gleich sieht, wie sich etwas verändert, wenn er das To Do ausführt, wie er beispielsweise mehr Aufmerksamkeit bekommt beim Betreten des Raumes, oder es schafft, dass alle die Handys weglegen, wenn präsentiert wird.

Was halten Sie von Telefon-Coaching?

Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Aus meiner Erfahrung heraus bevorzugen die meisten Menschen in Österreich eine persönliche Komponente – in Deutschland gibt es aber eine Reihe von Coaches, die rein vom Telefoncoaching leben.
Aus meiner Sicht kommt es auf das Thema und die Distanz zum gewünschten Coach an, ob man ein Telefon oder digitales Coaching möchte. Wenn Menschen viel unterwegs sind und sich trotzdem coachen lassen wollen oder einen sehr engen Terminkalender haben, dann ist Telefoncoaching durchaus eine Variante.
Viele kombinieren und bevorzugen das persönliche Gespräch und nehmen in Akut-Situationen oder auf Reisen Telefoncoaching in Anspruch.
Es gibt natürlich auch Coaches, die nur persönliche coachen.

Was ist das Besondere eines persönlichen Coachings?

Mag. Renate Strommer (ASO & Wilak): Persönlich ist Coaching zu verstehen, wenn Coach und Coachee eine Beziehung aufbauen, die die Grundlage für eine gezielt geführte Entwicklungsbegleitung bildet. In diesem Prozess bezieht sich der Coach auf die individuellen Bedürfnisse des Coachees, seine individuelle Situation und Anliegen, sein Einfluss- und Gestaltungsbereich, seine Ziele, Entscheidungen und spannt einen Lösungsraum, in dem der Coachee Lösungswege mit Handlungsstrategien und Ressourcen entwickelt. Basis ist bilaterale Kommunikation. Die Frage des Coaches bezieht sich auf die Antwort des Coachees.
Der Rahmen kann gewählt werden (persönlichen Setting vor Ort oder ein elektronisch unterstütztes Kommunikationsmedium) und hat Auswirkungen auf das was ermöglicht werden kann.
Die Wirksamkeit von Kontexten, Rahmensetzen, Setting, Methodenwahl, etc. gehören zur bewussten Steuerung eines Entwicklungsprozesses.
Systemische Fragestellungen per se ergeben noch kein Coaching. Ein Angebot aus einer Sammlung systemischer Fragen, die Coaching-Apps beispielsweise anbieten, verstehe ich nicht als Coaching und entsprechen nicht den Qualitätsanforderungen der führenden Coaching-Dachverbände.

Was macht den Unterschied zwischen persönlichen Coaching und Online-/App Coaching?

Veronika Aumaier MAS, MSc (AUMAIER Coaching Consulting): Das persönliche Coaching unterstützt im Business Coaching Führungskräfte, ihre komplexe Führungsrolle in organisatorischen, beziehungstechnischen und persönlichen Themenfeldern zu reflektieren. Sie nehmen neue/andere Perspektiven ein und lernen effektive Methoden kennen, durch die Sie Klarheit zur Entscheidungsfindung gewinnen bzw. Verhaltens- und Haltungsänderung vornehmen können.
Online Coachings unterstützen einen begonnen Coachingprozess in der Umsetzung, indem dringende Fragen geklärt werden oder die Kontinuität gesichert wird.
Coaching-Apps im privaten Beriech sind vor allem persönliche Ansporner und Ratgeber für alle privaten Lebenslagen oder gewähren eine Plattform für Hilfe zur Selbsthilfe indem sie Communitites bilden und den Austausch unterstützen.
Coaching-Apps im beruflichen Bereich können als Ergänzung zum Präsenzmeeting den Praxistransfer unterstützen und somit das Gehörte/Gelernte in der Umsetzung gegenwärtig halten.

 

Die Gesprächspartner

Business-Coaching | Alternativen zum Face-to-Face-Coaching


HRwebDI Elisabeth Alder
Eigentümerin

Alder Consulting


HRwebVeronika Aumaier, MAS, MSc
Eigentümerin und Geschäftsführerin

Aumaier Coaching Consulting GmbH


HRweb

Mag. Sabine Prohaska
Eigentümerin

seminar consult prohaska


Online Coaching Apps, DonevaMiglena Doneva
Coach, Programmleiterin Coaching

ITO Individuum Team Organisation GmbH


HRwebCorinna Ladinig, MBA
Geschäftsführerin

CTC Academy OG


HRwebMag. Renate Strommer
Geschäftsführerin

ASO & WiLAk GmbH


Online Coaching Apps, KörberSebastian Körber

Widdfactory


Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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